Der Antrag

Erstellt am 3. September 2012 von Andramas

Gestern ging mir doch glatt ein ganz Tag verloren. Ritsch-ratsch – weg war er!

Zuvor – Abends auf dem Hundeplatz – trat ich ein Loch, knickste um, weshalb der linke Fuß derart schmerzte, dass ich mich tags darauf gezwungen sah, das Bett zu hüten. Nix ging mehr, vor allem der Fuß.

Glück im Unglück: Ich wurde versorgt. “Bei Krankheit ist Ehe von Nutzen” konnte ich daher in mein Notizbuch schreiben. Und wer weiß – füge ich hinzu – wies mir heute ginge, hätte ich nicht meine gestrige Teilnahme am obligatorischen Umtrunk absagen müssen. “Kein Schaden ohne Nutzen” ist eine daher eine weitere Notiz.

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Unterm Strich fehlt mir ein Tag. Was jedem besonders hart vorkommt, der weniger zu leben bleibt, als bereits gelebt.

Man müsste mit seinen Engeln schachern können, träume ich und schreibe den zugehörigen “Antrag auf Aufhebung der Befristung irdischen Lebens (um mindestens einen Tag)”, den ich begründe – und sollte der Antrag positiv beschieden werde – die so gewonnene Zeit für Nützliches zu nutzen gedenke.

Lenchen schmiert Salbe auf die Schwellung, tröstet, bindet ~ derweil ich ankündige:

“Wenn es mir wieder besser geht, fahre ich nach Halle, um mich bei der Verwandtschaft zu melden.”

Melden ist so eine Art Entschuldigung. Die Vorstufe davon.

Lenchen staunt über meine Absicht, weil sie meine Meinung zur Sippschaft sehr wohl kennt. Und mehr noch, als sie merkt, dass ich mir tatsächlich vornehme hinzufahren um nett zu sein.

Aber irgendwann isses ohnehin nötig. Und warum nicht, wenn bald. Dann hätte man es hinter sich. Die-da denken sonst vielleicht für immer und ewig, ich sei ein Stiesel. Ja, ja – man weiß nie wie schnell es gehen kann. Ruck-zuck ist der Sarg zu und aller Eindruck bleibt ohne Korrektur.

Lenchen macht einen Gegenvorschlag:

“Wollen wir nicht lieber statt dessen einen gemeinsamen Ausflug machen? Zum Beispiel auf den hohen Berg, auf den wir schon einmal gestiegen waren? In die Gegend, wo wir damals viel gewandert sind? In den Ort, wo es so schön war?”

Sie meint Schierke im Harz – sie meint den Brocken.

“Du willst lieber zu Deiner Verwandtschaft?”, scherze ich daher und da sie den Joke nicht verstehen kann, setze ich ein “BAZINGA!” hinzu und imitiere die Sheldon-Lache.

Hinterher werden wir uns wohl für beides entscheiden. Erst kommt Halle dann der Brocken.

Kurz vor dem Enter-Drücken bemerke ich, dass der Unterschied zwischen Halle und Hölle nur die Breite eines Buchstabens beträgt, was wiederum mit dem vorangegangenen Text nichts zu tun hat.