Violett ist die Farbe des Fastens und nach der Lektüre des Violettbuchs Kirchenfinanzen drängt sich der Eindruck auf, den Kirchen stünde eine Fastenkur gut an. Denn Carsten Frerk führt eine lange Liste der Staatsleistungen, Subventionen und Zuschüsse aus öffentlichen Haushalten an die Kirchen oder ihre Einrichtungen auf. Ob es um die steuerliche Absetzbarkeit der Kirchensteuer geht, um Bischofsgehälter oder Kirchenbaulasten, um die Ausbildung des kirchlichen Nachwuchses oder Religionsunterricht, Militärseelsorge oder Auslandsmission – sämtliche relevanten Bereiche listet der Chefredakteur des Humanistischen Pressedienstes auf, erläutert Rechtsgrundlage und politische Hintergründe und nennt Zahlen. Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten: Alles in allem erhalten die beiden großen christlichen Kirchen aus allgemeinen Steuermitteln mehr Geld, als sie selbst durch die Kirchensteuer einnehmen.
Im Vergleich zum Standardwerk Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland bietet das Violettbuch nicht nur aktuellere Zahlen, es legt den Schwerpunkt auf die politische Analyse und verzichtet weitgehend auf Tabellen. Dadurch spricht es alle jene an, die sich für die grundlegenden Problemstellungen interessieren und allzu detailliertes Zahlenmaterial lieber den Fachleuten überlassen. Doch auch diese sollten einen Blick ins Violettbuch werfen, denn zu zahlreichen Themen präsentiert Frerk neue Rechercheergebnisse.