Was haben der Opel Ampera und E-Plus gemeinsam? Der Opel Ampera ist ein Elektroauto, E-Plus ein Mobilfunkanbieter. Das liest sich nach wenig Gemeinsamen. In einem Bereich ähneln sich beide jedoch ungeheuer: in den Ankündigungen.
Opel stellte den Ampera am Automobilsalon in Genf 2009 vor. Im Jahr 2008 und 2009 war es nun um die Automobilwirtschaft nicht sonderlich gut bestellt. Die Wirtschaftskrise war da, die Bestellungen gingen runter und GM war pleite. Vielleicht erinnern Sie sich noch um den geplanten Opel Verkauf, der dann doch nie stattgefunden hat. Ein Riesendebakel: Opel am Rande des Ruins – GM vom Staat gerettet – und dann gab es noch zu allem Überfluss eine Bundestagswahl.
Also brauchte es gute Schlagzeilen. Elektroautos waren gerade besonders „in“. Jeder stellte irgendeinen Prototypen vor und kündigte irgendwas an, was mit Elektro zu tun hat. Ob sinnvoll oder nicht, egal, Hauptsache ein relevantes Buzzword wie „hybrid“, „elektro“, „CO2-neutral“ oder was auch immer ist gefallen. Da hat es gepasst, ein neues Auto vorzustellen. Das Elektroauto „Ampera“.
Jetzt kommen wir zum Schönheitsfehler: dieses Auto gibt es bis heute nicht zu kaufen. 1,5 Jahre nach der Präsentation ist der Wagen noch immer nicht beim Händler. Fairerweise muss gesagt werden, dass dies von Opel in allen Pressemappen auch so kommuniziert wurde. Der damals als neues Fahrzeug präsentierte Wagen war ein sündhaft teurer Prototyp – mehr nicht.
Aber: Opel hat es geschafft, seitdem in Artikeln vorzukommen. Googlen, altavistern oder bingen sie doch mal nach Elektroautos. Öfters wird Opels Ampera genannt. Vom Marketing her ein grandioser Erfolg. Hut ab vor der Leistung: einen Prototypen so positionieren, dass er im Gespräch bleibt. Das hat so selten jemand geschafft.
Doch was hat das ganze nun mit E-Plus zu tun? Nun, auch E-Plus kennt eine sich ständig wiederholende Übung: den Netzausbau. Gerade heisst es wieder in den Medien, dass nun HSDPA ausgebaut wird. Stolze 3,6 MBit/s sollen möglich werden. Ausgebaut ist noch wenig, die Geschwindigkeit ist meilenweit hinter den anderen Netzen. Auch der Ausbau in die Fläche kommt und kommt nicht voran. Es wird angekündigt und es passiert nichts. Dabei müssen die Netztechniker selbst gelobt werden. Das Netz ist schon gut. Oder können Sie sich an einen richtig grossen Krach erinnern?
Es mag jetzt ein falscher Eindruck sein, aber wo immer E-Plus gebaut hat, in meiner Nähe kann es nie gewesen sein. In Waldshut gibt es kein EDGE, einige Sendemasten, die nach CH rüberstrahlen, werden gefühlsmässig eher schwächer als besser und geht es Rheinaufwärts von Waldshut weg, dann ist mit E-Plus Schluss. Trotz massenweiser Ankündigungen, es würde sich was tun.
In meiner Heimat im Saarland das gleiche Spiel. Es tut sich nichts. Als die 900er Frequenzen gekommen sind, wurden einige Stationen offenbar aufgewertet, aber mehr nicht. Im Keller springt das Handy dann munter hin und her. Ich sehe das immer, wenn es von GPRS zu EDGE und zurückwechselt. Netzausbau sieht anders aus. Oder ich habe eben zweimal Pech…
Hier kommt dann der Punkt, warum die permanente Ankündigung bei Opel funktioniert, bei E-Plus bei mir zumindest für Unmut sorgt: Wenn E-Plus ankündigt, das Netz auszubauen, sehe ich es am Handy sofort, ob wirklich was passiert. Bei einem Auto sieht es ganz anders aus. Da dauert es teils Jahre, bis Neuanschaffungen anstehen. Der Kunde merkt nicht direkt, wenn es das neue Produkt nicht gibt bzw. es kommt für ihn gar nicht in Betracht. Ein Elektroauto ist heutzutage eine Spezialität mit der ein Konzern sich ein gutes Image geben kann – mehr aber eben nicht. Ein gutes Mobilfunknetz ist für einen Netzbetreiber die Visitenkarte schlechthin. Das muss nicht bis in die allerletzte Ecke ausgebaut sein – aber es muss eben da sein und wenn eine Ankündigung kommt, dann müssen sichtbare oder kommunizierte Taten folgen. Aber bitte nicht wieder die 35485. PM mit dem Inhalt, es wird alles besser. Die will ich nicht mehr lesen.
Schlagwörter: Ankündigung, Auto, E-Plus, Marketing, Netzausbau