Ich freu mich riesigst, dass ich euch heute eine ganz liebe Blogger-Kollegin vorstellen darf. Deniz betreibt den schönen Blog FRUCTOPIA den ich schon vor einiger Zeit entdeckt habe und richtig toll finde. Genau deshalb dürfen sie und ihr Blog in meiner Kategorie „Inspirierende Individualisten" auf keinen Fall fehlen. Wie auch ich hat Deniz eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit. Auf ihrem Blog Fructopia schreibt sie darüber, teilt super leckere Rezepte mit richtig schönen Fotos und hat sogar schon ein Buch zum Thema geschrieben: „Fructopia - Meine besten Rezepte ohne Fructose". Das kann ich all den Fruchtzucker-Intoleranzlern unter euch wärmstens empfehlen. Es ist toll geschrieben, beinhaltet viele Tipps und Rezepte die auch für all jene ohne Nahrungsmittelunverträglichkeit eine Bereicherung sind.
So, los gehts. Lernt die liebe Deniz einfach selbst mal kennen und lasst euch von ihr inspirieren...Deniz Fıçıcıoğlu (gesprochen Fidchijioolu ;))
Wo bist du zu hause?Irgendwo zwischen Berlin, Istanbul und Fructopia.
Was sagst du, wenn dich jemand fragt, was du so tust?Strategin, Kochbuchautorin und Food-Bloggerin.
Wie beschreibst du deine individuelle Ernährungsphilosophie?Michael Pollan hat mal gesagt, "Eat food. Not too much. Mostly plants." "Iss Essen. Nicht zu viel. Überwiegend Pflanzliches." Ich hänge noch ein "verzichte auf jeglichen Zucker, der nicht schon natürlich im Essen vorkommt!" dran. Ich esse nichts, was unaussprechliche Zutaten enthält, genieße alles in Maßen und ernähre mich so abwechslungsreich wie möglich. Ich bin der festen Überzeugung, dass wen man diesen vier Grundsätzen folgt, sich nie wieder Gedanken über seine Ernährung machen muss!
Was war dein „AHA" Moment der dich in einen gesunden Esser verwandelt hat?Als ich am Tag nach der Fructoseintoleranz-Diagnose stundenlang Lebensmitteletiketten studierend im Supermarkt stand und realisiert habe, dass jedes verdammte Fertigprodukt Zucker enthält.
Was hat dich dazu bewegt deinen Blog zu starten und vor allem wie ist es zu deinem tollen Buch gekommen?Als vor fast sechs Jahren endlich die Ursache für meine täglichen Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden feststand, hatte ich große Mühe überhaupt Informationen rund um das Thema Fructoseintoleranz zu finden. Nur nach und nach habe ich mir das Notwendigste aus Büchern, Lebensmittellisten und englischsprachigen Foren zusammengestaubt. Gleichzeitig war ich ernsthaft schockiert wie negativ und aussichtslos die meisten Betroffenen die Diagnose betrachtet haben. Nach langem zögern, hab ich mir einen Ruck gegeben und selber angefangen zu schreiben. Ich wollte zeigen, wie gut es mir ohne Zucker geht, und dass man auch mit wenig Fructose leckere und vielseitige Gerichte zaubern kann. Nach nur sechs Monaten ist dann der Trias Verlag auf mich aufmerksam geworden und ein Jahr nach dem ersten Blogeintrag hab ich schon angefangen an meinem gleichnamigen Kochbuch "Fructopia - Meine besten Rezepte ohne Fructose" zu arbeiten. Vollkommen absurd, wenn Du mich fragst!
Lebst du heute völlig beschwerdefrei wenn es um deine Fructose-Unverträglichkeit geht oder schlägst du schon mal über die Stränge?"Völlig beschwerdefrei" ist meiner Meinung nach fructopisch. Wenn ich mal ganz wagemutig bin esse ich etwas mit Knoblauch oder mal mehr Obst als sonst. Was allerdings nie, wirklich nie, auf meinem Teller landet, sind mit Haushaltszucker zubereitete Süßigkeiten oder Desserts.
Wenn du mal über die Stränge schlägst, was ist dein GO-TO Hausmittel?Schlaf, Bewegung, frischer Pfefferminztee und einen Tag Schonkost.
Welchen Rat würdest du Menschen geben die gerade erst mit einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit diagnostiziert wurden?Die vielen Informationen überfordern und verwirren Dich im ersten Moment wahrscheinlich total. Lass Dir Zeit, lies dich langsam in die Materie ein und bild Dir deine eigene Meinung. Lass Dich auf keinen Fall von anderen verrückt machen! In vielen Online-Foren und Facebook-Gruppen gibt es Betroffene, die sehr extreme Ernährungspläne verfolgen und es machmal komplizierter machen als es ist. Mein Tipp: Verliere nicht den Spaß am Essen und lerne vor allem, auf deinen eigenen Körper zu hören. Nur weil andere ihre Kartoffeln wässern oder sogar komplett auf Obst verzichten, heißt das nicht, dass Du das auch machen musst. Gib Deinem Körper Zeit sich zu erholen, dann wird er Dir schon erzählen, was ihm bekommt und was nicht.
