Tatbestände lassen sich gemeinhin durch Beweise verifizieren. Das ist in den meisten Wissenschaften so und in der Justiz sollte es auch so sein. Die "Ökonomie des Terrorschutzes" legitimiert sich allerdings anders. Sie braucht keine Beweise als Beweis.
Durch Abwesenheit anwesend
Das geschieht nach dem Motto: Auch Terroristen schauen bekanntlich westliches Fernsehen, haben dort die Leerung der Botschaften gesehen und ihren Anschlag abgeblasen. Beide Szenarien unterstreichen die Funktionsfähigkeit der Abhörpraxis. Tatbestand (Anschlag) oder Nicht-Tatbestand (ausbleibender Anschlag) sind gleichermaßen Beweislast.
Der algorithmische Gottesbeweis
Die Sicherheitsökonomie dürfte neben einem gewissen Zweig der Theologie, die einzige "Wissenschaft" sein, in der das Nicht-Passieren als Beweis gilt. Dass ein Tatbestand eben nicht passiert, zeigt nur, dass es im regulären Fall passiert. Die ausbleibende Katastrophe, das Idyll letztlich, zeigt nicht den Frieden an, sondern ist im Grunde das Abbild seines Gegenteils. Es ist der antithetische Beweis für die These. Die Negation ist nicht mehr Gegenbeweis, sondern gleichfalls Beweislast. So argumentieren normalerweise Theologen, die die Rettung eines Menschen in letzter Minute ebenso als Gottes Plan gelten lassen, wie dessen Nicht-Rettung. Gewissermaßen ist diese intellektuelle Gleichsetzung von Fakten und Nicht-Fakten ein moderner Gottesbeweis auf Grundlage algorithmischer Größen. Egal wie es ausgeht, der Terrorismus ist damit bewiesen.
Die amoralische Supermoral
Für die Ökonomen des Terrorschutzes kommt es deshalb auch gar nicht in Frage, eine fehlerhafte Warnung zu bestätigen und zurückzunehmen. Sie können ja keine Fehler machen. Denn Anschlag oder Nicht-Anschlag sind dasselbe. Zum gemachten Fehler gehört das Eingeständnis, dass ein Fakt falsch interpretiert wurde. Aber die Interpretation entfällt ja. Wahr oder Falsch sind Kategorien, die hier nicht mehr greifen können. Das allgemeine Warten auf einen Anschlag ist bedeutungslos. Denn der ist ja nicht nötig. Die Bilder einer ausgebrannten US-Botschaft und die Bilder einer unbeschädigten US-Botschaft machen keinerlei Unterschied. Beides sagt dasselbe aus, alle zwei Bilder belegen identisch die Notwendigkeit der Totalüberwachung.
Die Ökonomie des Terrorschutzes betritt tatsächlich ein völlig amoralisches Gebiet. Ein Areal einer Supermoral, die sich von der Kleinlichkeit unterscheidbarer Aussagetendenzen verabschiedet hat. Wahr oder Unwahr begehen einen Konsens und degradieren sich zu konturlosen Kategorien. Und so gibt es nicht Richtig und nicht Falsch, sie sind zu einer Synthese verwässert.
Auch der ausbleibende Beweis beweist
Beweis kann alles sein und nichts. Die unbeschädigte US-Botschaft beweist die Funktion des Terrorschutzes, so wie Versender von e-Mails, die den Inhalt verschlüsseln, auch ohne Kenntnis des Inhalts als Terroristen überführt werden können. Der e-Mail-Inhalt kann also Beweis sein - oder es ist die Geheimnistuerei um einen e-Mail-Inhalt, die Beweis genug ist. Ein eingeschaltetes Mobiltelefon kann verdächtige Bewegungen orten und einen Beweis erbringen - oder ein ausgeschaltetes Handy kann belegen, dass da jemand vermutlich was zu verheimlichen hat.
Diese Logik des Sicherheitswahns macht keine Abstufungen mehr, sondern vollzieht die Emanzipation des Nicht-Beweises, begeht die Gleichstellung zum Beweis. In einem solchen System ist keine Aussage mehr zwingend wahr oder unwahr, kann richtig nicht mehr von falsch unterschieden werden. Ein so geartetes Sicherheitsdenken hat jeden ethischen Anspruch aufgegeben. Es hat in seinem Wahn jegliche Unterscheidungsfähigkeit verloren.
