Der dunkle Pfad (04)

Aus dem persönlichen Journal von Commander Barriss Offee, das kurz nach ihrer Verhaftung in ihrem Quartier im Jedi Tempel beschlagnahmt wurde:

 Zeit 15:5:13, Hyperraum, auf dem Weg nach Sluis Van

Wir werden das Sluis System in etwa sechzehn Stunden erreichen. Dort sollen wir auf den Kreuzer „Reclaimer“ treffen und unsere Ladung, hauptsächlich Bacta, medizinische Geräte und Nahrungsmittel abliefern. Abschließend soll ich mich auf der Krankenstation melden. Deren Leiter ist ein Rodianer namens Belk, von ihm soll ich weitere Anweisungen erhalten.

Lt. offiziellem Missionsbericht, war die Besatzung der „Reclaimer“ unter der Führung eines Admiral Barter und eines Jedi General namens Chi-tong in den letzten Wochen in etliche Kampfhandlungen um und auf Sluis Van verwickelt und hat dabei schwere Verluste hinnehmen müssen. Barter hat Coruschant um Nachschub an Material und Soldaten gebeten, der jedoch bisher nicht eingetroffen sind.

Ich habe gehört, das Ahsoka auf Felucia vermisst wird. Master Skywalker und Master Kenobi suchen nach ihr. Ich bin sicher, dass meine Freundin noch lebt, sie ist so stark. Die Macht ist mir ihr! Ich melde mich wieder, wenn wir Kar‘dann erreichen.

Zeit 15:5:14, Orbit um Sluis Van

Als wir aus dem Hyperraum fielen, landeten wir mitten in einem Trümmerfeld. Offensichtlich ist die Reclainer“ vollständig zerstört worden. Verkohlte Trümmer des Sternzerstörers, die größere waren als unsere kleine Fregatte trieben im Orbit um den Planeten. Dazwischen orteten unsere Sensoren die Leichen von mehr als 200 Klondsoldaten, die wohl beim Auseinanderbrechen des Schiffes in den Weltraum gesogen wurden. Die restliche Besatzung der „Reclaimer“, inklusive Admiral Barter und Chi-tong muss wohl bei der Explosion wohl ums Leben gekommen sein, zumindest kann ich keinen von ihnen in der Macht spüren.

Ich habe darum gebeten, so viele Leichen wie möglich an Bord zu holen, um ihnen ein ehrenvolles Begräbnis zu ermöglichen, doch diese Bitte wurde abgelehnt.

Der Captain unserer Fregatte kontaktierte des Republikanische Hauptquartier auf Commenor und erbat weitere Anweisungen. Wir wurden angewiesen, auf Sluis Van nahe einer kleinen Stadt namens Kar‘daan zu landen, wo eine Militärbasis der Republik eingerichtet wurde. Dort sollen wir auf weitere Anweisung warten.

 Zeit 15:5:14, Kar‘daan

Die Basis ist vollkommen verwüstet. Schn im Landeanflg konnte wir die Spuren des Kampfes, der hier vor kurzem getobt haben muss erkennen. Einige Gebäude waren völlig niedergebrannt, andere schwer beschädigt.

Rund um den Landeplatz fanden wir die Köpfe von rund zwei Dutzend Klonsoldaten, aufgespießt auf langen Stangen. Von ihren Körper fehlt jede Spur. Im inneren der Gebäude, die noch soweit intakt waren, das wir sie betreten konnten, fanden wir noch weitere rund 50 Leichen, die meisten Klone, jedoch auch einige wenige Quarren und Nikto und zwei Menschen, jedoch keine Spur der Droidenarmee der Separatisten.

Die meiste Ausrüstung in der Basis ist entweder völlig zerstört oder geplündert, es gibt hier praktisch nichts mehr, das noch irgendwie verwendbar wäre.

Unter den Trümmern fanden wir nur drei Überlebende: ein Sergeant, der fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war, ein Commander, dem man beide Hände und beide Beine mit einem Vibromesser oder einer Axt abgeschnitten hatte, und ein Trooper mit der Kennung CT-1302 und dem Namen Haskin, der schwere Kopfverletzung hat. Ich habe versucht, dem Sergeant und dem Commander zu helfen, aber ihre Verletzungen sind jenseits aller Heilungsmöglichkeiten, selbst für einen Jedi. Alles was ich tun kann, ist ihren Schmerz zu lindern, bis ihre Zeit gekommen ist.

