Das Highlight der Woche ereignete sich bereits letzten Sonntag, genauer gesagt vor der Fahrt in die Notaufnahme. Sohnis kleiner Finger war doppelt so dick und ungefähr so blau wie konzentrierte Tinte, besonders unter dem Nagel, weil – seiner Aussage nach – irgendetwas Baumartiges daraufgefallen war.
Der Finger, zwei Tage danach.Der ansonsten beste Ehemann von allen rollte mit den Augen.
„Da ist bestimmt nix“, tat er seine Meinung kund. Ich wies darauf hin, dass ich bei den letzten beiden Brüchen des Riesensohnes ebenfalls dieser Meinung gewesen war, aufgrund dieser Vorerfahrungen jedoch einen Besuch in der nächsten Notaufnahme vorzüge. Bei der Anmeldung warf die Krankenschwester einen Blick auf den Finger, zückte ein Gläschen mit Schmerzsaft und wies mich darauf hin, den Jungen fortan nüchtern zu halten. Ich warf dem Gatten einen vielsagenden Blick zu …
Ein kleines, großes Wunder …
Das Röntgenbild kam und – oh Wunder – die Knochen zeigten sich unversehrt. Dieses Kind muss eine ganze Armee von Schutzengeln um sich haben. Der Schmerz rührte vielmehr von der Ansammlung von Blut unter dem Nagel.
„Aber das ist ja kein Problem“, erklärte der Arzt in fröhlichem Plauderton, „wir bohren einfach ein kleines Loch in den Nagel und dann kann das Blut abfließen und der Druckschmerz verringert sich. Tut auch gar nicht weh, ist ja nur der Nagel …“
Wie gut, dass ich nie ohnmächtig werde ….
Man kann solche Löcher übrigens bei Bedarf wieder eröffnen, wie wir von unserem ortsansässigen Chirurgen erfahren haben, den wir am Dienstag aufsuchten, weil Sohni über Schmerzen klagte.
Doch zurück zum Alltag.
Die erste Schulwoche ist naturgemäß eine chaotische Zeit, in der sich Lehrerin und Klasse wieder aufeinander eingrooven müssen, aber die Kinder sind diesbezüglich erstaunlich reflektiert:
„Ja, Frau Solanum, ich weiß, das war nicht gut“, sagte der Schüler aus der 9.ten, den ich auf sein, äh, albernes Gebaren ansprach: „Kann ich die Note noch retten?“
„Es ist so, Frau Solanum“, erklärte mir die Schülerin aus der 7.ten, „ich muss mich erst wieder an die Schule gewöhnen.“
Es sei ihnen gegönnt. Heute lief es schon fast wieder normal, wenn man mal davon absieht, dass auf Henriks Stirn das Wort „Pen*s“ prangte, aber ach, das stört doch keinen großen Geist.