Durch Abwesenheit anwesend
Das ist der Beweis: Das Idyll belegt
den Terror, Idylle, Fredric Leighton
Das geschieht nach dem Motto: Auch Terroristen schauen bekanntlich westliches Fernsehen, haben dort die Leerung der Botschaften gesehen und ihren Anschlag abgeblasen. Beide Szenarien unterstreichen die Funktionsfähigkeit der Abhörpraxis. Tatbestand (Anschlag) oder Nicht-Tatbestand (ausbleibender Anschlag) sind gleichermaßen Beweislast.
Der algorithmische Gottesbeweis
Die Sicherheitsökonomie dürfte neben einem gewissen Zweig der Theologie, die einzige "Wissenschaft" sein, in der das Nicht-Passieren als Beweis gilt. Dass ein Tatbestand eben nicht passiert, zeigt nur, dass es im regulären Fall passiert. Die ausbleibende Katastrophe, das Idyll letztlich, zeigt nicht den Frieden an, sondern ist im Grunde das Abbild seines Gegenteils. Es ist der antithetische Beweis für die These. Die Negation ist nicht mehr Gegenbeweis, sondern gleichfalls Beweislast. So argumentieren normalerweise Theologen, die die Rettung eines Menschen in letzter Minute ebenso als Gottes Plan gelten lassen, wie dessen Nicht-Rettung. Gewissermaßen ist diese intellektuelle Gleichsetzung von Fakten und Nicht-Fakten ein moderner Gottesbeweis auf Grundlage algorithmischer Größen. Egal wie es ausgeht, der Terrorismus ist damit bewiesen.
Die amoralische Supermoral
Für die Ökonomen des Terrorschutzes kommt es deshalb auch gar nicht in Frage, eine fehlerhafte Warnung zu bestätigen und zurückzunehmen. Sie können ja keine Fehler machen. Denn Anschlag oder Nicht-Anschlag sind dasselbe. Zum gemachten Fehler gehört das Eingeständnis, dass ein Fakt falsch interpretiert wurde. Aber die Interpretation entfällt ja. Wahr oder Falsch sind Kategorien, die hier nicht mehr greifen können. Das allgemeine Warten auf einen Anschlag ist bedeutungslos. Denn der ist ja nicht nötig. Die Bilder einer ausgebrannten US-Botschaft und die Bilder einer unbeschädigten US-Botschaft machen keinerlei Unterschied. Beides sagt dasselbe aus, alle zwei Bilder belegen identisch die Notwendigkeit der Totalüberwachung.
Die Ökonomie des Terrorschutzes betritt tatsächlich ein völlig amoralisches Gebiet. Ein Areal einer Supermoral, die sich von der Kleinlichkeit unterscheidbarer Aussagetendenzen verabschiedet hat. Wahr oder Unwahr begehen einen Konsens und degradieren sich zu konturlosen Kategorien. Und so gibt es nicht Richtig und nicht Falsch, sie sind zu einer Synthese verwässert.
Auch der ausbleibende Beweis beweist
Beweis kann alles sein und nichts. Die unbeschädigte US-Botschaft beweist die Funktion des Terrorschutzes, so wie Versender von e-Mails, die den Inhalt verschlüsseln, auch ohne Kenntnis des Inhalts als Terroristen überführt werden können. Der e-Mail-Inhalt kann also Beweis sein - oder es ist die Geheimnistuerei um einen e-Mail-Inhalt, die Beweis genug ist. Ein eingeschaltetes Mobiltelefon kann verdächtige Bewegungen orten und einen Beweis erbringen - oder ein ausgeschaltetes Handy kann belegen, dass da jemand vermutlich was zu verheimlichen hat.
Diese Logik des Sicherheitswahns macht keine Abstufungen mehr, sondern vollzieht die Emanzipation des Nicht-Beweises, begeht die Gleichstellung zum Beweis. In einem solchen System ist keine Aussage mehr zwingend wahr oder unwahr, kann richtig nicht mehr von falsch unterschieden werden. Ein so geartetes Sicherheitsdenken hat jeden ethischen Anspruch aufgegeben. Es hat in seinem Wahn jegliche Unterscheidungsfähigkeit verloren.