Es ist uns gelungen Haskin soweit zu stabilisieren, dass wenigstens eine geringe Chance auf Überleben besteht.

Auch wenn es dem Willen der Macht entspricht – manchmal bin ich es leid, ein Heiler zu sein

 Zeit 15:5:15, Kar‘daan

Der Sergeant und der Commander sind heute früh innerhalb von zwei Stunden gestorben. Ich kannte noch nicht einmal ihre Namen.

Haskins‘ Zustand ist stabil, aber er ist nicht bei Bewusstsein.

Wir haben Anweisung erhalten nach Disdani aufzubrechen, einer Stadt weiter im Norden, die die Republik vor Kurzem von den Separatisten zurückerobert hat. Da wir hier nichts mehr tun können, sollen wir unsere Ausrüstung dort abliefern. Es scheint als hätte die Republik keinen Mangel an Bacta und medizinischen Geräten.

Zeit 15:5:18, Disdani

Ich war heute fast 13 Stunden im Operationssaal. 16 Operationen, 9 Überlebende, 7 Tote. Es mag sein, dass die Republik die Separatisten immer weiter zurückdrängt, aber der Preis dafür ist sehr hoch. Während wir in den Kernwelten und im Mid-Rim vor allem gegen alle möglichen Arten von Droiden kämpften sind unsere Gegner hier vielfach Söldner und kriminelle Banden, die von Dooku angeworben wurden, um möglichst großes Chaos anzurichten und das nicht nur in der Armee der Republik, sondern auch in der einheimischen Bevölkerung. Wenn wir eine Stadt erreichen, ist diese häufig komplett vermint, oder Teile davon stehen bereis in Flammen. Frauen, Kinder und Alte sind an einem Platz im Stadtzentrum zusammengetrieben und wenn die Separatisten erkennen, dass sie verloren haben, richten sie diese Leute hin.

In den Holonet Nachrichten sieht man dann zufriedene Klone, die vor einem Haufen zerstörter Droiden posieren, oder einen Jedi General, der ein gerettetes Kind in den Armen hält. Die dutzenden Toten, die es zuvor gegeben hat sieht man jedoch nicht, ebensowenig wie die Befehle, die der Jedi General gegeben hat, um die Stadt zu erobern, oder wie er mit der Macht Granaten in Gebäude gelenkt hat, in den sich Zivilisten befunden haben könnten.

Haskin ist gestern wieder aufgewacht. Er hat immer noch starke Schmerzen, aber das Bacta – und meine Jedi Kräfte – scheinen zu wirken. Er ist ein sympathischer Mann, der erst 2 Wochen bevor die Basis in Kar‘daan angegriffen wurde dort eingetroffen ist. Wie schon vermutetet, erfolgt der Angriff jedoch nicht von Droiden, sondern von eine Gruppe von rund 50 Söldnern, verschiedener Rassen. Sie haben die Basis vom nahegelegenen Wals aus mit tragbaren Raketenwerfern unter Beschuss genommen und die anschließende Verwirrung ausgenutzt, um möglichst viele Soldaten grausam zu foltern und zu töten. Haskin hatte das Glück, dass er unter einem eingestützten Dach begraben wurde, deshalb haben sie ihn nicht gefunden, sonst wäre er jetzt wohl auch tot.

Als ich ihn verließ habe ich versucht, Kraft aus der Meditation zu ziehen, aber ich hatte Schwierigkeiten, eine Verbindung zu Macht herzustellen, Es scheint als würde mit jedem verletzten Körper, den ich versuche zu heilen, mein eigenes Reservoir schwächer.

Dieser Krieg muss endlich enden.

 Zeit 15:5:23, Disdani

Heute Nacht ist die Stadt angegriffen worden. Ein Kreuzer der Separatisten ist aus dem Hyperraum gefallen und hat die Stadt vom Orbit aus bombardiert. Der Angriff hat nur wenige Minuten gedauert, dann hat der Kreuzer das System wieder verlassen.

