Wochenende, bedeckter Himmel - trocken. Ausflug auf den Dommerberg. Weshalb ich dorthin wollte und was es dort zu sehen gibt? Finden wir es heraus.
Vor einiger Zeit lief mir ein Darmstadt Krimi mit dem Titel"Seelenraub" von Michael Kibler über den Weg. Von diesen Darmstadt-Krimis habe ich schon einige gelesen. Du kennst solche Bücher, die gibt es für jede Region und die Handlung hat dann mehr oder weniger Lokalkolorit.
Aber es soll ja hier nicht um die Krimis gehen.
Jedenfalls war vorn auf dem Cover des Taschenbuchs ein Turm zu sehen, der Bismarckturm auf dem Dommerberg bei Darmstadt. Mein Interesse war also geweckt.
Ein großer Parkplatz war gleich gefunden.
Hier sah es etwas verkommen aus, Abfall, Wildwuchs im Wald, Wühlspuren von Schwarzwild - Stadtwald pur.
Der Weg führt hinauf auf den Dommerberg.
Dommerberg?
Der Dommerberg ist 263,6 Meter hoch und damit der höchste Berg der Gemarkung von Darmstadt - Ehre wem Ehre gebührt. Wenn Du nun denkst, da hat man sicherlich einen schönen Blick auf die Stadt? Nein, werden wir später bemerken.
Ich mag ja solche „wilden" Wälder.
Warum dieser Berg heißt, wie er heißt, ist ungeklärt. Im Jahr 1724 findet man ihn als „Tumme", später war er der Tummesberg und nun also der Dommerberg.
Soll mir recht sein.
Jetzt kann ich den Bismarckturm schon durch die Bäume sehen.
Im Deutschen Kaiserreich war es ja in Mode Türme auf Bergen zu errichten zu Ehren von Kaiser und Kanzler - heute eigentlich undenkbar, oder? Stell Dir einen „Merkelturm" vor.
Der Bismarckturm auf dem Dommerberg ist 25 Meter hoch, er wurde in der Zeit von 1904 bis 1908 durch verschiedene Studentenvereinigungen der Technischen Hochschule Darmstadt errichtet. Ziel war die Erinnerung an den „Eisernen" Kanzler Otto von Bismarck.
Gustav Schmoll genannt Eisenwerth, seines Zeichens Regierungsbauführer, zeichnete die Pläne und die Leitung des Bauvorhabens lag beim Architekten Heinrich Stumpf.
Angelegt wurde die Gesamtanlage als erhöhte Terrasse mit einer Mauer, der Turm steht an der Westseite. In der Mitte des vorgelagerten Festplatzes befindet sich ein drei Meter durchmessendes Fackelbecken.
Von den einstmalig zwei Flammenschalen, welche auf Pfeilern gelagert sind, ist nur noch eine vorhanden.
Der Turm selbst stellt sich als Bauwerk bestehend aus einem 7,5 Meter hohen Sockel, darüber ein 10,6 Meter hoher Turmmittelteil und darüber ein 3,10 Meter hoher Aufbau. Der Kopf besteht aus zwei abgesetzten pyramidenhaften Aufbauten.
Ganz oben befindet sich die Aussichtsplattform, in der Mitte ein Feuerbecken. Dieses Becken hat insgesamt drei Meter Durchmesser. Früher konnte man vom Erdgeschoss, durch ein Rohr, Paraffin-Öl hinauf pumpen.
Im Inneren besteht der Turm aus drei Etagen, bis zur Oberen hinauf geht es auf steinernen Stufen, die Letzte muss über eine Eisenstiege erreicht werden.
Ursprünglich gab es auch eine, von dem Geheimen Oberbaurat Prof. Hofmann gestiftete, Büste von Bismarck. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.
Bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden hier oben Sonnwendfeiern abgehalten, nach dem Krieg ging diese Form der Nutzung verloren. Was wohl politische Gründe hat.
Bis 1967 gab es noch eine Wetterstation vom Deutschen Wetterdienst, dann zwei Jahre eine Funkstelle der Amerikanischen Streitkräfte.
Irgendwann in den 1970er Jahren erwarb die Bundespost vom Land Hessen die Nutzung des Turms. In der Zeit zwischen 2001 und 2005 gab es einige Sanierungen - davon ist allerdings für mich heute nichts zu erkennen.
Auf den Turm kann man heute eigentlich nicht mehr. Der Turm wurde wegen erhebliche Mängel 2012 für Besucher gesperrt.
Schade, egal für wen und zu wessen Gedenken man einen solchen Turm errichtet hat, es bleibt ein Stück Historie und er sollte instand gesetzt werden.
Die Darmstädter sagen zu diesem Turm auch „Tintenfass", was sich allerdings eher wie „Dindefass" anhört.
Mir hat der kleine Ausflug gefallen, ich finde es allerdings sehr schade, wie wir mit den geschichtlichen Hinterlassenschaften umgehen.
Vielleicht nimmt sich ja irgendwann jemand dem Erhalt dieser Anlage an, wäre doch schade drum, wenn alles zerfällt.
Es grüßt Dich
Björn :)