Der Chippendalestuhl

Von Frauke Döring

Was für ein Bein! Was für ein zarter, eleganter Schwung!Darf ich vorstellen: mein neuestes Projekt. Vier Chippendalestühle warten im Keller schon seit geraumer Zeit geduldig darauf, entrümpelt und abgeschliffen zu werden, damit sie wieder ans Tageslicht dürfen. Eine Sauarbeit. Der Spaßfaktor hält sich in ganz, ganz kleinen Grenzen. Ganz klein.

Der Startschuss Aber es muss sein. Den letzten Anstoss zum Start hat eine Kooperationsanfrage von CONTORION* gegeben, die mir mein Wunschgerät, einen Metabo Exzenterschleifer, zur Verfügung gestellt haben. Jetzt hatte ich einen Auftrag und keine Ausrede mehr, nicht endlich anzufangen. Mein neues Spielzeug und ich sind inzwischen ziemlich dicke Kumpels geworden. Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, mit einem Exzenterschleifer zu arbeiten, aber super effektiv. Bei diesem Modell kann ich die Geschwindigkeit regulieren und mit einem kleinen "Knöpfchen" feststellen. Sogar während des Schleifens lässt sich das Tempo noch einstellen! Das ist ja was für mich. So ein Schleifgerät ist besser als jede Nähmaschine, Ehrenwort! (Okay, nur für die, die auch gerne mit Werkzeug arbeiten und keine Nähfeen sind. Ich bin keine.)

Der OriginalstuhlDie Stühle sind braun lackiert und die Sitzpolster mit passendem Breitcord in Braun bezogen. War bestimmt mal total hip. Jetzt nicht mehr. Und auch nicht so meins. Obwohl ... im antiken Esszimmer würden die Stühle so, wie sie sind, gar nicht auffallen ...Aber da soll ja so einiges anders werden und warum nicht mit den Stühlen anfangen?

 
So geht's ... besserDen ersten Stuhl habe ich mit einem Deltaschleifer abgeschliffen, zwei Stunden habe ich dafür gebraucht. Wie viele Schleifblätter dabei draufgegangen sind, weiß ich gar nicht mehr. Nicht wenige auf jeden Fall. Ein bisschen länger lassen sie sich benutzen, wenn der Schleifstaub zwischendurch mit einer feinen Metallbürste (ich hab' keine Ahnung, wofür sie eigentlich gedacht ist) aus dem Schleifpad gebürstet wird. Nach dem Schleifen musste ich dann noch die Riefen mit einem Schleifschwamm wegarbeiten, nochmal eine halbe Stunde Arbeit. Bei einem Exzenterschleifer fällt das weg - eine extrem feine Sache! Ich setze mir immer eine Schutzbrille auf (sieht natürlich völlig stylisch aus), weil der feine Staub sich überall verteilt. Bei dem Exzenterschleifer war das gar nicht so schlimm mit der Stauberei, da wird der Staub mit einem Filtersystem gleich abgesaugt. Stylische Schutzbrille adé! Ich hab' mir einen Staubpinsel und eine Tapenbürste besorgt, damit bürste ich zwischendurch und hinterher das Gerät und das Holz ab. Ein Handfeger geht natürlich auch, schafft größere Flächen, aber Ecken und Ritzen nicht so gut. Gebraucht habe ich für den zweiten Stuhl eine knappe Dreiviertelstunde - das ist mal Zeitmanagement, oder?


Ein wichtiger TippVor ein paar Wochen habe ich als Auftragsarbeit Stühle aufgearbeitet und auch neu lackiert. Dummerweise haben die dermaßen ausgeblutet, dass ich nach der dritten Lackschicht alles von zwei (!) Stühlen wieder runterschleifen und alles nochmal machen durfte. Vergesst nie, niemals, abgeschliffenes Holz mit Holzuntergrund zu streichen, bevor ihr lackiert. Wirklich niemals! Ich werde es bestimmt nicht mehr vergessen ... Nach dem Schleifen das Holz feucht und gründlich abwischen, gut trocknen lassen! Der Holzuntergrund wird vor dem Lackieren mit einem Schleifschwamm oder feinem Schleifpapier abgerubbelt. Den Rubbelkram wische ich auch feucht ab und gehe mit der Hand hinteher noch mal über alle Flächen, dann merke ich am besten, ob auch wirklich alles weg ist.

Die neue FarbeIch weiß noch nicht genau, ob die Stühle Lichtgrau oder Weiß werden sollen, ich kann mich nicht entscheiden. Das Geflecht möchte ich so lassen, wie es ist. Und wie der Sitz bezogen werden soll, weiß ich auch noch nicht. Grauen Samt fände ich schön. Oder schwarzen. Oder doch was ganz anderes? Was wäre denn euer Favorit?

Vielen Dank an CONTORION* für die nette Zusammenarbeit und den zur Verfügung gestellten Metabo Exzenterschleifer!
* Kooperation