Dennis meets Jörn Stollmann

Von Cornelia Wilhelm @NiveauKlatsch

Heyho,
im Alltag bekommt ihr in der Regel sehr viele Comic-Zeichnungen zu Gesicht. Diese kommen beispielsweise bei Werbe-Anzeigen bestimmter Firmen zum Einsatz und manchmal sind es einfach nur kleine, aber feine und lustige Bilder, die auf aktuelle Geschehnisse in der Welt eingehen. Jörn Stollmann betreibt sein eigens Comic-Unternehmen Stolli Cartoons. Auf seinem Blog und auch bei Facebook könnt ihr nachempfinden, was der Stolli so alles aus seinem künstlerischen Handgelenk zaubert und aufs Papier bringt. Als Cartoonist werkelt er an mehreren Projekten, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Im XXL-Interview erfahrt ihr, was genau er macht und wie er überhaupt zum Zeichnen gekommen ist. Selbst eine Verbindung zu Ralf Ruthe besteht. Und wundert euch nicht, wenn ihr den Stolli auch mal auf einer Hochzeit oder Messe vorfindet und er munter die Besucher und Gäste zeichnet.
Viel Spaß mit dem Interview,
Dennis

Dennis: „Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Als Einstiegsfrage: Wer bist du und was machst du?“
Stolli: „Ich bin der Stolli und ich zeichne Cartoons und Comics. Ich zeichne eigentliche jede Art, die in Richtung Comic- und Cartoon-Style geht. Ich hab auch einen echten Namen(lacht). Jörn Stollmann, aber das klingt nicht so cool wie Stolli.“

Dennis: „Du zeichnest deine Comics ja in einem ganz bestimmten Stil mit den großen Nasen…“
Stolli: „Genau, das ist für mich ein Wiedererkennungsmerkmal. Wo andere Zeichner extrem kleine Nasen zeichnen, große Füße oder lange Hände, ist es bei mir eben diese große Nase. Mit diesem riesigen Kopf, kleinen Körper und der riesigen Nase. Dadurch hat man einfach ein Merkmal, an dem man erkennt, das ist jetzt von dem und dem.“

Dennis: „Du betreibst ja deinen eigenen Blog und deine Facebook-Seite. Ist das deine Haupt-Arbeit, mit der du acht Stunden am Tag beschäftigt bist?“
Stolli: „Nein. Der Blog ist im Grunde dazu da, dass man mich kennenlernen und etwas von mir sehen kann. Es ist tatsächlich ein nur recht eingeschränktes Sichtfeld, aber mit den Cartoons, die ich da veröffentliche, möchte ich eigentlich nur zeigen, was ich gerade lustig und toll finde und womit ich mich beschäftige. Das ist aber alles auf einer Unterhaltungsebene. Diese Cartoons entstehen einfach total intuitiv. Ich sehe irgendetwas oder finde irgendetwas lustig, danach zeichne ich etwas und lade es hoch. Da merkt man, dass ich da bin, da sich regelmäßig etwas updated. Das ist ein Teil meines Geschäftes, das ich betreibe. Damit verdiene ich aber kein Geld. Was ich tatsächlich mache sind meistens Auftragsarbeiten. Da kommen dann Firmen an mich heran und wir überlegen uns gemeinsam Konzepte für Werbe-Maßnahmen, Maskottchen oder ähnliches. Da gibt es zum Beispiel für den Bäcker eine Bäckerfigur und meine Aufgabe ist es dann, ein Konzept auszuarbeiten, wie es auch eine Werbe-Agentur für ihren Kunden macht. Das soll mit zeichnerischen Elementen dann aber so umgesetzt werden, sodass man sagen kann, die können hinterher noch weiter verwendet werden. Wenn ich jetzt zum Beispiel eine Signetfigur für ein Unternehmen zeichne und das Unternehmen damit Werbung machen will, dann könnte man auch über einen lustigen Comic-Strip mit dieser Figur nachdenken. Die Figur steht dann eben für dieses Unternehmen. Das ist ein Konzept, natürlich gibt es noch andere.
Der andere Teil, der sich jetzt in den letzten Monaten entwickelt hat, ist eine besondere Herzensangelegenheit von mir, da freue ich mich am meisten drüber. Ich arbeite als Illustrator für Autoren. Dabei geht es um Kinderbuch-Illustrationen oder Unterhaltungsillustrationen für Bücher oder E-Books. Das ist eine Sache, die richtig Spaß macht. Es entstehen von mir demnächst dann auch Comics. Das sind richtig coole Sachen, mit denen ich mich jeden Tag beschäftige.“