Kurz darauf sind zwei Gruppen von Söldner vom Norden und vom Süden in die Stadt eingedrungen und haben willkürlich begonnen Gebäude zu beschießen.

Ich bin aufgewacht, als der Alarm zu Beginn des Bombardements losging. Ich suchte den Leiter der Basis, einen älteren Mann namens Derrel, konnte ihn jedoch nicht finden, also nahm ich eine Gruppe von etwa 40 Klonen und BARC Bikes, um die Stadt vor den Angreifern zu verteidigen.

Der Kampf dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Von den 40 Soldaten, die mit mir in den Kampf gezogen waren kehrten nur 6 zurück, drei davon sind verwundet. Wie viele Menschen bei dem Angriff insgesamt ums Leben gekommen sind weiß ich nicht, es müssen hunderte sein.

Wir haben etwa 80 Söldner getötet, der Rest ist geflohen.

Ich bin eine Jedi, meine Aufgabe ist es Leben zu beschützen. Ich konnte nicht verhindern, das die Mehrzahl der Einwohner einer Stadt, die das Pech hatte in separatistische Hände zu fallen, in einer einzigen Nacht ausgelöscht wurde. Das Blut dieser Leute klebt an meinen Händen. Zusätzlich zu dem der rund 30 Wesen, die ich heute nacht eigenhändig mit meinem Laserschwert getötet habe.

Und das Schlimmste ist, dass ich keine Reue für meine Taten empfinde.

Wir kehren morgen nach Coruscant zurück. Hier gibt es nichts mehr zu tun.

Zeit 15:5:26, Hyperraum, auf dem Weg nach Coruscant

Haskin ist vor etwa einer Stunden gestorben. Ich war bei ihm als er plötzlich über starke Kopfschmerzen klagte. Ich konnte in der Macht spüren, dass ein großes Blutgefäß in seinem Kopf geplatzt war und habe noch versucht, die Blutung zu stoppen, aber es scheint als würden meine Fähigkeiten zu heilen von Tag zu Tag schwächer werden. Als er die Augen Schloss hielt ich ihn in meinen Armen.

Meister Yoda sagte immer, dass wir dem Willen der Macht vertrauen sollen. Aber warum will die Macht, das so viele gute Menschen in so kurzer Zeit sterben.

Kurz nach Hakins Tod habe ich eine Entscheidung getroffen.

Als Barriss den kleinen und nur spartanisch eingerichteten Raum betrat, saß Luminara Unduli an ihrem Schreibtisch. Vor ihr schwebt die holografische Darstellung eines Planeten, der von blauen und roten Punkten umgeben war. Vermutlich ein weiterer Planet in den Regionen des Outer Rims, den die Republik gerade dabei war von den Separatisten zu befreien.

Luminara blickte nicht auf, als ihre Schülerin hinter sie trat. Das brauchte sie auch nicht, um zu wissen wer ihr Besucher war. Und sie musste Barriss auch nicht ansehen, um zu erkennen, in welch schlechter Verfassung sich ihr ihr Padawan befand.

„Was bedrückt dich, Barriss?“, wollte sie wissen und ihre Stimme war so distanziert wie immer. Barriss wußte, dass dies nicht daran lag, dass Luminara keine Empathie für ihre Schülerin empfand, sondern dass sie der festen Überzeugung war, dass die Zurschaustellung von Emotionen und offenen Bindungen nichts war, dass einem Jedi auf seinem Weg weiterhelfen würde.

„Meister, darf ich offen sprechen?“, fragte Barriss und trat noch näher an ihren Meister heran. Die roten Punkte um den holografischen Planeten bewegten sich träge.

Nun wandte sich Luminara doch um und schaute Barriss direkt an. „Natürlich darfst du das, das weißt du doch.“

Barriss schaute auf ihre Hände hinunter, die sie vor ihrem Bauch gefaltet hatte und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie weitersprach. Sie wußte, dass Luminara ihre Gefühle lesen konnte und da machte es noch schwieriger.

