Diesen Beitrag habe ich für das Bündnis Effizienzwende verfasst und dort zuerst veröffentlicht. Für meine Leserinnen und Leser habe ich noch einige persönliche Anmerkungen eingefügt.
Energieeffizienz ist in einer großen Vielfalt von Themen zu finden und muss unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. In den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr gilt es Gebäude, private Haushalte, Gewerbe und Industrie für Energieeffizienz zu motivieren.
In dieser Woche fand in Berlin der jährliche dena Energieeffizienzkongress statt, um diese Themen und Zielgruppen abdzudecken. Hinzu kam in diesem Jahr die Energieeinsparung durch Digitalisierung als aktuelles Schwerpunktthema. Der Kongress ist auf relativ hoher Ebene angesiedelt, als Austausch zwischen Entscheidern in Verwaltungen, Industrie, Verbänden und Politik. Dort konnten verschiedene Akteure ihre Projekte und Studien vorstellen und zeigen wie sie mit Energieeffizienz umgehen, wo Chancen und Hindernisse liegen. Im Vorfeld des Klimagipfels COP21 in Paris kam die Bedeutung von Energieeffizienz für den Klimaschutz als wichtiges Thema hinzu.
Energy Efficiency Award untersteicht Attraktivität der Energieeffizienz
Der Höhepunkt des ersten Tages war die jährlich Verleihung des Energy Efficiency Awards. Hier wurden drei deutsches und ein indisches Unternehmen für ihre erfolgreichen Energieeffizienzprojekte ausgezeichnet.
Diese Projekte sollten aufzeigen, wie groß und wie attraktiv im Handel und in der Industrie das Potential für Investitionen in Energieeffizienz ist. Bei der Preisverleihung verwies Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, auf die Kapitalrenditen von über 20 Prozent als Beleg für die Attraktivität der Energieeffizienz.
InnovationCity Ruhr als Beispiel für erfolgreichen lokalen Klimaschutz
Der zweite Tag auf dem Kongress begann mit der Vorstellung des Projektes Innovation City Ruhr – Modellstadt Bottrop – als erfolgreiches Modell einer lokalen Initiative für die nachhaltige Stadt und lokalem Klimaschutz. Hinzu kommt der Strukturwandel und die Sicherung des Industriestandortes. Der Erfolg bei der energetischen Gebäudesanierung und Reduzierung des Energieverbrauchs ist beeindruckend.
Durch gezielte Ansprache der Gebäudeeigentümer und Unternehmer wurde eine jährliche Sanierungsrate von 3% erreicht, im Bundesdurchschnitt liegt diese gerade mal bei 0,8%. Bereits 18% der einzelnen Eigentümer von Gebäuden in Bottrop hatten eine individuelle Energieberatung für ihr Gebäude erhalten. Diese war so gut zugeschnitten auf die Möglichkeiten des Eigentümers, so dass 56% davon bereits Maßnahmen umgesetzt haben. Den Erfolg der Maßnahmen sieht man auch daran, dass in 2014 der Heizenergieverbrauch um ca. 24 Prozent gesunken ist.
Dieses Beispiel zeigt gut, dass eine höhere Sanierungsrate durchaus möglich ist. Die bisherigen Instrumente reichen dazu alleine nicht aus. Um diesen Erfolg zu erreichen ist auf lokaler Ebene ein großer Kraftakt notwendig. Der Geschäftsführer der InnovationCity Ruhr, Burkhard Drescher, hat dies immer wieder betont, es gehe nur mit der Energiewende von unten.
NAPE, aktueller Stand und Ausblick
In den Panels des zweiten Tages ging es um die Energieeffizienz von Wohn- und Nichtwohngebäuden, sowie um die Energieeffizienz in Unternehmen. Bei den Unternehmen wurde auch der aktuelle Stand des NAPE vorgestellt durch Ulrich Benterbusch, Leiter der Unterabteilung Wärme und Effizienz in Industrie und Haushalten. Neu war in dieser Präsentation die wettbewerbliche Ausschreibung für Stromeffizienz unter dem Namen STEP up!, die in 2016 starten soll. Entscheidend sind dabei die geringsten Förderkosten pro geplanter Energieeinsparung. Kurze Amortisationszeiten von unter drei Jahren und ein Förderanteil von über 30% ist dabei ausgeschlossen. Die Ausschreibungen sollen grundsätzliche Akteurs- und Technologieoffen gestaltet sein. Er hat auch neue Förderprogramme angekündigt für 2016, z.B. zur Vermeidung und Nutzung von Abwärme, sowie zum Einbau und Austausch von hocheffizienten Pumpen.
In Zukunft soll auch das Zusammenspiel von Effizienz und Erneuerbare Energien thematisiert werden, das Beratungsangebot überprüft und ausgebaut werden, sowie eine groß angelegte Kommunikationskampagne für die Erhöhung der Akzeptanz und Motivation für Energieeffizienz als 2. Säule der Energiewende eingerichtet werden. Hinzu kommt auch noch das Thema Digitalisierung. Der NAPE wird beim BMWi nichts als fest stehendes Instrument betrachtet, er soll vielmehr langfristig in Grün- und Weißbuchprozess münden, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Für mich persönlich interessant ist die Weiterentwicklung des NAPE und das Thema Kommunikation, das ich hier immer wieder deutlich mache.
Abschluss der Konferenz mit Ausblick auf Klimagipfel in Paris
Zum Abschluss spielte die Energieeffizienz nur eine untergeordnete Rolle in der Diskussion zum Klimaschutz in der Energiepolitik im Hinblick auf den Klimagipfel in Paris. Den Beitrag der Energieeffizienz zum Klimaschutz erwähnten die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium allenfalls am Rande. Es waren doch nur die üblichen vorhersehbaren Argumente, die ausgetauscht wurden. Dabei hätte dies gut zum Thema des Kongresses gepasst.
Zwei Aussagen muss ich aber doch noch erwähnen, darüber sollte man ruhig mal nachdenken.
„Wir entlassen lieber Kilowattstunden, statt Arbeitnehmer“ sagt @SKoerzell und fordert mehr Energieeffizienz beim #denakongress
— Frederik Moch (@_FreMo) 17. November 2015
Toller Vorschlag von @AJK_Kuhlmann, jeder Abgeordnete soll 5-10 Termine vereinbaren für Best-Practice Energiewende vor Ort #denakongress — Andreas Kuehl (@energynet) 17. November 2015
Was meint Ihr dazu? Ich fand übrigens die Diskussionskultur und Offenheit in diesem Jahr sehr angenehm, sicher zum großen Teil dem neuen Vorsitzenden der dena Geschäftsführung, Andreas Kuhlmann, zu verdanken.
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.