Dennis: „Der Unterschied zwischen dir und dieser herkömmlichen Herangehensweise ist also, dass du Persönlichkeit einbringst.“
Stolli: „Richtig, genau. Ich möchte, dass das alles lebt, was ich den Kunden gebe. Was mir auch besonders wichtig ist: die Kunden müssen merken, dass ich das lebe. Hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber ich bin zum Beispiel auch albern. Ich kann unheimlich viele kindische Spielereien mitmachen und damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich liebe es, mit Leuten zu sprechen und ich liebe es auch, Witze zu machen. Das bin ich und das versuche ich halt nicht nur in den Cartoons, die ich mache, sondern dann auch speziell dem Kunden näher zu bringen. Der Kunde muss wissen, dass ich da voll Bock drauf habe, auf das, was ich da mache. Und der Kunde soll auch wissen, dass ich mich ernsthaft damit auseinandersetze. Ich kann mir dann beispielsweise bei der Bäcker-Figur vorstellen, dass diese irgendeine tollpatschige Situation ausführt, bei der ich mich jetzt selber schon totlachen würde. Ich finde, das muss unbedingt sein. In den meisten Fällen überzeugt man seine Kunden dann auch dazu, dieses Sympathische auch mit einfließen zu lassen.“

Dennis: „Es ist halt diese Spur Menschlichkeit. Bäcker ist ein gutes Stichwort, weil ich mal Fahrer bei einem Bäcker gearbeitet habe…“
Stolli: „Ja siehste, passt doch! Ich weiß, wie die nächste Bäcker-Figur aussieht.(lacht)“

Dennis: „Das ist ja an sich auch eine wichtige Sache. Wenn du jetzt Richtung Endverbraucher gehst, kommt zwar in der Regel immer alles perfekt an. Aber wenn man sich den Entstehungsprozess anschaut, sei es jetzt beim Bäcker oder irgendwo anders, kann da eine Menge passieren und davon bekommt der Endverbrauche ja nichts mit. Du bringst dadurch ja einen wichtigen Aspekt mit ein - indem du zeigst, das sind normale Menschen wie du und ich.“
Stolli: „Genau. Und das Ganze soll ja eben auch Spaß machen. Es gibt natürlich auch ernste Sachen, ganz klar und es gibt auch für mich Regeln. Termine und Deadlines, die ich einhalten muss und viele Gespräche müssen ordentlich geführt werden. Im Kern geht es für mich aber immer darum, dass man Bock darauf hat und man merkt, dass Spaß vorhanden ist und man zusammen etwas erreichen will. Es ist ja gar nicht meine Absicht mich damit zu profilieren, was ich Tolles zu Kunde XY gemacht habe, darum geht es nicht. Ich möchte viel lieber sehen, dass der Kunde hinterher da steht und davon überzeugt ist und mit den Sachen, die ich gemacht habe, so umgeht, als wären es seine eigenen Dinge. Natürlich sind es ja seine eigenen, aber ich will sehen, dass er das geil findet, das macht mir am meisten Spaß. Wenn ich sehe, wie etwas gut ankommt, freue ich mich immer wie ein kleines Kind.“

Dennis: „Bist du denn „nur“ national unterwegs oder auch international?“
Stolli: „Nein, international zumindest noch nicht so, sodass sich da bisher etwas entwickelt hat. Aber ich bin da ganz offen und freue mich über jeden Kontakt, der über die Landesgrenzen hinausgeht. Es kommt darauf an, was es gibt und was das für Projekte sind.“

