Der Anfang vom Ende meiner sozialen Phobie

Von Toonhua
Etwas weniger als ein Jahr ist es nun her, dass ich bemerkt habe zu welchen Leistungen ich doch fähig bin bzw. was für einen Quatsch ich mir doch immer eingeredet habe. Zu dieser Zeit bin ich das erste Mal von meinen Arbeitskollegen zum Kegeln eingeladen worden und es war das erste Mal sein Jahren, dass ich auch so eine Einladung angenommen habe. Während des Kegelns floss eine Menge Alkohol was uns alle und vor allem mich enorm enthemmt hat. Im Anschluss an das Kegeln ging ich noch mit 3 Kollegen in eine Kneipe auf einen „Absacker“ bei dem es aber nicht bleiben sollte. Als ich dann irgendwann zu meinem 8 Weizenbier an diesem Abend kam, war ich natürlich entsprechend "gut drauf" obwohl andere wohl "total hacke" sagen würden. Zu dieser Zeit war dieses aber absolut normal in meinem Leben bzw. an meinen Wochenenden und dieser Tag war ein Samstag, also Wochenende. Irgendwann hörte ich in dieser Kneipe ein Lied was mir wohl besonders gefiel und so stand ich wie von Geisterhand geleite auf und fing als einziger in dieser Kneipe plötzlich an zu Tanzen! Die Leute haben wohl erst einmal ein wenig blöd geguckt denke ich mal, jedoch war mir das so etwas von egal. Wenn ich jemanden heute davon erzähle sage ich immer "Ich habe da voll Abgespackt". Total enthemmt durch die massive Alkoholdosis habe ich mich aber komischerweise nicht zum Clown gemacht, denn plötzlich kamen zwei oder drei Mädels auf mich zu und fingen an mit mir zu Tanzen. Kurze Zeit später tanzte dann die halbe Kneipe. Durch meine heftigen Tanzbewegungen und den Robotstyle den ich teilweise getanzt habe, verteilte sich der Alkohol wahrscheinlich noch schneller in meinem Körper. Nach 2 Liedern konnte ich dann den "Abflug" mache, da ich sonst wohl nicht mehr den Weg nach Hause gefunden hätte. Ihr müsst euch mal vorstellen, das ich einen auf Michael Jackson gemacht habe, obwohl ich diesen Tanzstil noch nie geübt habe, geschweige ihn irgendwie beherrsche. Entweder sah das so was von bescheuert aus oder einfach nur geil, ich weiß es nicht. Die Mädels fanden es scheinbar ganz gut, sonst hätten sie ja nicht mitgemacht ! Ich kann mich nicht mehr an so viele Details erinnern, aber das sie alle Freudestrahlend auf mich zukamen weiß ich noch. Ich weiß auch noch, dass ich ein anderes Mädel ein oder zwei Mal geküsst habe und wir eine Zeitlang sogar Händchen gehalten haben. Doch irgendwann hat sie von mir abgelassen, da ich doch langsam aber sicher in schwere See geriet, würde ich mal so meinen.
Ich möchte auf keinen Fall hier, dass hohe Lied des Alkoholkonsum singen. Das Video von meinem Tanz an diesem Abend möchte ich auch gar nicht sehen :-) Ich möchte mit diesem Artikel nur eines Ausdrücken und das ist meine Erfahrung, dass ich doch nicht so abstoßend und hässlich sein kann wie ich immer gedacht habe. Dieser Abend hat mir 2 Sachen für meinen Kampf gegen die soziale Phobie eröffnet, den ich scheinbar durch diese Erfahrung begonnen habe. Die erste Einsicht war, dass zu viel Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit keine vernünftigen Konversation oder ein mögliches Kennenlernen eines neuen Lebenspartners zulässt und somit Kontraproduktiv für mich ist. Die zweite und viel wichtigere Einsicht war, dass ich gemerkt habe, dass ich mir viele meiner Probleme nur selber einredete.
Wenn ich doch so schlimm bin wie ich mich selber immer darstelle, warum sind mir diese Sachen dann passiert, die eigentlich doch ganz toll waren? Natürlich hätte ich das nüchtern nie gemacht, doch darum geht es nicht. Es geht darum, dass ich erkannt habe, dass ich ein Problem mit mir habe und die Leute scheinbar nicht. Dieses Erlebnis war wohl der Start meines Kampfes gegen die soziale Phobie und ich bin so froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe. Dieses ist wohl so etwas wie ein Schlüsselerlebnis denke ich.
Habt ihr auch mal so eine Erfahrung gemacht ? Oder stößt ihr nur auf Ablehnung eurer Meinung nach? Ist das eher eine Selbstablehnung oder kommt sie doch von den anderen und warum sollten sie dich ablehnen? Habt ihr das mal ehrlich und neutral abgeklärt?