Der Bundestag schafft Arbeitsplätze: Im Plenum

Parteien, deren Direktkandidaten zu wenig Wahlkreise gewinnen, bekommen künftig Ausgleichsmandate im Bundestag. Da waren sich alle Parteien einig. Damit zieht das Prinzip der Einheitsschule jetzt auch in das Klassenzimmer unserer Volksvertreter ein. Den meisten MdB's ist nämlich nicht wichtig, ob sie zur Mehrheits- oder den Koaltionsfraktionen gehören oder nicht. Die meisten sind nur an einem Sitz im Bundestag interessiert. Nur die Großkopferten, die auf den nächsten Karriereschritt "Minister" lauern, interessiert das. Mag ja sein, dass unser Wahlrecht aus Erst- und Zweitstimme für merkwürdige Effekte sorgt. Verstehen tun unser System aus Erst- und Zweitstimme eh die wenigsten.
Ich war überrascht als ich im Dradio hörte, dass sich ein Angestellter eines FDP MdB ein Jahr mit dem Wahlrecht beschäftigt hat. Hatte er es auf "Ungerechtigkeiten" abgeklopft oder ausgelotet, wie man diese einmalige Gelegenheit einer auferlegten Wahlrechtsreform am günstigsten für die eigene Partei auslotet? Das Ergebnis war nämlich, dass Parteien, die kein überzeugendes Personal für ihre Direktkandidaturen aufstellen, künftig mit Ausgleichsmandaten entschädigt werden. Der Bundestag schafft Arbeitsplätze: im Plenum
Thomas Oppermann beklagte im gleichen Sender, dass die CDU seit langem überproportional viele Direktmandate hole, die zu Überhangmandaten führten. Dieses Ungleichgewicht sei jetzt korrigiert worden. Eine interessante Interpretation der eigenen Unfähigkeit überzeugendes Personal aufzustellen. Das kommt eben dabei heraus, wenn der Fisch dem Angler schmecken muss. Und sich der Angler keinen eigenen Geschmack mehr leistet, sondern ins Quotenbuch gucken muss, was ihm schmecken darf.
Und bei der Gelegenheit: Ich habe es inzwischen satt, mich als Angehöriger einer Mehrheit (oder nur noch gefühlten..?) ständig beiseite drängeln zu lassen, von einer sich vernachlässigt fühlenden Minderheit. Diese Minderheit kämpfen nämlich nicht, sie quengeln und keifen. Vorzugsweise in Zeitungsforen, auf Twitter, auf Märschen, in Pressekonferenzen.
Es kann nicht sein, dass sich randständige Berliner von mir provoziert fühlen, nur weil ich für sie ihren Lebensunterhalt mitverdiene. Ich habe einen Job in der Industrie, fahre Auto, habe keinen Hund, bin hetero, gesund, und kriege keine Panikattacken, wenn ich mal umziehen oder meinen Kiez verlassen muss. Ich kriege höchstens Panikattacken, wenn ich mal zu lange in meinem (Pardon: unserem) Kiez bin.
Ich höre mir das anklagende Gejammer vieler Minderheiten künftig nicht mehr an, wenn diese nicht selbst bereit sind für ihre Rechte zu kämpfen. Oder sich wie gestörte Kleinkinder benehmen. Toleranz ist ein Wertevorrat, der sich bei Missbrauch irgendwann erschöpft.
Ich werde auch nicht mehr lange in der SPD bleiben, wenn ich in deren Newslettern auch weiterhin nur über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im öffentlichen Dienst, "Inklusion", die Ehe oder Adoptionsrechte für Homosexuelle lesen muss. Das betrifft mich nicht, deshalb ist es mir egal. Noch ärgerlicher, wenn nicht nur an meine Toleranz sondern obendrein meine -ebenfalls erschöpfliche- Solidarität appelliert wird. Wenn die SPD in Merkels raunendes Mantra von Krieg und Frieden einstimmt, variiert um den Oberlehrerton des sich in der Sicherheitszone bewegenden Ex-Außenminister.
Bereits abgestellt habe ich meinen Konsum von Medien, die konsequent nicht über meine Welt berichten. Wer mir einreden will, dass Mali, Tunesien, ausländische Sportler, die Befindlichkeiten von Journalistenkolleginnen, die Mobbingkultur der Peterpanpartei wichtiger sind als die Stabilität unserer Währung, Wirtschaft, inneren Sicherheit und Benzinpreise, fliegt aus der Favoritenliste.
Parteien, wählt Kandidaten, mit denen sich die Mehrheit identifizieren kann und denen sie zutraut, dass sie deren Interessen durchsetzen! Dann wird alles gut.

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