Der Berg der Versuchung (The Mountain, 1956)

Erstellt am 9. Juni 2019 von Michael

USA 1956
Mit Spencer Tracy, Robert Wagner, E.G. Marshall, Claire Trevor, William Demarest, Anna Kashfi u.a.
Drehbuch: Ranald MacDougall nach dem Roman von Henri Troyat
Regie: Edward Dmytryk
Dauer: 100 min.

Inhalt:
Durchgeschüttelt von einem schweren Sturm, stürzt ein Passagierflugzeug der Air India ab und bleibt auf dem Gipfel eines schwer zugänglichen Bergs der französischen Alpen ab. Fotos von Erkundungsflugzeuge legen den Schluss nahe, dass sämtliche Passagiere ums Leben gekommen sind. Darauf wird eine Seilschaft von Bergsteigern mit dem Auftrag, wenigstens die Post sicherzustellen, auf einer Route nach oben geschickt, von welcher der erfahrene Bergsteiger Zachary Teller (Spencer Tracy) warnt. Vergeblich: Das Grüppchen kehrt mit einem toten Bergführer zurück, daraufhin wird das Vorhaben endgültig aufgegeben. Als Zacharys jüngerer Bruder Chris (Robert Wagner) sich anschickt, den Berg allein zu bezwingen, wirft Zachary seinen Vorsatz, nie mehr in den Berg zu steigen, schweren Herzens über Bord. Zum Schutz des leichtsinnigen Bruders geht er mit – nicht zuletzt in der Hoffnung, Chris dessen unmoralisches Vorhaben zu gegebener Zeit ausreden zu können. Der Bruder plant nämlich, sich am Geld und Schmuck der Toten zu bereichern…

Wie ist der Film?
The Mountain gehört erstaunlicherweise zu den heute praktisch vergessenen Filmen Spencer Tracys.
Tracy vertritt hier, wie in den meisten seiner Filme, die Seite der Moral, doch die von ihm verkörperte Figur ist diesmal kein Anwalt oder Richter, sondern ein einfach gestrickter Dörfler. Die Überraschung: Tracy glänzt auch in dieser, seinem Rollentypus gänzlich zuwiderlaufenden Besetzung. Zudem hat er in den letzten fünf Minuten eine Szene, die man zu den stärksten Momenten seiner Karriere zählen muss. Wie er da, nach unglaublichen Strapazen, dem Tod seines Bruder und der Rettung einer Überlebenden, um Fassung ringt, zeugt von grosser Schauspielkunst. Spencer Tracy ist mit The Mountain in meiner Wertschätzung gestiegen, und ich frage mich, wie dieser tolle Film in Vergessenheit geraten konnte.
The Mountain wartet nicht nur mit schauspielerischen Glanzleistungen auf: Das Drehbuch ist trotz der etwas holzschnittartigen Handlung und seinen eindimensionalen Figuren höchst effektiv und wirkungsvoll aufgebaut. Ranald MacDougall ist kein klingender Name, doch Hollywood hat eine Vielzahl solider Drehbücher aus seiner Feder verfilmt, u.a. We’re no Angels mit Bogart oder das Liz Tylor-Richard Burton-Vehikel Cleopatra. In The Mountain schafft es MacDougall, die Spannung von Beginn weg kontinuierlich bis ins fast Unerträgliche zu steigern
Regisseur Edward Dmytryks setzt die Vorlage effektiv um; überhaupt kommt ihm das Verdienst zu, die verschiedenen Talente der am Film Beteiligten zu unterstreichen und zu voller Wirkung zu bringen. Spektakuläre Landschaftsbilder und eine für die damalige Zeit verblüffende Tricktechnik runden das Ganze trefflich ab.
So ist eine rundum befriedigende Produktion entstanden, ein Film, der in mehrerer Hinsicht packt und einige unvergessliche Film-Momente bereithält.

Bewertung:
Die Regie: 9 / 10
Das Drehbuch: 8 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 9 / 10

Verfügbarkeit:
The Mountain lief 1957 unter dem deutschen Titel Der Berg der Versuchung in den deutschsprachigen Kinos.
Leider ist er im deutschsprachigen Raum nie auf DVD oder Blu-ray erschienen; deshalb sei hier mal wieder gefordert: Her mit der deutschen DVD!
Gestreamt werden kann er kostenlos hier (www.kinox.to) in der deutschen Synchronfassung. Ärgerlicherweise hinkt der Ton dem Bild um einige Sekundenbruchteile hinterher. Achtung: Die Seite kinox.to arbeitet mit Pop-up-Werbung (Ad-Blocker empfohlen); zudem ist das Streamen auf der Seite in Deutschland und Oesterreich untersagt, da die Inhalte urheberrechtlich geschützt sind. In der Schweiz ist das Streamen auf kinox.to erlaubt.

Der Trailer:
Obwohl The Mountain in Farben gedreht wurde, ist dieser Trailer schwarz-weiss.

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