Der Augsburger Matthäus Schwarz (1497 – 1574) zog in seinen jungen Jahren nach Italien

Erstellt am 28. November 2010 von Andramas

Er zog dorthin, mit dem Ziel, sich Buchhaltungskenntnisse zu erwerben.

Seine Geschichte ist relativ aktuell – niemand wollte sich in die Karten gucken lassen. So fiel es Herrn Schwarz schwer, einen “Meister in Buchhaltung” zu finden.

Schwarz trat schließlich über Umwege in das Handelshaus Fugger ein, wobei er wahrscheinlich schließlich einer der ersten war, der eine deutsche Musterbuchhaltung – eine Anweisung zum Buchen auf der Grundlage der doppelten Buchhaltung – erarbeitete. Unter dem Titel “Dreyerlei Buchhaltung” erschien sein Werk 1518. Die ordentliche und reichmachende Kunst des Buchhaltens sei bei Deutschen nicht gerade beliebt – beobachte Schwarz – “insbesondere bei denjenigen nicht, die meinen, eine Buchhaltung sei unnötig”. Und – überlege ich nun – vielleicht sprechen wir Herrn Schwarz zuliebe von “schwarzen Zahlen”?

Der Hauptbuchhalter der Fugger erlebte im Übrigen als solcher auch den Niedergang dieser Jahrhunderte währenden Familien- und Firmengeschichte.

“Nihil sub sole perpetuum” – nichts unter der Sonne währt ewig.

Ich bin immer noch beim Schmökern und komme behutsam vom ursprünglichen Objekt meiner Suche ab. So suche ich immer noch die Geschichte, wonach im Mittelalter ein Italiener oder ein Mönch – oder ein italienischer Mönch – zwei Nägel in die Wand gehauen haben soll, um an einem der Nägel die Zettel mit den Belegen für Einnahmen zu pinnen und am anderen Nagel Notizen über die zu erwartenden Ausgaben. Diese Aktion habe wohl – so will es eine Legende – jedwede solide Buchhaltung begründet haben. Doch leider kann ich diese Geschichte nicht finden.

Dafür aber viel Anderes. Und als Goethe-Fan darf man auch bei solcher Suche beglückt sein. Es gibt wohl kaum ein Gebiet, zu dem der Wahre Meister nicht seinen Senf gegeben hätte.

“Welche Vorteile gewährt die doppelte Buchhaltung dem Kaufmanne! Es ist eine der schönsten Erfindungen des menschlichen Geistes, und ein jeder Haushalter sollte sie in seiner Wirtschaft einführen.” 

(Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre)

Jedenfalls will ich nun Ordnung in unseren Haushalt bringen. Das System scheint a bissel instabil und basiert auf konstanten Einnahmen. Die aber – wissen wir beide – eines Tages durchaus wegbrechen könnten. Vielleicht löst sich ein Ziegelstein von einer Mauer, fällt auf einen unserer beiden Köpfe und über eine Folgekette – Domino-Day – bricht plötzlich eine Einnahmequelle weg.

Jacke wie Hose – “Ich bin mit der elenden Abzahlerei nicht mehr einverstanden. Wir sollten im wahrsten Sinne des Wortes erst sparen, um ANSCHLIESSEND zu kaufen. Alles andere ist die Investition in ein Kartenhaus”, verkünde ich die neue Haushaltsstrategie, “nie wieder в рассрочку!”

Sie ist einverstanden und findet ein schickes Möbelstück im Möbelladen nebenan.

“Komm und sieh dir das Buffet an – schick! Passt prima zu unserem Tisch und zu den Stühlen, ist ebenfalls Walnuss und sooo schön!”

“Aber wir wollten doch nichts mehr auf Abzahlung kaufen?”

“Brauchen wir ja auch nicht – Ich habe mir das Geld von einer Freundin geborgt…”


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