„Meister, glaubt ihr, dass wir das Richtige tun?“

Luminara runzelte die Stirn. „Was meinst du mit das Richtige? Wir tun das, was der Wille der Macht ist.“

Barriss hob abrupt den Kopf und schaute jetzt auch Luminara direkt an. „Ja, aber ist es der Wille der Macht, dass wir diesen Krieg führen? Dass wir jeden Tag Leid über so viele Wesen in der ganzen Galaxis bringen?. Dass Soldaten unseretwillen sterben, nur weil wir sie in Schlachten führen, von denen wir wissen, dass selbst wenn wir am Ende Siegreich sind, doch nicht gewonnen zu haben. Und dies immer und immer wieder?“

Luminara runzelte die Stirn. „Barriss, was ist passiert, ich habe dich noch nie so aufgelöst erlebt. Ich spüre Angst in dir und Verzweiflung und du warst doch immer so stark“.

Da erzählte ihr Barriss was im Sluis System vorgefallen war. Von den Toten, die zwischen den Trümmern der „Reclaimer“ trieben, den aufgespießten Köpfen der Soldaten, den unzähligen Wesen, den sie nicht mehr hatte helfen konnte, vom Angriff auf Disdani und schließlich von Haskins Tod.

Als sie geendet hatte, war Luminaras Gesicht noch genauso emotionslos wie zuvor. „Barriss, es sind nicht wir, die diesen Krieg angefangen haben. Es sind Leute, wie Dooku und Grievous, die die Schuld an diesem Krieg und all dem Leid, das er über die Galaxis gebracht hat tragen. Indem wir diese Aggressoren abwehren, helfen wir wieder Frieden und Ordnung herzustellen. Wir sind es, die zwischen Chaos und Ordnung stehen, das letzte Bollwerk des Lichts, in einer dunkel werdenden Galaxis. Das hat auch der Kanzler immer wieder gesagt.“

Barriss schüttelte den Kopf, energischer als sie eigentlich vorgehabt hatte. „Ja, aber der Kanzler ist nicht auf den Schlachtfeldern, er sieht nicht die unzähligen Toten, die Verwundeten und all den Schmerz, den dieser Krieg verursacht. Wir sind die Verantwortlichen, obwohl wir es nicht sein sollten. Wir sollten den Wesen in der Galaxis helfen, nicht zu ihrem Tot beitragen!“

Luminara stand auf und legte ihre Hand auf Barriss‘ Schulter. Als sie sprach war ihre Stimme streng und unerbittlich: „Wir müssen diesen Krieg führen, weil wir der Republik und dem Senat dienen, nicht weil wir es wollen. Keiner der Jedi im Tempel oder anderswo will diese Kämpfe, aber es ist unsre Pflicht, Freiheit und Demokratie gegen die dunkle Seite zu verteidigen. Aber dieser Krieg wird bald vorbei und dann werden die Jedi wieder den Platz haben, der ihnen gebührt.“

Barriss ergriff Luminaras Hand und schob sie langsam, als würde sie eine großes Gewicht bewegen von ihrer Schulter. „Ihr redet wie ein Politiker, Meister.“, sagte sie leise, „Und ich werde nicht länger zusehen, wie wir das was wir verteidigen sollten verraten. Ich kehre nicht mehr auf die Schlachtfelder zurück!“

Luminaras Stimme wurde noch kälter. „Du bis eine Jedi Barriss Offee und es ist deine Pflicht, die Republik zu verteidigen und das zu tun, was der Senate und der Rat der Jedi dir auftragen. Es steht dir nicht zu zu entscheiden, was du tun willst oder nicht. Und nun geh und denk über diese Worte und deine Vorstellung von Pflichterfüllung nach.“

Barriss war wie vor den Kopf gestoßen. Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Meisterin, ihre Worte nicht einfach hinnehmen würde, aber eine derartige Ablehnung hatte sie nicht erwartet. Sie nickte leicht, senkte den Kopf und ging. Und auch nachdem sich die Tür hinter Barriss bereits geschlossen hatte, stand Luminara weiterhin unbewegt da. Dann, wie auf ein unsichtbare Signal setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch und betrachtete den holografischen Planeten vor ihr.


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