Auch 2013 ging´s wieder zum Rennsteiglauf Supermarathon. Nach dem genialen Erlebnis vom letzten Jahr hatte ich mich fast direkt nach dem Zieleinlauf schon wieder angemeldet.
Leider waren die folgenden 12 Monate nicht unbedingt die schönsten in meinem Leben und dementsprechend die Vorbereitung eine ganz andere als das letzte Jahr. Mit ein paar Gramm zu viel auf den Rippen und einer Form die so zwischen “Null und nicht vorhanden” lag, machte ich mich am Freitag Nachmittag mit dem Zug auf nach Thüringen. Im Gepäck lediglich die Hoffnung unter 12 Stunden zu finishen. Alles andere wäre vermessen.
Als mich mein Freund Didi Beiderbeck, seines Zeichens Organisator des UTHAM`s und schwerst sehbehindert, um meine Begleitung als Guide für den Lauf fragte, war die einzige Voraussetzung an Ihn, nur nicht zu schnell. Ansonsten gab es da kein langes überlegen. Schließlich hatten wir uns im Januar im Rodgau schon mal aneinander gekettet!
Aufstehen am Samstag früh um 2:00Uhr in der Nacht. Nach 4 Stunden Schlaf nicht unbedingt das Highlight des Wochenendes. Mit dem Bus von Suhl zum Startplatz auf dem Marktplatz in Eisenach. Startnummer abgeholt und Wechselwäsche für´s Ziel in die LKW´s verfrachtet.
Impressionen vom Start – Rennsteiglauf
Impressionen vom Start – Rennsteiglauf
Impressionen vom Start – Rennsteiglauf
Der Marktplatz füllte sich zügig und so einige lieb gewonnene Läufer hat man dann doch getroffen. Leider wieder viel zu kurz und viel zu selten!
diro und eddy vor dem Start in Eisenach – Danke Eddy für das Bild!
Kurz vor 6 Uhr kamen auch Didi und seine Frau Ute. Kurz das Guideschild noch am Rücken befestigt und dann ging´s auch schon los auf das Abenteuer Rennsteig. Wie immer in Reih und Glied und den üblichen Staus an den bekannten Engstellen. Kein Problem, denn es gibt nichts schlimmere als den Rennsteig zu schnell anzugehen. Ein Umstand der vielen schon verdammt weh getan hat!
Profil Rennsteig Supermarathon
Und so machten wir beide uns auf den Weg zum “Großen Inselberg”, unser erstes hartes Etappenziel. Knappe 26 Kilometer und knappe 700 Höhenmeter!
Diesmal habe ich es sogar geschafft kein einziges Mal über die Steigungen zu fluchen. Mein Freund Didi mag nämlich keine negativen Gedanken, also hielt ich einfach die Klappe, Luft war ja sowieso kaum zum Reden vorhanden!
Schön jede Verpflegung ausgenutzt und die Leckereien bei den Verpflegungsständen genossen. Hier ein ganz dickes Lob an die vielen Helferinnen und Helfer welche bei dem Schei..wetter stundenlang draußen standen und mit einer herzlichen Freundlichkeit jedem Einzelnen gut zuredeten und alles Anboten was das Läuferherz begehrt! Ein ganz dickes Lob und vielen, vielen Dank! Ihr seid es auch, die den Rennsteiglauf zu etwas ganz Besonderem machen!
Ich möchte hier keine weitere Streckenbeschreibung machen, da ich dies ja schon ausführlich im letzten Jahr gemacht habe. Für mich war dieses Jahr der Lauf mit Didi etwas ganz besonderes.
Wenn man wie ich Brillenträger und Kurzsichtig ist, kann man sich nicht vorstellen wie Didi über das Gelände läuft. Wurzeln, Steine, Geröll und Pfützen werden kurz von meiner Seite angegeben, aber er läuft mit einer solchen Sicherheit alleine darüber, dass ich jedes Mal nur Staunen kann. Die Erfahrung aus hunderten von Läufen auf schwierigem Gelände haben bei Ihm einen eigenen Laufstil geprägt der eine Trittsicherheit an den Tag legt die beeindruckend ist. Zumal ich viele Stürze von nicht Sehbehinderten Läufern auf dem Rennsteig gesehen habe. Auch diese Jahr wieder.
Ich persönlich könnte mir noch nicht einmal vorstellen auch nur einen Kilometer ohne Brille zu laufen. Umso beeindruckender ist für mich jeder einzelen Lauf von Didi.
Deshalb gestehe ich Ihm auch zu das Jammern verboten ist. Auch wenn´s manchmal schwer fällt!
Kurz vorm Grenzadler gab´s noch mal nasse Füße. Wie sich herausstellte die Ursache für zwei richtig fette Blasen an den Füßen. Andenken an den Rennsteiglauf auf die ich gerne verzichten kann.
Am Grenzadler bei Kilometer 55 war die Karenzzeit 15:00Uhr, die wir eigentlich locker erreichten. Aussteigen für uns beide keine Option obwohl es Anfing zu schneien und zu regnen. Aber eines stand fest. Wir rocken das Ding. Und zwar in der vorgegebenen Zeit unter 12 Stunden!
Leider kommen die offiziellen Kilometerangaben und die Kilometer auf meinem Garmin zum Ende hin immer wieder aus dem Gleichgewicht, und so musste wir an der letzten Verpflegungsstelle am Bierfleck feststellen, dass die Zeit verdammt knapp werden würde. Es waren, wie auch im letzten Jahr, auf meiner Uhr knapp 2 Kilometer mehr als die offiziellen 72,4.
Was die letzten beiden Kilometer abging wäre eigentlich einen separaten Bericht wert, aber ich versuche es mal ein wenig zusammenzufassen.
Das Adrenalin stieg bei uns beiden bei der Erkenntnis für die letzten beiden Kilometer noch weniger als 14 Minuten zu haben schon ein wenig an. Zumal Man”n” nach 72 Kilometern nicht mehr ganz so die Frische hat!
Didi war nun derjenige der die Richtung und das Tempo vorgab. Nur nicht zu früh loslegen und sein Pulver zu früh verschießen.
Welches Pulver???? Ich hatte absolut null nachzulegen. Schnaufte wie ein Stier und fluchte (still in mich hinein weil verboten) wie ein Rohrspatz über jedes Gramm zu viel an meinem Körper.
Als Didi dann noch anfing mir Atemtipps zu geben, wahrscheinlich dachte er ich bin kurz vorm kollabieren (hätte er gar nicht so unrecht gehabt), gab ich mir zwar die größte Mühe, aber mehr Sauerstoff ging einfach nicht mehr in mich rein. Die geforderte “Nasenatmung” kommentierte ich innerlich mit einem “ich atme sogar durch den Hintern wenn Du mich jetzt hier liegen lässt”!
Aber er hat es geschafft. Er hat tatsächlich noch zwei Kilometer aus uns heraus geprügelt die jenseits von Gut und Böse waren.
Offizielle Zielzeit 11:56:38!
Mission erfüllt und gemeinsam den Rennsteig ohne Sturz gemeistert. Dazu noch unter 12 Stunden. Fertig aber überglücklich im Ziel.
Lieber Didi, bis auf die letzten beiden Kilometer gerne wieder. Aber mit ein bisschen weniger Gewicht auf den Rippen und einer besseren Vorbereitung.
Ich danke Dir für diesen beeindruckenden Lauf! Ich werden ihn nie vergessen!
Und im Januar begleichen wir unsere Rechnung im Rodgau.
Dann heißt es wieder.
“Der Blinde führt den Lahmen zum Tanze!”
Danke!