Der Autor als Vogel im Neuschnee (Kurzanleitung für angehende Pathologen)

Von Guidorohm

Über Facebook erreichte mich eine Nachricht, die Beschwerde führte, ich habe mich nicht tief genug in die Geschichte mit meiner Mutter fallen lassen, auch hätte das Wort Schwanz vermieden werden müssen. Wenn mir das nicht gelänge, solle ich es lieber ganz lassen.
Eine solch dubioses nächtliches Graffiti scheint mir Grund genug, kurz auf den Ansatz der hier in den kalten Grund der Morgenstunden gemauerten Pathologie einzugehen, denn, da täuscht sich die Leserin, hier werden keine Geschichten erzählt, denn dafür gibt es meine Bücher. Vielmehr ist dies mein Ort für Tagebucheinträge, Notizen, hin und wieder pinne ich Bekanntmachungen, Poster und dergleichen an die kahlen Wände. Ich bitte dies zur Kenntnis zu nehmen, denn sonst wird man sich in meiner Pathologie nicht wohl fühlen. Fehler, Schnellschüsse, auch Unsinn, sind Teil dessen, was von meinem täglichen Leben und Erleben abfällt, und sich als Leiche (oder Teil einer Leiche, denn oft schafft es nur ein Arm oder ein Bein hier runter in die mit Metallschränken ausgestattete Pathologie, ein mattes Material, in dem man sich zwar unscharf, aber eben doch spiegeln kann) auf dem Untersuchungstisch des virtuellen Papiers vorfindet, einer von Schnee überhäuften Landschaft, in der ich, Buchstabe für Buchstabe, Spuren hinterlasse, so wie ein Vogel, der eben über den Neuschnee tappt, noch ahnungslos, welche Richtung er einschlagen soll, auf welchem Baum er sich niederlassen wird, ob er es wagen soll, sich auf das Eis des Sees zu begeben, denn er weiß aus alten Tagen (er könnte seine Erinnerung auch geträumt haben), solche Schichten können dünn sein und brechen. Versinkt man dann im eiskalten Nass, muss man mit den Flügeln schlagen, kämpfen.
Das was Sie hier lesen, zeigt die Spuren dieses Vogels, vermisst seinen Tagesablauf. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.