Dennis: „Du warst ja auch auf der Frankfurter Buchmesse. War es für dich das erste Mal?“
Stolli: „Nein, es war das zweite Mal. Die Frankfurter Buchmesse ist für mich auch so ein Schlüssel-Ereignis. Ich habe letztes Jahr für mich das Zeichen als Hauptberuf ausgewählt. Die Frankfurter Buchmesse war dieser Punkt, an dem ich gesagt habe ‚Ich habe vor das zu machen. Irgendwo muss ich hingehen, damit man mich sieht. Erst einmal muss ich aber dort hingehen um zu sehen, was da überhaupt läuft und mit wem ich Kontakt treten kann. Bringt mir das überhaupt etwas, was ich mir vorstelle? Kann ich das überhaupt erreichen?‘ Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob das funktionieren kann und habe mir so ein kleines Heftchen gemacht. Ich hab es Cartoon-Fächer genannt. Da waren ein paar Cartoons von mir drin – noch aus den Anfangszeiten. Aus heutiger Sicht sind die süß gezeichnet, aber da waren massig Fehler drin und alles Mögliche, was in so einen Cartoon eigentlich nicht so richtig reingehört. Für mich war es eine Sache, die ich mitnehmen, den Leuten zeigen und mal gucken wollte, ob das überhaupt funktioniert. Ich habe mir dann eine Eintrittskarte gekauft, mich ins Auto gesetzt und bin nach Frankfurt gefahren und mich einfach mal ins kalte Wasser geschmissen. Dort habe ich dann Leute aufgesucht, die im Cartoon-Business zu Hause sind. Viele Leute habe ich getroffen und mit vielen Kollegen gesprochen. Dem einen oder anderen habe ich diesen Cartoon-Fächer gezeigt und habe an sich relativ positive Rückmeldungen bekommen. Das hat mich dazu ermutigt, das weiter zu verfolgen. Aber ich habe, das muss man dazu sagen, eine Menge Kritik bekommen, die man vertragen muss. Das war jetzt nicht schlimm für mich, aber für jemanden, der künstlerisch tätig ist, da ist es dann immer so, dass du etwas zeichnest und es selber total toll findest. Du gehst dann davon aus, dass es alle anderen auch so befinden. Wenn man da nicht die richtige Einstellung zu hat und nicht kritikfähig ist, dann kann es schnell dazu kommen, dass man sagt ‚Ne, dann lass ich das sein, ihr habt doch eh keine Ahnung.‘ oder so ähnlich, keine Ahnung(lacht). So war es nicht. Ich bin immer unglaublich dankbar für jede Kritik. Ob die jetzt positiv oder negativ ist. Ich bin sogar für die negative Kritik tatsächlich viel dankbarer. Die brauche ich unglaublich oft, denn dann weißt du, worauf du achten musst. Du siehst, was du richtig machen kannst und was du in der Zukunft vermeiden solltest. Jeder Zeichner oder Cartoonist aus diesem Business wird dir sagen, dass der Prozess niemals abgeschlossen sein wird. Der Prozess läuft immer und hört nie auf. Deswegen befindet man sich auf einer Strecke, auf der man sich eigentlich immer nur weiterentwickelt. Ich habe da sehr, sehr schöne Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen, da bin ich unglaublich dankbar für. Das macht richtig Spaß und man hat jetzt so ein Familien-Gefühl.
Das war der erste Besuch in Frankfurt und danach fing es dann an. Ich habe immer wieder nach Kontakten gesucht und meinen Kollegen auch meine Sachen geschickt, … die dann gesagt haben ‚Alter, was ist das denn für ne Scheiße?‘. Nein, natürlich nicht (lacht)! Es hat sich richtig schön entwickelt und da freue ich mich sehr drüber. Man ist mit den Zeichnern zusammen gewesen und hat den einen oder anderen getroffen, den ich noch nicht persönlich kannte. In einer Runde hat man gequatscht und sich ausgetauscht. Das war im Grunde wie ein Familienbesuch."

