Der BDB am Boden

Der älteste deutsche Profiboxverband ist am Boden. Niedergestreckt wurde er von seiner eigenen Führung: von Thomas Pütz, Volker Grill und Stefan Braune. Die haben gemeinsam den BDB in eine der größten Krisen ihre Geschichte gestürzt. Die Zukunft des Verbands steht auf dem Spiel. Schuld daran ist der Umgang des BDB mit Doping im Allgemeinen und mit dem Dopingfall Erkan Teper im Besonderen. Sieht man sich einmal an, wie der BDB handelte, bzw. auch gerade nicht handelte, dann drängt sich die Vermutung wirtschaftlicher Interessen der Firma Pütz Secuity AG, der Firma des Präsidenten des BDB, auf.
Im Februar 2013 schien die Welt noch in Ordnung. Thomas Pütz, der Präsident des BDB, wandte sich an die Öffentlichkeit. Er sprach mit der größten deutschen Boulevardzeitung in Deutschland, um zu eröffnen, dass die A-Probe von Sam Soliman positiv getestet worden war. – Soliman hatte am 01. Februar 2013 den WM-Ausscheidungskampf gegen Felix Sturm nach Punkten gewonnen. – Später ergab die Dopingprobe, er hatte das leistungssteigernde Mittel Methylsynephrine genommen.
Pütz hatte das Testergebnis noch nicht ganz in der Hand, da sprach er auch schon mit der Zeitung. Wenn ich mich recht entsinne, war seinen Ausführungen seinerzeit auch zu entnehmen, dass er es für seine Pflicht hielt, zuerst die BILD Zeitung zu informieren, bzw. die Öffentlichkeit und danach erst den Beschuldigten und den Weltverband IBF. Für diesen Regelbruch wurde Pütz von verschiedenen Seiten kritisiert. Sturm Box-Promotion aber, für die die Pütz Security AG als Dienstleister in Sachen Sicherheit und Ticketing arbeitete und arbeitet, war das wohl sehr recht.
Fest scheint zu stehen, dass der Ahlener Profiboxer Erkan Teper (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) in seinem Europameisterschaftskampf am 13.06.2014 gegen den Franzosen Newfel Ouatah gedopt war. Zunächst wollte er sich zu den Vorwürfen gegenüber dem BDB nicht äußern, später aber zeigte er sich reuig und prompt wurde seine Sperre von neun auf sechs Monate reduziert. Erkan Teper war somit wohl am 13.06.2014 in seinem EBU-Schwergewichtskampf gegen Newfel Ouatah gedopt.
An dieser Stelle nun drängte es Pütz nicht an die Öffentlichkeit. „Aufgrund dessen ist immer noch ein Gerichtsverfahren gegen den BDB anhängig“, erklärte Pütz gegenüber boxen1.com. „Wir werden verklagt, weil bekannt geworden ist, dass es einen Dopingfall gab, bevor das interne Verfahren abgeschlossen war. Aus diesem Fehler haben wir gelernt. Dementsprechend gehen jetzt keine Informationen mehr nach draußen.“
Ein Schelm, der glaubt, dass hier die Tatsache eine Rolle gespielt haben könnte, dass Pütz Security AG als Dienstleister für Z!-Promotion tätig ist und dass Pütz und Hagen Döring, der sportlichem Direktor von Z!-Promotion, wohl sehr enge Freunde waren.
Der BDB verhängte gegen Teper eine sechsmonatige Sperre. Eine Sperre ist aber erst dann eine Sperre, wenn auch jeder im Boxgeschäft, Veranstalter, Matchmaker usw., weiß, dass der betreffende Boxer gesperrt ist. Die Regularien des BDB sind dort auch eindeutig: Der Art. 17 der Dopingbestimmungen des BDB besagt: „Veröffentlichung von Entscheidungen“: „Entscheidungen, durch die Zulassungssperren oder Maßregeln verhängt werden, werden in den “BDB-News” veröffentlicht.“ Hier wird nun das Verhalten des BDB etwas grotesk, denn die „BDB-News“ existieren bereits seit Jahren nicht mehr. Teper wurde also zwar gesperrt, aber keiner wusste es. Er machte somit nur eine sechsmonatige Pause, was für einen Schwergewichtler ja nicht unüblich ist.
