Der junge Mann muss sich einem kleineren urologischen Eingriff an – nun ja, privater Stelle unterziehen. Das Aufklärungsgespräch findet erst direkt vor dem Eingriff statt.
“Haben Sie noch Fragen?”, beende ich mein übliches Sprüchlein zu den Risiken und Nebenwirkungen einer Vollnarkose. Der junge Mann sieht mich etwas verlegen an, räuspert sich und guckt wieder wie ein Pudel nach Wolkenguss.
“Ja?”, frage ich mit meiner möglichst emphatischen Stimme.
“Äh… ich schlafe ja während des Eingriffs und bekomme nichts mit, oder?”
“Selbstverständlich, das gehört bei uns zum Service!”, strahle ich ihn mit meinem besten Stewardessen-Lächeln an, froh, sein Problem so einfach lösen zu können.
“Also… dann… ja… dann könnten Sie mir einen Gefallen tun, ja?”
“Äh. Sicher. Worum geht’s?”
“Achten Sie darauf, dass die nicht das Falsche abschneiden!”, platzt es aus ihm heraus, während sein Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate annimmt.
Ich grinse breit.
“Ich werde mein Bestes geben!”, verspreche ich und tätschle ihm verständnisvoll die Schulter.
Deshalb nennt man uns Anästhesisten ja auch “Anwalt des Patienten”.