Wer auf die Fan-Webseite des 1.FC Kaiserlautern geht, kann sich auf jeder Seite an einen animierten online Feuerchen freuen = Visualisierung des dortigen Anfeuerungs-Ruf "Der Betze muss brenne". Seitdem unser Sohn eine Pfälzerin geheiratet hat, sind mir die legendären Roten Teufel (Fritz Walter und Co.) natürlich näher gerückt. Nach meinem zuletzt besuchten und gewonnenen "Bundesliga"-Spiel (damals hieß das alles noch "Oberliga Süd", Südwest etc) der Eintracht Frankfurt im Waldstadion vor immerhin 50 Jahren, und nachdem der FCK wieder in der 1.Bundesliga spielt (Fan-Motto: "Nie mehr 2. Liga") hatte mich Ursulas Familie zum FCK-Heimspiel gegen genau meinen einstigen Jugendverein eingeladen.Natürlich hab ich mich in meiner sprichwörtlichen Planungsmanie generalstabsmässig (wenn dieser nicht-pazifistische Ausdruck mal hier gestattet sein soll) auf dieses Event gestern vorbereitet: "Meinen" Fan-Zuschauerblock 22.1 auf dem virtuellen Stadion der FCK-homepage online angesehen (dort kannst du online von jedem Block aus schon vorher die entsprechende Sicht aufs Spielfeld vortesten). Ich las über den Betzenberg: "Ein Ort grandioser Erfolge, aber auch bitterer Niederlagen". Dann hab ich mir online im FCK-Shop natürlich einen rot-weissen Fan-Schal gekauft mit der Aufschrift "Unzerstörbar". Denn ich wußte ja: Ein Schlüsselspiel für den FCK. Also: "Ein Sieg muß her".Gestern mittag machte sich dann also unsere 3-Generationen-Minifangruppe von Neustadt nach Kaiserslautern auf. Die ganze Region war auf den Beinen. "De Palz hat zwee Sache", hatte mich Ursula schon früher aufgeklärt, "de Wein und de Betze" (Rheinland-Pfalz: das einzigste Bundesland mit einem Weinminister). An Fan-Kiosken vorbei, umringt von vielen FCK- und einigen Frankfurt-Fans ging´s schrittweise hoch hinauf auf den Betzen-Berg ("Deutschlands höchstes Stadion").Zeitintensive Sicherheitskontrollen, über 800 Polizisten (Frankfurter Radikale hatten Randale angesagt). Endlich im Stadion. Rauf zu unserem Fan-Block und dann konnte ich mich der Betzenberg-Atmossphäre nicht mehr entziehen. Die ohrenbetäubend Lärmkulisse. Das Meer von rot-weißen Fahnen. Am schönsten war der Blick auf die West-Fankurve, wo auf riesigen Transparenten die drei einfachen klaren Worte zum FCK zu lesen waren, ganz nach meinem Geschmack: "Chaotisch - Fanatisch - Laut(ern)". Damit war alles gesagt. Die Stadionwände dröhnten von der Anfeuerungsrufen der Fans, Konfetti-Kanonen ließen Millionen Papierschnitzel auf uns runterregnen, nach jedem Tor Kanonschläge (die illegal ins Stadion eingeschmuggelt worden waren). Zum Schluß war die Luft durch Signalraketen so rauchig, dass meine iPhone-Bilder immer unschärfer wurden. Ja, da brannte der Betze wirklich. Auf dem Spielfeld gings allerdings leider nicht so glücklich für den FCK zu. Dabei ist Fußball doch so einfach..., wenn man unserem legendären Bundessepp glauben darf: "Männer: Spiele, gucke, schieße". In der ersten Halbzeit spielte der FCK schön offensiv, war ein gleichwertiger Gegner gegen die Eintracht. Angesichts des prekären Tabellenplatzes der Rot-Weißen - leider nicht weit vom Relegationplatz entfernt - auch dringend angezeigt. Es gab gute Torchancen "für uns", die aber alle verhastet oder verstolpert wurden. Dann ein Elfmeter für den FCK. Der Gefoulte schießt selber - entgegen alter Fußballweisheit. Zu unkonzentriert, zu soft, der Frankfurter Keeper kann halten. Ein verschossener Elfer ist wie ein Gegentor, und nur eine Minute vor der Halbzeit, psychologisch schlimmer geht´s nicht: Das erste Tor für die Eintracht. Während wir uns in den Stadionhinterhöfen mit viel Bier und Bratwurst stärkten, versuchte der FCK-Trainer sein Team in der Kabine wieder aufzurichten. In 45 Minuten kann man ja ein 0:1 doch noch locker drehen. Aber nicht gestern die Kaiserlauterner. Zu ängstlich, zu unkonzentriert, kaum noch rausgespielte Chancen. Hat da ein Aufsteiger einfach Angst vor der 1. Liga? Und die Eintracht wiederum bewies demgegenüber wahres Profitum: Wenig Chancen, nur ein paar Konter, aber die saßen: erst 0:2 und später sogar 0:3. Der Frankfurter Fan-Block, nur 100 Meter von uns enfernt, war aus dem Häuschen. Nach jedem Tor sprangen die Frankfurter Spieler über die Absperrung und klatschen die begeisterten Fans ab. Ja, als das Spiel abgepfiffen wurde, war klar: Der FCK hat leider ein wichtiges Heimspiel ohne Wenn und Aber vergeigt, mutlos, phantasielos in der zweiten Halbzeit. Jetzt wird´s für die Roten Teufel eng. Nächsten Samstag auswärts gegen Freiburg. Sicher keine leichtere Aufgabe als die gestern gegen Frankfurt. Wenn also nicht bald eine nachhaltige Wende nach vier Niederlagen hintereinander passiert, wird der FCK bald auf einem Abstiegsplatz landen. Aber bis zum Saisonende kann ja noch viel passieren. Also sind wir - zwar etwas stiller aber doch nicht völlig resigniert - wieder runter vom Betzenberg gestiegen, haben auch als gute Verlierer den Eintracht-Fans fröhlich zugewunken. Einer von denen - ein ganz Lieber- griff spontan meinen FCK-Schal mit beiden Händen und dröhnte mir voll "Drei-Null!" ins Ohr. Das hab ich ihm gegönnt. Ursulas Familie hat mich auf der Heimfahrt lieb getröstet. Sie hätte mir gerne ne bessere Partie bei meinem Betze-Einstand präsentiert. Aber ich hab sie umgekehrt trotzig gegengetröstet: Niederlagen schweißen zusammen. Nicht im Sieg, sondern in der Niederlage zeigt sich der wahre FCK-Anhänger. Also: Mein rot-weißer Fan-Schal wird weiter angezogen. Und ich hab schon mal in meinem Kalender notiert, wann das letzte FCK-Heimspiel in der Saison 2010/2011 stattfindet.