Der 3. Peloponnesische Krieg

Von Julius Hensel

Alexander gegen Darius - Mosaik aus Pompeji

eine Anmerkung von Johannes Löw

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Unlängst wartete ich auf die U-Bahn…

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In München wie in zahlreichen anderen Städten auch wird dem wartenden Fahrgast die Langeweile mit einer Infoscreen vertrieben. Viel Werbung. Ein bischen wer mit wem aus der Promiszene gerade gemeinsam ins Bettchen hüpft oder sich scheiden lässt. Und ab und zu eine Schlagzeile aus Politik und Wirtschaft dazwischen gestreut. In jüngerer Zeit am häufigsten, wo die CIA-Gründung Amnesty International oder die George „Hedgefond“ Soros-Stiftung Human Rights Watch arme Menschenrechte von brutalen Afrikanern oder fiesen Asiaten bedrängt sehen, bzw mit welchen Heldentaten das Dreamteam Hitlery & Obomba diese mutig und entschlossen retten.
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Was ich aber neulich sah, das war völlig nebenbei, wie eine Kleinigkeit, von der angenommen werden kann, dass sie im Trubel eines Tages gänzlich untergeht, nicht weiter auffällt: und doch so, dass mir schlicht die Spucke weg blieb.
Die Schlagzeile lautete sinngemäß: EU beschließt Maßnahmen, wie Griechenland zu weiterem Sparen gezwungen werden kann – dazu Filmchen von fröhlich im ägäischen Meer badenden und am Strand tollenden hellhäutigen oder sonnenverbrannten Touristen.

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Fällt es ihnen auf? Die Medienindustrie ist mittlerweile von einem solchen Zynismus durchsetzt, der so menschenverachtend ist, dass er gar nicht mehr auffällt. Ein Rassismus, tief eingegraben und bis ins Mark verwurzelt, dass er völlig gedankenlos und wie natürlich heraussprudelt.

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Des nackten Deutschen preisgünstige und ach so vergnügliche Sommerfrische, die Erinnerung an Götter und Heldensagen, die dem heutigen Nachwuchs wahrscheinlich nur mehr als Hollywood-Kitsch und am Besten in 3D bekannt sind, man säuft seinen Ouso und frisst sein Souflaki und witzelt über alte Steine.
In den Schulen nahebei fallen die Kinder vor Unterernährung in Ohnmacht, die Familien verlieren ihr Heim, egal, das sind ja nur die Dienstboten für das touristische Erlebnis des demokratisch freien Teutonen. Die sollen halt nicht so faul sein, dann fallen schon ein paar Krumen vom Gartentisch der Hotelveranda, die sie auflesen dürfen.

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II
Ich erinnere mich an eine Nachrichtensendung, Tagesschau oder Heute, keine Ahnung mehr, wahrscheinlich beide, in der uns der linke Grüne und vormalige organisierte Kommunist Jürgen Trittin, im Volksmund auch mal Tritt-Ihn genannt, die Segnungen der EU und des Euro anpries, gewürzt mir der rührenden Anekdote von seinem Großvater, der keine Franzosen mochte.

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Bild: clickpix

Und Hurra, sind doch eben jene Franzosen heute unsere engsten Freunde, Bundesmutti trifft fast täglich den Zwerg Nase, ja, gemeinsam bezwingt Frau die Stürme des Wahlkampfs auf allen Kanälen, man befürchtet, die italienische Carla wird uns noch eifersüchtig werden, jetzt wo der kleine Schreihals da ist und die Champagnerabende nicht mehr so reichlich gepflegt werden können; wie doch unsere Popolitiker den Motor der Geschichte in nimmer-stillestehende Fahrt treiben!

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Ja die Völkerfreundschaft Europas, einst nur ein Traum, von den Stiefeln der Wehrmacht getreten, unsere Berlindemokraten haben sie verwirklicht – und ich stehe in der U-Bahn, und ich sehe die badenden Weißhäute an den Küsten des Pelloponnes, und was ich sehe, sind die Sieger im Krieg gegen Griechenland!
Wozu teure Soldaten unterhalten, ausrüsten und einige von ihnen opfern, wenn doch das Konto die viel wirkungsvollere Waffe ist!