Dennis: „Bei Facebook habe ich auch ein Video von dir gesehen, bei dem auf der Bühne gestanden und für dich geworben hast. Du hast glaube ich einen kleinen Comic-Film gezeigt und während des Auftritts jemanden aus dem Publikum gezeichnet. Das gehört dann auch zu deinem Geschäft, wenn du auf einer Messe unterwegs bist?“
Stolli: „Genau, das war eine Veranstaltung, auf der ich mein Unternehmen vorstellen durfte, im Kreis der kreativ Wirtschaftenden, hier im Ruhrgebiet. Da wurde ich zur Creative Stage eingeladen. Das Konzept ist, dass jeder von den glaube ich zehn Teilnehmern genau acht Minuten Zeit hatte, sich vorzustellen und sein Unternehmen zu präsentieren. Da konnte man dann das eine oder andere von mir sehen. Ich habe live gezeichnet und Cartoons gezeigt.“

Dennis: „Ich fand deinen Bühnenauftritt sehr cool, weil es eben außergewöhnlich war. So empfinde ich es beispielsweise auch bei Ralf Ruthe, der mit seinem Programm auf Tour geht.“
Stolli: „Das ist eine ziemlich coole Sache, die viele Kollegen aufgegriffen haben. Es gab beispielsweise von Hauck und Bauer, das sind Cartoonisten aus Berlin, ein 24-stündiges Cartoon-Festival. Es sind fast alle Cartoonisten dort gewesen und haben wirklich 24 Stunden lang Live-Show gemacht. Ich weiß von den Kollegen Hilbring und Hochschulte, das sie gemeinsam auf der Bühne Cartoons vorgelesen haben, das war eine richtig coole Sache. Piero mit schoenescheisse.de zum Beispiel hat auf der Leinwand eine Figur von sich gehabt und mit ihr interagiert. Das fand ich super. Das wollte ich eigentlich auch für diese Creative Stage machen, hatte aber nicht genug Zeit. Ich finde es super witzig, wenn der Schöpfer mit seinen Figuren interagiert. Da wird mit Sicherheit noch die eine oder andere Idee bei herauskommen. Aber deswegen ist es tatsächlich gar nicht mehr so ungewöhnlich, dass Cartoonisten so etwas machen. Ich finde es sogar gut, dass sie es machen. Damit weckt man, so wie Ralf es zum Beispiel macht, die Figuren noch einmal richtig zum Leben. Er hat ja sowieso Videos und Clips, die er regelmäßig veröffentlicht. Er mischt Musik zu seinen Figuren und Clips und das ist eine richtig geniale Comedy-Show.“

Dennis: „Das hat ja auch, ich sage mal so ein gewisses Handpuppen-Flair. René Marik ist damals mit seinem Maulwurf ja auch total eingeschlagen. Da ist schon eine gewisse Ähnlichkeit zu spüren. Aber jetzt einmal dazu, wie wir uns überhaupt kennengelernt haben! Das ist ja ganz anders gewesen, und zwar auf einer Hochzeit.“
Stolli: „Genau, aber wir sind noch nicht verheiratet (lacht).“

Dennis: „Ja was noch nicht ist, kann ja noch werden. Jedenfalls hast du vor Ort alle Gäste und auch das Brautpaar gezeichnet und daraus ist das Gästebuch entstanden oder soll noch entstehen?“
Stolli: „Genau, richtig. Soweit ich weiß, hat das Ehepaar auch noch das eine oder andere damit vor.“

Dennis: „Ich war davon sehr beeindruckt, weil ich so etwas als Dienstleistung noch nie auf einer Hochzeit gesehen hatte. Gut, ich bin jetzt auch nicht so oft auf Hochzeiten unterwegs…“
Stolli: „Gut, ich bin jetzt auch nicht so oft auf einer Hochzeit. Aber ich habe so etwas auch noch nie gesehen. Zum ersten Mal jetzt halt bei mir (lacht).“

