Der Bund will nur noch Glasfaser fördern

Von Klaus Ahrens

Gut 36 Jahre hat es gebraucht, bis endlich dem Verbuddeln von langsamen Kupfer statt schnellen Glasfaserkabeln ein Ende gemacht werden soll. Der designierte neue Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun hat soeben seine „neue Förderstrategie“ beim Breitbandausbau angekündigt.

Das Ende von Korruption und Vetternwirtschaft

Damit wird also sowohl das ätzend langsame Vectoring noch das Turbo-Vectoring mit dem schnelleren Namen nicht mehr staatlich finanziert. Anders lässt sich wohl auch das Ziel, allen Haushalten in Deutschland bis zum Jahresende flächendeckend Internetzugänge mit mindestens 50 MBit/s zu bieten, nicht mehr erreichen. Das ist weniger als 10 Prozent der schon heute mit Glasfaser möglichen Geschwindigkeit.

Schon zweimal hatte es die CDU in der Hand – und zweimal haben sie es versaut. Hätte Christian Schwarz-Schilling sich als damaliger Postminister von der CDU unter Kanzler Helmut Kohl nicht für Kupfer statt Glasfaser entschieden, weil er bis wenige Stunden vor seiner Vereidigung als Postminister Teilhaber an einer Kupferkabelfirma war, die den Auftrag von der Post bekam, wäre Deutschland im Jahr 1982 netztechnisch Weltmeister geworden – mit allen daran hängenden Folgen.

Eine durch Korruption verspielte Chance, die nicht mehr wiederkommt

Vermutlich wären dann die wirklich großen IT-Konzerne, die größten Plattformen und Sozialen Netzwerke im Internet nicht alle in den USA, und möglicherweise gäbe es dann auch noch wenigstens einen Smartphone-Hersteller in unserem Land.

Während seiner Zeit als Postminister war seine Frau dann für die Kabelfabrik zuständig. Diese direkte Korruption ist in dieser Form heute nicht mehr üblich, weil zu offensichtlich. Heute bekommt der Schwager eines Politikers bzw. seine Baufirma einen lukrativen Auftrag, beispielsweise einen Kreisel oder Ähnliches in die Gegend zu stellen – und der Gewinn wird dann unter der Hand aufgeteilt.

Die zweite Chance wurde durch Protektionismus verspielt

Beim inzwischen auch schon lange verfehlten Breitband-Ausbau ging es mehr um Protektion als um Korruption – ein auch vom blonden Frettchen auf dem US-Präsidentenstuhl gerade unverhohlen betriebenen Spiel, das bekanntermaßen nur Verlierer kennt.

So auch in Deutschland, seit die Politik die Deutsche Telekom, an der der Bund beteiligt ist, gegen Wettbewerber schützt. Die Abschottung der Verteilerkästen durch die Deutsche Telekom und ihre nicht zukunftsfähigen Kupferkabel sorgen hierzulande für viel zu langsame Internetanschlüsse, monopolistische Preise und Abwanderung von Zukunftstechnologie in andere Länder.

Die Botschaft hör ich wohl – allein mir fehlt der Glaube

Deshalb mag ich auch nach 36 Jahren Korruption und Protektionismus, in denen die IT-Entwicklung insbesondere von der CDU komplett vernachlässigt wurde, so dass Deutschland inzwischen Datentechnisches Niemandsland ist, noch nicht wirklich glauben, was der Neue im Bundeskanzleramt da von sich gibt.

Wenn ich mir nur vorstelle, dass möglicherweise ein Verwandter von Mutti vielleicht noch Telekom-Aktien hält, komme ich schon wieder ins Grübeln.

Der Jugend ist es offenbar egal – solange WhatsApp funktioniert

Mir kann das eigentlich egal sein, denn ich bin 70 Jahre alt und habe keine Zukunft mehr. Es wäre eigentlich die Sache der jungen Leute, etwas gegen inkompetente und korrupte Politiker, die ihre Zukunft gerade verspielen.

Aber deren Augen und Finger sind ja immer voll auf ein amerikanisches oder chinesisches Smartphone gerichtet, mit dem sie auf dem US-Fratzenbuch oder dessen US-Tochter WhatsApp mit „Freunden“ chatten – da bleibt keine Zeit, sich um die eigene Zukunft zu kümmern…