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III
Ich könnte nun seriöse oder wissenschaftliche Quellen oder Studien anführen.
Aber viel reizvoller (sie verzeihen diese bösartige Wortverwendung) ist es doch, zusammen zu fassen, wie die Unterwerfung, Enteignung und Versklavung des giechischen Volkes – sich alleine aus den Schlagzeilen der BILD-Zeitung ergibt!
Wir haben gefälschte Bücher des griechischen Wirtschaftsministeriums und Finanzministeriums. Und nein, es war nicht der, der die Hitlertagebücher gemacht hat, obwohl die Meisterleistung in diesem Metier ebenso gewaltig ist, denn wie viel Talent ist nötig um die Bilanzen und Dokumente zwei ganzer Ministerien von Jahren so zu fälschen, dass es funktioniert (oder wie viel Inkompetenz und Faulheit bei den Prüfern, welche der Fälschung auf den Leim gehen, das sei dahingestellt), nein, der Fälscher ist eine ganz andere Institution: die US-amerikanische Großbank Goldman-Sachs, die ganz nebenbei noch Anteilseigner an der FED ist, also eine von den (lassen sie mich nicht lügen, ich könnte das jetzt googeln, aber auf die genaue Zahl kommt es hier gerade nicht an, ich glaube es sind) 8 Banken, die die Weltleitwährung Dollar “out of the thin air” produzieren. Jaja, wer Dollars macht, der kann Euros erst recht, und so wurde Griechenland Territorium der Eurozone.

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Um nun in dieser Eurozone handlungsfähig zu sein, werden Schulden gemacht. Und Schulden gemacht. Und Schulden gemacht – bei eben jener Bank Goldman-Sachs und mit ihr verwobenen Banken und bei Milliardären, die Konten bei dieser Bank haben und Geschäfte über sie abwickeln.
Diese Schulden erzeugen Zinsen. Die Zinsen erzeugen Zinseszinsen. Und irgendwann, es dauert gar nicht wirklich lange, da werden die Menschen Griechenlands zu dem, was die dieser Analyse zu Grunde liegende Quelle despektierlich die Pleitegriechen nennt.
Jetzt muss Geld her, Goldman-Sachs und seine Freunde hungern, das Geld kommt aus den Steueraufkommen anderer Länder der Eurozone, freilich als weitere Schulden, das deckt aber noch nicht einmal die Zinsen, der jener Hunger wächst dennoch.

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Der alte Boss Papandreou, der den Hunger nicht stillen kann wird gefeuert und ersetzt durch frisches innovatives Blut, einem Wirtschaftsfachmann, der vorher gelernt und gearbeitet hat wo? Genau, bei Goldman-Sachs!
Einfach so, ohne Wahlen natürlich, denn wie sagen nicht unsere Berliner Kämpfer für Demokratie und Freiheit, denen diese beiden Werte schon mal das Leben von 100.000 und mehr Libyern wert ist und die alles daran setzen, sie mit Feuer und Flamme über Syrien und Persien zu bringen: Griechenland wird für die nächste Zeit erst mal eine eingeschränkte Demokratie sein!

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Währr hads erfuundän? – fragt der Schweizer;
Hyperion an Bellarmin: Mich deucht, ich muß jetzt kotzen!

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IV
Erkennen sie es jetzt: in dieser winzigen Sequenz an der U-Bahn-Station Goetheplatz, eingebettet zwischen Werbung und, wow, Bettgeschichten, hat sich die ganze hässliche Fratze der EU und des Euro offenbart.
Ganz offensichtlich wird hier, dass nichts aus Zufall geschieht, die Indikatoren reichen, um ein Muster erkennen zu können, ein geplantes Verbrechen.

Bild: Dein Weckruf.wordpress.com

Ein paar Regierungen, ein paar Banken, die Griechenland als Durchlauferhitzer missbrauchen, um Eigentum von unten nach oben zu verteilen.
Und nach Vergewaltigerart beschuldigt man die Opfer als Urheber der Tat.
Eine Griechenlandkrise existiert nicht!
Was existiert, ist eine Volksverhetzung gegen die Griechische Bevölkerung um die ursächlichen Mechanismen zu verschleiern, die ein des Lesens kundiger Mensch sogar dem abgeschmacktesten Ausfluss der Konzernpresse entnehmen könnte!

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Und das führt uns zur Bedeutung des Wortes „reizvoll“ in diesem höchst unerquicklichem Kontext: ich habe denn sämtliche Informationen, auf welchen obige Zusammenfassung der jüngsten Eroberung Griechenlands beruht und mit Ausnahme des frei erfundenen Hölderlin-Zitates ausschließlich jenem Kampfblatt für Freiheit und Demokratie entnommen – das lese ich nähmlich auch während der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Mir können also die Apologeten der Freedom of Speech kaum Verschwörungstheorien unterstellen, jenem Wort, mit welchem selbige heut zu Tage so gerne mundtot machen, denn sie selbst haben es mir gesagt.

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Die Griechen müssen mehr sparen und auch noch den letzten Rest weiterverwertbaren Eigentums an ihre europäischen Unionsfreunde verschleudern heißt ja weniger euphemistisch ausgedrückt: sie werden ihrer Existenzgrundlage beraubt, nur im Gegensatz zu den gleichzeitig beraubten Libyern, denen ihr Eigentum mittels völkermörderischen Raubüberfall entwendet wurde, sollen sie es freiwillig herausrücken!

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Man ist ja Freund und Demokrat! Unter Freunden und Demokraten schießt man sich doch nicht! Und ausserdem sind da ja noch die legendären griechischen Milliardäre, Demokraten und Brüder, nicht Oligarchen wie bei den finsteren Russen, Mitgriechen so zu sagen, auch die gewinnen nur am Elend ihrer, naja, anderen Griechen halt. Der Belgier, mit dem ganz ähnlichen Namen wie die deutschen Bombenflugzeuge Junkers, hat es ja auch endlich mal gesagt: die Durchschnittsgriechen sind eben stinkend faul und bekommen was sie verdienen, sowie die Milliardäre bekommen was sie verdienen, aber die sind ja Leistungsträger. Sie tragen die Leistung anderer Menschen zu Grabe und bestellen sich Models auf ihre Jacht im Hafen von Piräus und sonstwo, um das gebührend zu feiern.

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Das Entsetzlichste aber ist, dass all jene, die schon so viele Urlaube in Griechenland verbracht haben die Menschen dort niemals als etwas anders wahrgenommen haben, als Kreaturen, denen sie das Geld bringen. Sie beweisen es, in dem sie in den Chor der Griechenfeindlichkeit mit einstimmen und jammern, als würden die jetzt unsere Steuergelder verprassen.

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Der französische General Charles de Gaulle hatte einst den Beitritt seines Landes zu diesem Gebilde mit den Worten begleitet: eine Europäische Union müsse ein Staatenbund freier und unabhängiger Nationen sein.
Die EU, die wir bekommen haben ist ein Schlachtfeld im Toben des 3. Weltkriegs. Griechenland ist der Auftakt im europäischen Kernland wie Libyen der Auftakt für den Generalangriff auf die Peripherie war.

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Wir wissen alle, wer als nächstes dran sein wird!

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Und zu Hause angekommen ziehe ich aus meinem Bücherregal die „Geschichte des peloponnesischen Krieges“ des antiken griechischen Historikers Tukydides, in der er beschreibt, wie die entwickeltste antike Zivilisation sich Stück für Stück auf immer selbst vernichtet im Krieg zweier Städte um die Vorherrschaft.