Unser nicht aufzuhaltender Held (Joel McCrea spielt eine Spur zu fad den unersättlichen Charmebolzen) jagt denjenigen nach, bei denen er die Vermutung hegt, etwas beweisen können, das ihn aber stattdessen immer heikler in die Bredouille bringt. "Der Auslandskorrespondent" recycelt das absurde Arrangement dieser Hitchcocks, in denen, ja, Auslandskorrespondent Johnny Jones (McCrea) eine "gewaltige Story" wittern müsste. Vollgesaugt an einfallsreichen Scharmützeln entlang gespenstischer Windmühlpanoramen und einem energetischen Flugzeugabsturz, verkörpert Hitchcocks weiterer landestypisch gesetzter, historisch kontrastierter Krimireißer einen Big-Budget-Blockbuster, der in einem globalen Verschwörungskomplott gedoppelte Identitäten, vielsagende Blicke und verräterische Telefonanrufe zu einer leicht vorgestrigen B-Spionagehatz fügt (Erinnerungsauffrischung: drei verwandte Szenen aus "Der unsichtbare Dritte"). Deren politisch allenfalls gestelzte, moralisierende Leitsprüche inmitten der Vorboten des Krieges zwischen Überzeugung und Verantwortung werden alsbald von der humorvollen (Nachname "ffolliott") Beweglichkeit der Treppendramaturgie negiert: Zeitungsfritze Jones (beziehungsweise Huntley Haverstock) verliert andauernd seinen Hut und offenbart Verständigungsschwierigkeiten gegenüber einem "lettischen Freund". Und er rennt, rennt, rennt – und weicht aus, den Attentaten, den kühnen Attacken gegen sein Leben, dem, was er verschweigt, kulminierend auf einem Kirchturm. Passend zum Requiem einer Totenmesse wird er nach vorn und nach hinten zurückgestoßen. Leben und Tod. Tod und Leben. In die eine Richtung, in die andere. Er ist selbst ein Windmühlenflügel.
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