Es ist natürlich denkbar, dass Pütz und Volker Grill, Vizepräsident Sport, in den letzten Jahren einfach nicht bemerkt haben, dass der BDB gar seine Entscheidungen gar nicht veröffentlichen kann und damit gegen die eigenen Statuten verstößt. Aber das sind ja doch nur Verstöße gegen die eigenen Statuten und ein guter Kunde der Pütz Security AG, nämlich Z!-Promotion, profitiert schließlich davon. Der Veranstalter von Erkan Teper möchte doch natürlich nicht, dass eine Sperre gegen ihn öffentlich wird, so dass jemand nachfragen könnte, warum er denn eigentlich auf einmal gesperrt ist.
Nun tangiert das erste Doping aber nicht nur die deutschen BDB-Regeln, sondern verletzt auch die Regeln der EBU. Bei der Europameisterschaft im Schwergewicht vom 13.06.2014 in München trat Stefan Braune als Supervisor der EBU auf. Stefan Braune ist nun zugleich Angestellter von Pütz Security. Als deutscher Repräsentanten bei der Europäischen Box-Union wurde er von Pütz durchgeboxt, um Jean-Marcel Nartz loszuwerden. Braune nun also hat die EBU, meinen Informationen nach, bis heute nicht offiziell über das Doping von Teper informiert. Offenbar erfuhr die EBU erst eineinhalb Jahre später aus der Presse vom Tepers Doping.
Bei einem EBU Titelkampf ist der BDB aber verpflichtet den europäischen Verband zu informieren, wenn gedopt wurde. Die Informationspflicht ist eine zentrale Regel der EBU; sie dient dazu, mögliche Manipulationen und Verschleierungen zu verhindern.
Die Nutznießer dieses „Vergessens“ oder „Vertuschens“ liegen auf der Hand: Erkan Teper und Z!-Promotion, der Boxstall von Alexander und Boris Zastrow. Aber was ist eigentlich mit Newfel Ouatah? Wenn Doping Betrug ist, dann wurde er ja doch wohl um seinen EM-Titel von Teper und dem BDB betrogen. Der deutsche Verband hat ihn jedenfalls nicht über das Doping informiert und der Kampf steht immer noch als Sieg für Teper in den Kampfrekorden, trotz des „Betrugs“ aufgrund einer „Vertuschung“.
Nun steht auch noch der Verdacht im Raum, dass Teper ein Wiederholungstäter in Sachen Doping ist. Fest scheint jedenfalls zu stehen, dass auch die A-Probe von seinem Europameisterschaftskampf am 17.07.2015 in Ludwigsburg gegen den Engländer David Price, auffällig war. Bob Logist, der Präsident der EBU, war Supervisor bei dem Kampf. Nun könnte man annehmen, dass der BDB die Informationspflicht gegenüber der EBU jetzt ein ganz klein bisschen ernster nimmt. Aber weit gefehlt. Der BDB informierte die EBU erst im Dezember. Um es noch ein wenig genauer zu sagen, Bob Logist wurde erst, u.z. mündlich, in Helsinki, beim Kampf von Robert Helenius gegen Franz Rill, als der EBU-Titel am 19.12.2015 erneut ausgeboxt wurde, informiert. Das sind immerhin 155 Tage. Also, der BDB hat die EBU erst informiert, als es gar nicht mehr anders ging.
Nun ist es natürlich möglich, dass Thomas Pütz, Volker Grill und Stefan Braune einfach vergessen haben, die EBU zu unterrichten. Womöglich haben sie auch einfach die Regeln der EBU nicht gekannt. Vielleicht haben sie die EBU aber auch aus Gründen, über die man mutmaßen kann, nicht unterrichten wollen. All das sind mögliche Erklärungen für diese eklatanten Verstöße gegen eine der Grundregeln im Profiboxen. Bleibt aber die Frage, was das nun über Thomas Pütz, Volker Grill und Stefan Braune sagt.
Die EBU findet das Verhalten der drei verantwortlichen Herren jedenfalls nicht sehr amüsant. Die Europäische Box-Union hat darum inzwischen den ältesten deutschen Boxverband degradiert. Der BDB ist seit Donnerstag, dem 14.01.2016, kein vollwertiges EBU-Mitglied mehr, sondern nur noch ein vorläufiges Mitglied. Eine endgültige Entscheidung über die Konsequenzen soll auf der nächsten Vollversammlung in Brüssel fallen. Da kann es passieren, dass der BDB nicht wieder aufgenommen wird.
Es steht die Frage im Raum: Ist der BDB überhaupt noch als Verband zu retten? Man könnte auch fragen: Sind Thomas Pütz, Volker Grill und Stefan Braune die richtigen Männer für einen Wiederaufbau, nachdem sie den BDB in eine der größten Krisen ihrer Geschichte gestürzt haben?
© Uwe Betker



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