Du setzt dich ganz offensichtlich sehr viel mit dem Thema Ernährung auseinander. Was ist deiner Ansicht nach der größte Blödsinn der in diesem Bereich verzapft wird?In fast allen deutschsprachigen Büchern wird gesagt, dass Haushaltszucker unproblematisch sei. Manche Betroffene vertragen tatsächliche kleine Mengen. Man tut sich aber keinen Gefallen damit, sich weiterhin an seine tägliche Ration Zucker zu klammern! Schon mit einem Teelöffel Zucker im morgendlichen Kaffee bleibt man auf dem Zucker hängen und nebenher füttert man fleißig die unförderlichen Bakterien im Darm. Mir hilft es ungemein, mich komplett von Haushaltszucker fernzuhalten, nur so bekomme ich die Heißhungerattacken auf Süßes in den Griff.
Bei einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit kommt es ja wirklich darauf an auf den eigenen Körper zu hören. Fällt dir etwas ein, dass dir im Umgang mit der FU geholfen hat? Etwas das du zuvor in keinem der Informations-Bücher gefunden hast?Da gibt es einiges! Oft wird gesagt, dass jegliches Weizen unproblematisch sei. Die Australier sind da schon weiter als wir in Europa und empfehlen bei einer Fructoseintoleranz auch auf Weizen zu verzichten. Seitdem ich von Weizen auf Dinkel und glutenfreie Alternativen umgestiegen bin, geht es mir um Welten besser. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Zwar weiß auch jeder, dass der Körper und dessen Bedürfnisse sich mit der Zeit ändern. Im Zusammenhang mit Lebensmittelintoleranzen wird das aber häufig vergessen. So kann es sein, dass man selbst die Lebensmittel, die man nach monatelangem "Trial und Error" für verträglich identifiziert hat, ein Jahr später doch nicht mehr verträgt. Auch seine fructosearme Ernährung muss man laufend weiterentwickeln.
Hier auf Individualisten dreht sich alles um einen ganzheitlichen Ernährungs- und Lebensstil. Was tust du so um Balance zu finden?
Ich versuch mich so abwechslungsreich zu ernähren wie nur möglich und bin immer auf der Suche nach spannenden neuen Zutaten. Meist sind das Lebensmittel, die früher fester Bestandteil unserer Ernährung waren, aber in Vergessenheit geraten sind. Anstatt willkürlich alles in meinen Speiseplan zu integrieren, versuch ich immer auch zu verstehen, was für eine Wirkung eine Zutat eigentlich hat. Der Alltag in einer Stadt wie Istanbul kann einen ganz schön schlauchen. Da ist es umso wichtiger, dass man sich seine Ruhephasen schafft und auch mal rauskommt aus der Stadt. Ich bin ein eher introvertierter Mensch und brauche regelmäßigen Auszeiten ganz für mich allein. Auch Bewegung spielt eine wichtige Rolle für mein inneres Gleichgewicht. Da fehlt mir allerdings noch die passende Routine.
Wie sehen deine Mahlzeiten an einem typischen Tag aus?Frühstück: Naturjoghurt oder hausgemachter Kefir mit Nüssen, Samen, Flocken und etwas Obst;
Mittag: Oft Frühstücke ich erst so spät, dass das Mittagessen ausfällt, ansonsten Reis mit Köfte und Gemüse, oder einfach ein großer Salat, vor allem bei den warmen Temperaturen in Istanbul.
Abends: Ein großer, grüner Salat mit selbst gezogenen Sprossen, Ziegenfeta, Oliven, Dips oder was gerade so im Kühlschrank ist. Meine Salate sind immer so reichhaltig, dass ich das Beilagenbrot garantiert nicht vermisse!
Snack: Nüsse
Flüssiges: Heiße Zitrone, Wasser, Matcha-Tee, Cold Brew
Lieblingsalternative zu Zucker?Eindeutig Reissirup! Nicht zu süß und funktioniert in fast jedem Rezept.
Wonach greifst du wenn du wirklich mal was Süßes brauchst?Als aller erstes nach einem Glas Wasser, dann meist nach einer Hand voll Nüssen. Was wirklich Süßes habe ich nur selten griffbereit. Wenn ich Kuchen backe oder doch mal eine Tafel fructosefreie Schokolade kaufe, sind die jedoch schneller weg als ich gucken kann!