Dennis: „Und es ist möglich, dass man dich privat für eine Veranstaltung mieten kann und dort zeichnest du dann?“
Stolli: „Ja, das hat sich tatsächlich so ergeben. Grundsätzlich hatte ich eigentlich noch nie live gezeichnet. Ich habe da aber auch nie drüber nachgedacht, ob ich das mal so machen soll. Doch dann habe ich einen Auftrag für ein Unternehmen hier in Bochum gemacht. Der Kunde wollte ein Comic-Bild für Werbung, Flyer, Poster usw. haben, um das Unternehmen zu bewerben. Der Kunde hatte mich dann angesprochen und gefragt, ob ich nicht dazu Lust hätte, auf einer Messe zu zeichnen. Mir wurde dann mitgeteilt, dass ich an zwei Tagen im Ruhrkongress in Bochum zur „Was geht?“-Messe kommen und zeichnen dürfte. Das ist eine Messe für Jugendliche, die sich über Berufe informieren wollen. Dort habe ich dann die Jugendlichen gezeichnet, die sich für den Stand des Unternehmens interessiert haben. Das war der absolute Renner. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Also, da habe ich zum ersten Mal erlebt, wie cool es ist, wenn du die Leute direkt vor dir hast, die Spaß daran haben, gezeichnet zu werden. Ich kann das schwer beschreiben.“

Dennis: „Eine bessere Art von Kontakt mit den Leuten, die du zeichnest, gibt es eigentlich nicht, oder? Es ist halt eine Live-Resonanz.“
Stolli: „Genau, sie sehen es halt sofort. Da war ich richtig überwältigt von. Als Karikaturist zeichnet man ja überzogen. Man zeichnet Merkmale heraus. Ich hatte dann noch eine Besonderheit dabei und den Stil meiner Figuren einfließen lassen. Alle Jugendlichen, die gezeichnet wurden, hatten automatisch eine Figur von Stolli Cartoons. Das war eigentlich das, was am besten ankam. Über Facebook ist dann der Kontakt mit dem Ehepaar entstanden. Das ist so eine Sache, die echt Spaß macht. Du hast die Leute direkt vor der Nase. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt.“

Dennis: „Und diese Sache, die du eben erwähnt hast, bezüglich der Grafiken für Autoren. Das ist jetzt erst einmal das Geschäft von Stolli Cartoons?“
Stolli: „Auch. Im Grunde genommen ist das wirklich ein großer, bunter Blumenstrauß. Es kommt immer darauf an, was man gerade macht und in welchen Projekten man steckt, wie viel Zeit die einnehmen. Dann bist du ja automatisch irgendwie in einem Kreis, indem du viele Sachen mitbekommst und machen kannst. Man wird immer ein bisschen hin und her gelenkt und das ist es momentan, was passiert. Ich kriege es beispielsweise mit, wenn ich jetzt gerade ein Buch illustriere, dass da noch jemand ist, der in der Art irgendetwas haben möchte. Es kommt immer ganz darauf an, was man gerade macht. Durch Mund-Propaganda und natürlich auch Facebook oder viele andere Wege sprechen die Leute über das, was ich mache. Dadurch entstehen dann neue Kontakte. Es geht also wirklich in jede erdenkliche Richtung, in die ich mich einbringen kann und wo es auch hilfreich wäre.“

