Dann frühstückten wir und probierten alle neuen Spielsachen aus. Wir hatten die Kinder aus der Kita abgemeldet und somit genug Zeit. Natürlich musste das neue Fahrrad auch draußen probegefahren werden. Und obwohl ich mir schon dachte, dass er keine größeren Probleme damit haben werde, da er seit 2 Jahren täglich Laufrad fährt und auch mit dem Treten keine Schwierigkeiten hat, war ich trotzdem super überrascht, mit welcher Leichtigkeit und Sicherheit er losfuhr. Ein paarmal noch festgehalten, und dann fuhr er allein in einem Affenzahn los, dass der nebenherlaufende Elternteil ziemlich ins Schwitzen kam. Selbst das Bremsen und Anhalten machte er intuitiv richtig und konnte sowohl die Geschwindigkeit als auch potentiell "gefährliche" Situationen sehr gut einschätzen. Wir waren beide total verblüfft und sprachlos. So leicht hatten wir uns das Fahrradfahren lernen nicht vorgestellt! Aber umso besser. Er fiel nicht ein einziges Mal hin und hatte großen Spaß am Fahren. Er war total glücklich und zufrieden mit sich und das freute uns unglaublich. Am Nachmittag besuchten wir einen Kleintierzirkus, den die Kinder schon kannten und immer wieder lieben, und danach drehte er noch einmal ein paar Runden. Es war wirklich ein schöner Tag für alle.
Am Samstag hatten wir vormittags eine Babysitterin bestellt, die mit den Kindern spazieren ging, damit wir die Kindergeburtstagsfeier in Ruhe vorbereiten konnten. Als Motto hatte er sich einen Polizeigeburtstag gewünscht, was sich in ein wenig Polizei-Deko (Becher, Teller, Platzdeckchen, Strohhalme, Luftballons, Einladungskarten, Zauberblöcken und Tattoos) niederschlug. Und natürlich - nicht zu vergessen - dem selbst gebackenen Polizeiautokuchen.
Es waren 4 Kinder eingeladen, so dass wir insgesamt 6 Kinder zuhause hatten. Als alle beisammen waren, gab es erst einmal eine kleine Vesper, damit sich alle beschnuppern konnten. 2 Kinder waren aus der Kita-Gruppe des Großen und die beiden anderen Freunde außerhalb der Kita. 3 von den 4 Kindern kannten sich schon vom 3. Geburtstag im letzten Jahr. Danach wollten wir eigentlich ein paar Spiele wie Stuhltanz, Autos aufrollen, Eierlaufen etc. machen, aber schon das erste Spiel boykottierte unser Sohn lautstark, und eines der Gastkinder schloss sich ihm an. Leider kann unser Großer nicht nur nicht verlieren, sondern schon die Möglichkeit, eventuell verlieren zu können, bringt ihn so in Rage, dass er sich lieber verweigert, als die Herausforderung anzunehmen. Er hat es nicht einmal versucht! Eigentlich kennen wir dieses Verhalten, was es uns oft unmöglich macht, mit ihm Gesellschaftsspiele zu spielen oder kleinere Wettbewerbe zu veranstalten, schon zur Genüge, hatten aber wirklich gehofft, dass es ihm mit den anderen Kindern doch etwas Spaß bringt. In der Kita klappt es ja auch! Aber Pustekuchen. Er steigerte sich total in seine Verweigerungshaltung hinein und wir waren entsprechend genervt.
Beim Autos aufwickeln-Spiel lief es ähnlich ab, die beiden Störenfriede machten zwar mit, waren aber schon so in ihrem Widerstand gefangen, dass es keinen Sinn ergab, weiterzumachen. Auch um die anderen Kinder zu schützen, wurde ab dann frei gespielt und wir teilten die Kinder in 2 Gruppen auf. Dann wurde es erträglicher. Die eine Gruppe spielte friedlich vor sich hin und das "Kita-Grüppchen" putschte sich noch eine Weile auf, bevor sie dann auch ruhiger wurden. Zum Glück hatten wir eine Dauer von 2 Stunden angesetzt, das reicht in dem Alter völlig aus. Als die Kinder abgeholt wurden, war die Stimmung friedlich und alle waren ausgeglichen.
Den frühlingshaften Sonntag verbrachten wir dann größtenteils in unserem Garten und übten nochmals fahrradfahren. Er fuhr wieder wie ein alter Hase. Beide Kinder waren sehr fordernd und so war es für uns insgesamt ein sehr anstrengendes Wochenende. Sehr glücklich waren wir natürlich über die tollen Fahrraderlebnisse des Großen. Weniger glücklich über sein andauerndes Querschießen, Meckern und Jammern. Und was das Verlieren-Können angeht: wir wissen nicht so richtig, wie wir ihm helfen können, seinen Ärger und seine Wut über das Verlieren in Wettkämpfen/ bei Spielen positiv umzuwandeln in Ehrgeiz und "Kampfeslust". Es soll ihm ja nicht egal sein, wenn andere gewinnen oder besser sind, aber er soll daraus einen Willen entwickeln, der ihm beim nächsten Versuch hilft, sich mehr anzustrengen und vielleicht noch ein wenig besser zu sein. Im Moment möchten wir ihn am liebsten aus allen solchen Situationen heraushalten, so unglaublich wütend und ausfallend wie er wird. Aber das ist ja keine Dauerlösung. Er muss auch da eine gewisse Frustrationstoleranz entwickeln und vor allem den Willen, es noch einmal zu versuchen. Das fehlt im Moment noch völlig. Wie kann man so etwas unterstützen? Sein bester Freund ist da ganz anders und ich hoffe einfach, dass dieses Beispiel ein wenig auf ihn abfärbt. Ansonsten werden wir Bücher wie Hurra, gewonnen! Mist, verloren! oder Leo Lausemaus kann nicht verlierenoder Blöde Ziege - Dumme Gans mit ihm zu diesem Thema lesen (habt ihr noch andere gute Empfehlungen?) und ihn auch weiterhin dosiert solchen Situationen aussetzen (müssen). Und den Frust in Kauf nehmen, in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.