Ich finde denken gut. Und trotzdem wird denken manchmal überbewertet. Auch wenn wir so wahnsinnig stolz auf unseren wachen, allseits bereiten Verstand sind. Kognition über alles. Und gleichzeitig werden wir dann immer wieder regelmässig davon enttäuscht, dass sich nicht alle Herausforderungen des Lebens mittels Verstand und Kognition lösen lassen. Sondern dass uns sprichwörtlich etwas anderes von den Füßen holt: Empfindungen und Gefühle. Kognition ist eben nicht alles. Rund 80 Prozent unserer Entscheidungen, so die Neurowissenschaftler, beruhen auf unseren Empfindungen und Emotionen. Laufen überhaupt unbewusst ab. Und gerade diese unbewussten Verhaltensweisen – unser Autmatikmodus – ist das, was uns die Veränderung erschwert.
Wir müssen uns uns erst bewusst werden
Genau. Wir müssen uns uns erst bewusst werden, damit wir uns verändern können. Und zwar nicht bewusst im Sinne von Nachdenken, sondern bewusst im Sinne unserer inneren, emotionalen Triebfedern. Welche Empfindung löst Ereignis X aus, warum reagiere ich wann auf Y so heftig? Wann genau beginne ich wahrzunehmen, dass Z mir nicht gut tut? Das sind die Lernaufgaben unserer Bewusstwerdung. Hört sich weder sexy noch spannend an! Genau, weil es eine Weile braucht, bis wir uns uns bewusst werden um uns dadurch selber auf die Schliche zu kommen. Weil es dafür keine Zaubertricks gibt. Und auch keine Feen, die einen mit dem Zauberstab berühren und dann alles gut ist.
Bewusste Wahrnehmung ist Übung und ist zum Teil ein Neulernen. Und darin steckt auch die gute Botschaft. Genau diese Übung und das Neulernen ist zu jeder Zeit und in jedem Alter möglich. Auch das eine Erkenntnis der Neurowissenschaftler. Und je mehr ich mich bewusst wahrnehme, desto mehr verbinde ich auch wieder meine Kognition, meine Ratio mit meinen Empfindungen und Gefühlen, mit dem limbischen System und Stammhirn also. Und desto stabiler werde ich, je mehr und je mutiger ich genau diese Schritte gehe. Spannende Entdeckungsreise. Und Sie brauchen nicht mal ein Flugticket dafür….