Der Club: Wir sind alle Eltern, wollen wir nicht DU sagen?

herrberlin und ich, wir sind nicht unbedingt alte Eltern. Aber wir sind auch keine jungen Hüpfer mehr,
die man in die Kategorie “Wenn Kinder Kinder kriegen” einordnet. Auch wenn ich beim Schwanger-
schaftsyoga in Mitte immer die Jüngste war, zumindest gefühlt. Dieser Eindruck relativiert sich aber
recht schnell. Wenn die Babies erstmal da sind, gleichen sich Augenringe, bei manchen Sorgenfalten,
bei allen Lachfalten an und das Alter der einzelnen Eltern ist nicht mehr so offensichtlich. Ich bin also
immer recht gut gefahren, bei allen Kursen, Terminen und sonstigen Sachen mit Fokus Baby die Eltern
zu duzen. Ich wurde auch geduzt. Das war gut. Doch dann hatte ich beim Babyschwimmen ein Eltern-
paar dabei, wo der Vater offensichtlich nicht mehr zu den Jüngsten gehört. Hier wollte mir das “Du”
nicht so einfach über die Lippen. Ok, er war noch nicht so alt wie mein eigener Vater, aber viel fehlte
nun auch nicht mehr. Da klingelte dann doch meine gute Kinderstube und erinnerte mich daran:
Ältere Menschen sollte man immer siezen. Ich bin es dann gut umgangen und habe versucht,
alles zu verallgemeinern. Nicht schön, aber sicher.

In dieser Situation fiel mir zum ersten Mal auf, dass wir ja nicht alle automatisch einem Club angehören
oder einer (geheimen) Gesellschaft. Denn auch wenn Deutschland Kindermangel nachgesagt wird, sind
wir dann doch zuviele. Eltern können und sollten sich zwar in bestimmten Situationen verschwörerisch
anschauen und vielleicht auch etwas unterstützen, aber wir haben kein geheimes Zeichen, keine Aufnäher
und keine Tattoos, die uns alle eint. Oder doch: unser Kind. Aber wenn wir es nicht dabei haben, weiß
eigentlich niemand, dass wir Eltern sind. Wir wissen im Zweifel zwar, was die Dame in der Bahn gerad
durch macht, wenn sich ihr Kind partout die Mütze nicht aufsetzen lassen will, aber ohne Kind dabei
gehören wir nicht unbedingt dazu. In der Anfangszeit des Elternsein, quasi bei Erstlingseltern, fühlt man
sich zu anderen Neulingen verbunden, denn für uns ist alles neu. Doch je mehr man in seine Rolle wächst
und seinen Rhythmus findet, desto mehr unterscheidet uns doch. Klar, viele machen vieles ähnlich, aber
ebenso machen viele auch vieles anders. Ob bewusst oder nicht. Und am Ende eint uns “nur noch” das
Kind. Ich erinnere mich noch gut an die vielsagende Blicke, die man sich zuwarf, wenn man merkte, dass
dort im Wagen oder im Tragetuch auch ein Neugeborenes war. Übrigens, wenn ich jetzt ein Neugeborenes
sehe, reagiere ich anders: OHHHHH schau mal, ein ganz frisches Baby. (In Gedanken klinge ich dabei
hysterisch entzückt.)

Kuchen, Spielen, Kinder, Sandkasten

Wir müssen nicht mit allen Eltern gleich Kuchen am Sandkasten teilen.

Je größer und damit individueller die Kinder werden, desto mehr unterscheidet uns. Und darüber bin
ich froh. Anfangs (sprich zu Beginn meiner Mama-Karriere) dachte ich noch, dass die Geschichten aller
Mamas und damit eben auch vieler Freunde, gleich bleiben. Jeder macht alles irgendwie irgendwann durch.
Das ist vorbei. Das Kind überspringt das Krabbeln, dieses Kind isst gleich Wiener mit Kartoffelsalat und
jenes Kind läuft am liebsten auch im Winter barfuß. Und ich bin froh, dass sich der anfängliche
Eindruck der zahlreichen Mamiclans nicht bestätigt hat.

Jetzt habe ich übrigens eine neue Kategorie im Club Eltern entdeckt, die der “Arbeitenden Mamas”
(und ein bisschen auch Papas). Wir wissen…

…wie es ist, morgens zwischen KiTa und Bahn zu hetzen.

…dass eine Stulle ein perfektes Mittag am Schreibtisch ist, denn wir waren morgens beim Brote
machen so gut “im Flow” und haben mal eben ein paar mehr gemacht.

…wie es sein kann, dass man schon morgens einen riesigen weiß-gelblichen Fleck auf der Schulter
haben kann.

…dass es nicht schlimm ist, wenn der Fleck mittags Gesellschaft vom Ketchup bekommt. Wird aufs
Kind geschoben.

…warum man nachmittags schon um 14 Uhr gehen kann und abends erst um 20 Uhr Feierabend
haben kann.

…was andere durch machen, wenn sie jede Woche mindestens einen Tag nicht da sind, weil wieder
irgendein KiTa-Keim sein Unwesen treibt.

Diese arbeitenden Eltern machen es mir, so wie die Neueltern am Anfang, einfach. Sie geben mir
das Gefühl, dass vieles normal ist. Sie zeigen mir, dass ich es packe und das alles halb so wild ist.
Irgendwie sind wir dann doch alle in diesem Elternclub, so verschieden wir auch sind. Und die Sache
mit dem Duzen, die lerne ich ganz bald wieder. Ich muss mich selbst oft daran erinnern, dass ich nun
wieder in der Arbeitswelt bin, die viel spießiger ist als meine chilly willy Elternzeit. Also: Eltern ja, duzen
nein. Ich hoffe, ich denk dran, wenn ich mal wieder abgehetzt ins Büro komme.

Liebe Grüße
eure Bella (gern DU)


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