Pflanzliche Milch, Nussbutter, vorgekochte Beilagen (z.B. Hirse oder Buchweizen), Ziegenkäse, Joghurt oder Kefir, Ingwer und haufenweise frische Kräuter wie Petersilie, Minze, Koriander und Basilikum.
Deine Morgenroutine?Da gibt es viele Dinge, die ich gerne mache: Morgenyoga, Morgenjournal, Meditation, Ölziehen. So recht hat sich da aber noch keine Routine einpendeln wollen. Ich mache immer das wonach mir gerade ist bzw. wofür die Zeit reicht. Ich arbeite noch daran immer zur gleichen Zeit aufzustehen. Vielleicht hast Du, liebe Eva, ja einen Tipp für mich, wie ich das alles unter einen Hut bekomme?
Journey und Jüs in Istanbul, The Bowl und Daluma in Berlin.
Juice oder Smoothie?Smoothie
Essen aus dem Packerl oder frisch gekocht?Frisch!
Fruchtzucker-Unverträglichkeit: dankbar dafür oder verteufelst du sie?Mehr als dankbar!
Blogger: Hobby, Leidenschaft oder Beruf?Ein bisschen von allem.
Wo siehst du dich in 5 Jahren? Irgendwelche großen Pläne die du hier schon mal ankündigen willst?Ich befinde mich gerade mitten in der Planungsphase für ein paar spannende, neue Projekte, die alle angetestet werden wollen. Was davon allerdings noch in 5 Jahren bestand haben wird ... wer weiß! Vielleicht haben wir bis dahin ja auch schon die Welt gerettet mit unseren gesunden Rezepten und wir leben ganz entspannt auf einer Farm! 😉
Wo kann man dich im Netz finden und mehr über dich erfahren? Und vor allem: Wo kann man dein Buch bekommen?Am besten ihr meldet euch direkt für mein wöchentliches Update an. Damit bleibt ihr bestens über alle neuen Beiträge auf Fructopia.de informiert. Außerdem liebe ich Instagram und entdecke gerade Twitter für mich. Mein erstes Kochbuch könnt ihr über den Buchhändler eures Vertrauens (support your local bookdealer!), die großen Buchketten oder natürlich Amazon.de bestellen.
Magst du vielleicht auch noch eines deiner tollen Rezepte mit uns teilen?Wenn ich backe, dann am liebsten mit einer Mischung aus gluten-freien Mehlen wie Buchweizen- oder Braunhirsemehl. Da wir in unserer Istanbuler Wohnung jedoch keinen Ofen haben, backe ich zur Zeit vor allem Pancakes! Durch die vielen Mehlsorten in diesem Rezept, steckt es voller Nährstoffe. Obendrein eignen sich Multikorn-Pfannkuchen bestens um einsame Mehlreste zu verwerten! Lasst es euch schmecken!
2 große Eier
200 ml Kefir
2 EL Reissirup
Trockene Zutaten:60 Gramm Dinkel-Volkornmehl
50 Gramm Braunhirsemehl
50 Gramm Buchweizenmehl
1 TL Backpulver
1/4 Himalaya-Salz
1/4 TL gemahlene Vanille
1/8 TL Zimt
1/8 TL Natron
Kokosöl zum Einfetten der Pfanne
Dazu passen: Himbeer-Chia-Marmelade und Kokosmilch
In einer Schale die flüssigen Zutaten gut miteinander verrühren. In einer zweiten Schale die trockenen Zutaten vermengen und langsam unter die Ei-Mischung rühren bis sich alle Mehlklumpen aufgelöst haben. Falls der Teig zu flüssig erscheint ein klein wenig Dinkelmehl nachgeben.
In einer beschichteten Pfanne ein klein wenig Kokosöl erhitzen und mit einem Pinsel verstreichen. Pro Pancake etwa 1 1/2 EL Teig in die Pfanne geben (oder mehr, wenn ihr lieber größere Pfannkuchen mögt). Sobald die Pancakes blasen werfen und am Rand fest werden, könnt ihr sie wenden. Ansonsten wird's messy! Für ca. 1 Minute auf der zweiten Seite backen, danach aus der Pfanne nehmen. Mit dem restlichen Teig fortfahren bis alles aufgebraucht ist. Sofort mit Chia-Marmelade und Kokosmilch servieren.
Himbeer-Chia-Marmelade1 EL Chiasamen auf 100 g Himbeeren oder Obst nach Wahl
Himbeeren mit der Kabel zerdrücken oder festeres Obst mit dem Pürierstab zerkleinern. Chiasamen unterrühren und für mindestens 30 Minuten im Kühlschrank quellen lassen. Nach Geschmack und verwendetem Obst mit Gewürzen verfeinern. Vanille und Himbeeren sind ein unschlagbares Team.
Danke liebe Deniz für dieses super interessante Interview und liebe Grüße nach Istanbul!