Dennis: „Lass uns doch noch einen Blick in die Vergangenheit wagen. Wie bist du denn zum Zeichnen gekommen? Hast du als Kind schon viel gezeichnet, also mehr als der Durchschnitt?“
Stolli: „Angefangen auf den Tisch-Platten in Schulen, war es davor natürlich auch schon so. Also als Kind habe ich viel gezeichnet und ich weiß gar nicht, ob ich das erzählen kann(lacht). Meine Mutter hatte irgendwann mal ein Papier herausgeholt und da war eine Zeichnung von mir drauf. Keine Ahnung, da war ich vielleicht zwei Jahre alt. Man konnte wohl offensichtlich darauf schon erkennen, dass das ein Hund sein sollte. Keine Ahnung, ob das der Beginn meiner Karriere war. Ich fand, das sah jetzt nicht aus wie ein Hund(lacht). Wie gesagt, als Kind habe ich sehr viel gezeichnet, natürlich auch auf Schultischen – das ging übrigens auch prima mit einem Zirkel(lacht). Und mein Opa, den ich leider nie kennengelernt habe, war Zeichner. Er hat hervorragende Malereien gemacht. In dem Haus, in dem wir früher gelebt haben, gab es ein Bild, auf dem ein Haus war, beleuchtet und im Schnee. So eine Winterlandschaft eben. Das fand ich total genial und habe ich immer bewundert. Das war so ein Schlüssel-Erlebnis von mir. Da wollte ich dann auch immer noch mehr malen. Meine Idee früher ging dann nach der Schule und der Ausbildung eigentlich in die Richtung, kreativ zu sein. Ich habe natürlich mit etwas super-ultra Kreativem angefangen, nämlich als Programmierer(lacht). Danach hatte ich die Möglichkeit als Mediengestalter zu arbeiteten. Ich habe im Bereich Grafik gelernt und mit Werbe-Agenturen zusammengearbeitet, Print-Produkte entwickelt und ähnliches. In diesem Bereich konnte ich dann etwa zehn Jahre lang Erfahrung sammeln. Danach hat es sich entwickelt, dass ich mich als Zeichner selbstständig machen konnte. Diesen Schritt habe ich gewagt, weil ich mir dachte, wenn du ihn jetzt nicht machst, dann machst du das wahrscheinlich nie wieder. Und da ich mich in der Freizeit natürlich immer mit Zeichnen beschäftigt habe, habe ich jetzt mein ganzes Tun darauf fokussiert."

Dennis: „Als Abschlussfrage: Was sind deine Tipps für angehende Cartoonisten? Also du hast ja selbst schon Erfahrungen gesammelt und weißt, was man vielleicht machen kann oder auch lassen sollte.“
Stolli: „Naja, ich bin ja selber noch gar nicht so lange Cartoonist. Was man nicht machen sollte, ist immer schwer zu sagen, weil das, was man nicht machen sollte, für jemand anderen genau das Richtige sein kann. Aber ich würde sagen, man muss wirklich Herzblut darein stecken. Das ist die oberste Priorität. Man muss wirklich Bock haben auf das, was man macht. Man muss vor allem auch kritikfähig sein. Man muss Kritik wirklich annehmen. Noch ein wichtiger Punkt ist, dass man Kontakte knüpft und pflegt. Wirklich austauschen und sich nicht in so eine Ecke verkrümeln. Du musst rausgehen und etwas sehen. Wenn du etwas sehen willst, was lustig ist, dann passiert das nicht im Wohnzimmer und das passiert auch nicht unbedingt nur immer im Büro. Das passiert wirklich, wenn du die Welt mitbekommst. Man muss für die Leute offen sein, wenn es um Cartoons geht und du musst richtig sehen. Diese Sache mit dem Humor: jeder hat einen anderen Humor. Ich kann jetzt niemanden sagen ‚Das ist die Art von Humor, die du in deine Zeichnung packen sollst.‘, weil es Leute gibt, die das entweder lustig finden oder auch nicht. Das ist eine Geschmacksfrage. Es gibt wirklich sehr viele Dinge, von denen man lernen kann. Das sind Zeichner-Foren beispielsweise, da habe ich mich auch angemeldet und den Austausch mit Gleichgesinnten gesucht. Kann ich sehr empfehlen. Solche Punkte muss man sich halt suchen. Und wie gesagt, es ist eine sehr freundliche, offene und spaßige Familie und man muss einfach Bock drauf haben(lacht).“

Dennis: „Ein tolles Schlusswort! Vielen Dank für dieses Interview.“