„Wenn du die Menschen verurteilst, hast du keine Zeit, sie zu lieben.“ Mutter Teresa
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
„Er ist ein Dieb, das ist doch wohl eindeutig!“
Eines Nachts befand sich eine Frau am Flughafen. Sie musste mehrere
Stunden auf ihren Flug warten. Während sie wartete, kaufte sie sich ein
Buch und eine Packung Kekse, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie schaute
sich nach einem Platz zum Sitzen um und wartete.
Sie war vertieft in ihr Buch, als sie plötzlich einen jungen Mann bemerkte, der neben ihr
saß und ohne jegliche Zurückhaltung seine Hände ausstreckte und nach der Packung Kekse griff,
welche zwischen ihnen lag. Er begann, einen Keks nach dem anderen zu essen.
Da sie deshalb nicht viel Aufhebens machen wollte, entschied sie sich ihn zu ignorieren.
Die Frau, die sich ein bisschen belästigt fühlte, aß die Kekse und beobachtete die Uhr, während der junge und schamlose Keksdieb dabei war, die Packung leer zu essen. Die Frau begann sich an diesem Punkt zu ärgern und dachte: „Wenn ich keine solch gute und erzogene Person wäre, würde ich diesen jungen Mann als Dieb entlarven."
Jedes Mal, wenn sie einen Keks aß, nahm sich der Mann auch einen. Der Dialog zwischen ihren Augen setzte sich fort und als nur noch ein Keks übrig war, fragte sie sich, was er wohl nun tun würde.
Sanft und mit einem nervösen Lächeln nahm der Mann den letzten Keks und brach ihn in zwei. Er bot eine Hälfte der Frau an, während er die andere Hälfte selbst aß.
Rasch nahm sie den Keks und dachte: „Was für ein unverschämter Mann! Wie unerzogen! Er hat mir nicht einmal gedankt!" Sie hatte noch nie eine so unverschämte Person getroffen. Erleichtert aufatmend hörte sie, wie ihr Flug angekündigt wurde. Sie ergriff ihre Taschen und ging, ohne nach hinten zu blicken, wo der unverschämte Dieb saß.
Nach dem Einstieg in das Flugzeug, und nachdem sie sich gesetzt hatte, suchte sie nach ihrem Buch, welches bald ausgelesen war. Während sie in ihre Tasche blickte, fand sie, völlig überrascht, ihre Packung Kekse fast unberührt.
„Wenn meine Kekse hier sind",dachte sie, sich schrecklich mies fühlend, „waren die anderen seine und er hat versucht, sie mit mir zu teilen". Aber es war zu spät um
sich bei dem jungen Mann zu entschuldigen, sie begriff schmerzhaft, dass sie diejenige war, die unverschämt, unerzogen und ein Dieb gewesen war, und nicht er.
Ihr Lieben,
Wie oft sind wir uns in unserem Leben einer Sache ganz sicher und gewiss, um dann später doch zu entdecken, dass das, was wir geglaubt haben, doch nicht wahr war!
Schlimme Erfahrungen aus meiner Kindheit haben mich dazu veranlasst, immer erst einmal gründlich nachzudenken und alle Möglichkeiten zu erwägen, bevor ich zu einem Urteil komme. Und bevor ich jemand irgendeiner Tat bezichtige, gebe ich ihm grundsätzlich erst einmal die Gelegenheit, sich zu der Angelegenheit zu äußern und seine Sicht der Dinge zu schildern.
Ich möchte euch dazu eine traurige Geschichte aus meiner Jugend erzählen:
Ich befand mich damals in einer Klasse eines feinen Bremer Gymnasiums und in dieser Klasse wurde ich über Jahre hinweg gequält, gefoltert, geschlagen und gedemütigt.
Die Klasse verstand es sehr geschickt, den Verdacht bei vielen Angelegenheiten auf mich zu lenken, sodass auch die Lehrer nicht auf meiner Seite waren, sondern auf der Seite der Klasse.
Eines Tages hatten wir z.B. Turnunterricht.
Unsere Sportbeutel legten wir alle auf einen großen Stapel blauer Turnmatten. Unser Turnlehrer legte seine Tasche ebenfalls dorthin und zwar an den hinteren Rand des Stapels. Ein Schüler stibitzte aus seiner Tasche in einem unbeobachteten Moment dessen Geldbörse und ließ sie hinter den Stapel Turnmatten fallen.
Kurz vor Ende des Turnunterrichts nahm der Lehrer seine Tasche, um seine Notenbüchlein herauszuholen. Dabei entdeckte er, dass seine Geldbörse verschwunden war. Der Schüler, der die Geldbörse versteckt hatte, behauptete nun, er habe mich in der Nähe der Sporttasche des Lehrers gesehen (!). Obwohl ich nichts getan hatte und mich auch nicht im Besitz der Geldbörse befand, stand für den Lehrer fest: „Der Werner hat meine Geldbörse gestohlen und sie sicher jetzt irgendwo versteckt“. Mein Hinweis darauf, dass ich gar nicht getan hatte, war völlig nutzlos.
Er zog mir vor der gesamten Klasse die Hosen herunter und schlug mich so lange und so heftig unter dem Gegröhle der Klasse, bis ich vor lauter Schmerzen kurz davor war, eine Tat zu gestehen, die ich gar nicht begangen hatte!
Wie zufällig entdeckte dann ein anderer Schüler die hinter dem Stapel Turnmatten liegende Geldbörse. Der Lehrer hat sich nicht einmal entschuldigt bei mir.
Das ist so ein Augenblick, wo die Seele eines Kindes ermordet wird:
Wenn ein Kind nichts getan hat und dennoch bestraft wird.
Vor allem bei unseren Kindern sollten wir immer erst einmal gründlich nachdenken und unsere Kinder zu Wort kommen lassen, bevor wir sie voreilig verurteilen.
In solchen Augenblicken zeigt sich, ob wir wirklich zu unseren Kindern stehen und ob sie wirklich Vertrauen zu uns haben können.
Ihr Lieben,
Ich wünsche Euch nun einen ruhigen Start in das Osterwochenende und ich hoffe sehr, dass Ihr Muße und Ruhe findet, zu Euch selbst zu finden und dass Ihr Zeit für Partnerin/Euren Partner und für Eure Kinder und Enkelkinder findet.
Ganz liebe, ganz herzliche, ganz friedvolle Grüße
Euer hoffnungsvoller und friedvoller Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt