Auf meiner Erste-Hilfe-Tour sah ich Mr. X dann in einer der Hallen, hatte aber für Smalltalk keine Zeit. Mit Wasser bewaffnet ging ich zurück.
Sanitäterin: Dein Bruder ist da!
Absturz-Opfer: Wooo??? Bring mich zu ihm!
Sanitäter: Ich dachte du kannst nicht mehr laufen?!
Absturz-Opfer: Ooooch, gleich gehts mir besser!
Sprachs und ging erstaunlich klar mit mir zurück zum Ort des Grauens.
Ich stand ihm eine Woche davor zum ersten Mal gegenüber. Es war komisch mit ihm zu reden und ihm so nah zu sein, aber ok. Auch an diesem Abend ließ es mich erstaunlich kalt. Der Alkohol hatte dabei natürlich eine nicht ganz zu unterschätzende, entspannende Wirkung.
Gegen Ende der Nacht lernte ich den Lehrer kennen (Namen hab ich vergessen), der mit flachen Witzen nur so um sich schmiss. Genau mein Ding! Als dann alle gingen blieb ich natürlich nur all zu gern, aber als er merkte, dass ich nur an seinen Witzen und nicht an seinem Penis interessiert bin, musste auch er los. Schön! Ich warf mir sodann mein Partytäschchen um die Schultern und reihte mich in die Menge, den Berg runter, ein. Auf halben Weg lief ich ,,ihr-wisst-schon-wem" in die Arme und hängte mich dran, nachdem er fragte, ob ich nicht mitkommen wolle. Seine Gruppe marschierte in eine der wenigen Kneipen, die bis in die frühen Morgenstunden auf hatte. Der Laden ist so dermaßen ranzig und abgefuckt, aber alle sind ziemlich positiv drauf, wobei das wahrscheinlich auch für den Gesundheitszustand der halben Kundschaft gilt.
Nun gut, ich fing an mich ganz gut mit einem Typen zu unterhalten, der an sich ja wirklich sehr nett war, mir aber irgendwann wahnsinnig auf die Eier ging. Arrogant und anstrengend. Er fand sich selbst erstaunlich geil und allwissend und wurde sofort aggro, wenn ich nicht seiner Meinung war. Gegen 6-7 Uhr gingen wir raus. Drinnen war es unausstehlich heiß. Letztlich stand ich mit drei Typen draußen und wurde überredet noch auf einen Absacker zu Mr. Ego zu latschen. Die anderen beiden waren Brüder, wovon ich den einen bereits flüchtig kannte und wusste, dass er Vibro-Eier verkauft. Ein super Gesprächsaufhänger! Mir war gar nicht bewusst wie und wann das Teil so zum Einsatz kommen kann. Ich will nicht sagen er hat ne neue Kundin, aber Mutti hat es abgespeichert. Ich holte mir noch n Kaffee bei Backwerk und genoß 29 Grad und die Sonne, die sich allmählich ausbreitete und die wahnsinnig intellektuellen Gespräche mit meiner neuen Gäng. Von Mr. X war weit und breit keine Spur, der ist irgendwann gegangen. Zu Hause bei Mr. Ego schmissen wir uns auf die Couch und quatschten, bis das Handy bei einem der Jungs klingelte. Es war der dunkle Lord! Er wollte kommen und hatte weibliche Begleitung dabei.
So! Und jetzt war der Punkt gekommen, an dem mir dann doch etwas mulmig wurde. Denn 1. ist er bestimmt nicht sonderlich glücklich darüber MICH schon wieder zu sehen und 2. weiß ich noch gar nicht, ob ich ihn mit ner frischen Bumsbekanntschaft antreffen möchte. Aber so war es jetzt und außerdem kennt er mich mittlerweile und weiß, dass ich nach der eigentlichen Party nur schwer ein Ende finde. Trotzdem sah er etwas angepisst aus, als er mich registrierte. Seien wir ihm an dieser Stelle nicht böse :-D. Sein Betthase war ne Süße, aber das Mäuschen hatte die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Ich frag mich bis heute wo zum Teufel er die Perle um 7 Uhr Morgens aufgegabelt hat. Ist die vom Himmel gefallen oder was?
Mein eigentliches Highlight aber war sein Hund, den er ebenfalls mitgebracht hatte. Noch ein Welpe, den ich davor nur auf Bildern gesehen hatte. Während die ganze Gruppe sich auf den Balkon fläzte, chillte ich daher nur all zu gern mit dem Baby nebenan. Nach ausgiebigen Schmuseeinheiten von meiner Seite und intensiven Knabberattacken von ihm, gesellten wir uns zu den anderen Und dann saß ich da...zusammen mit dem Fickschnitzel, Mr. Ego, den Blues Brothers, Mr. X und dem Baby. Wie skurril kann eine Nacht sein?
Ich konnte mir zwischendurch nur schwer das Grinsen verkneifen, was u.a. aber auch an den Weisheiten von Blondie lag. Irgendwann brachen wir alle auf und ich verabschiedete mich gegen halb Zehn von allen, um dann meinem Lachen das OK zu erteilen.
Es traf mich nicht, dass er mit Blondie nach Hause ging. Ich fühlte mich leicht wie eine Feder als ich ins Bett fiel und den Schlaf der Gerechten antrat. Zu sagen es wäre vorbei ist vermutlich übertrieben. Es verhält sich mit ihm wie mit einem Buch, ständig hab ich umgeblättert und wollte nicht, dass die Geschichte ändert. Und jetzt ist das Buch zu Ende und geschlossen, steht in meinem Regal und ich denke über das Geschriebene nach. So viele Fragen, auf die es einfach keine Antwort gibt. Gleichgültig stehe ich dem also noch nicht gegenüber. Und dennoch, Ende letzten Jahres hatte ich Angst den Verstand zu verlieren. Und jetzt? Nun ja, ich denke ich bin wieder zurück in der Spur und hab endlich akzeptiert, was sich nicht ändern lässt. Und so schlimm wie erwartet ist es gar nicht, auch wenn es sich jetzt ein klitzekleines bisschen anfühlt wie Scherben fressen...ich wünsche ihm das er glücklich wird und wenn sie es ist, die ihm das gibt, dann alles Gute mit ihr. Das ist jetzt eine neue Geschichte...aber nicht länger meine.