Während man auf Zeit.de noch immer von einer Leserschaft träumt, die endlich begreift, dass alles Böse auf der Welt mit den Buchstaben P-u-t-i-n anfängt und aufhört und deswegen den Kommentarbereich in entsprechenden Nachrichten gleich mal ganz abschaltet, haben die Onlinepräsenzen ehemaliger Zeitungen des konservativen Spektrums die Lust am Untergang neu für sich entdeckt.
Die genaue Agenda scheint dabei noch nicht ganz klar zu sein, aber auf welt.de können wir heute zumindest schon mal lesen, wie wir unsere Errungenschaften verfrühstücken und ganz Europa in panischer Deflationsangst steckt.
Dazu gibt es hochinteressante Grafiken wie diese hier:
... zumindest in der Verlinkung zum Artikel. Aus eben diesem ist die Grafik natürlich schon wieder rausgeflogen, da sie dem verblüfften Zuschauer nicht klar macht, warum genau wir bei einer Verdreifachung des Wachstums von einer Krise sprechen. Sie könnte jemanden mit einem Kurzzeitgedächtnis außerdem daran erinnern, dass er letztes Jahr rund um den Wahltermin nichts dergleichen gehört hat, obwohl das Wachstum deutlich niedriger war. Nun hatten wir da aber eben auch eine andere Agenda (Merkel wählen, FDP wählen), jetzt haben wir vor allem kein echtes Thema.
Panik iar aber wichtig, wenn es eigentlich darum geht, ein allerletztes Mal auf die Rente mit 63 und Mindestlohn zu schiessen, die jetzt aus dem Schrank geholt werden, um einen Rückgang von Prognosen zu erklären, die a) noch nie gestimmt haben und b) noch nicht die neue Sandkastenkultur der russisch-deutschen Beziehungen vorausahnten.
Und so erklärt mir dort ausgerechnet Werner Sinn, dass die Schaffung von Errungenschaften wie dem Mindestlohn ein Verfrühstücken von Errungenschaften ist, die Investitionen hemmen. Leider erklärt er mir nicht, welchen Sinn Investitionen für dieses Land hätten, die eine Absenkung der Löhne zur Voraussetzung haben, aber wie wollte ich mich mit einem der größten Geister der Wirtschaftsforschung anlegen?
Und wozu?
Sie werden das brav fressen wie alles andere auch.
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