Es ist garnicht so lange her, da sind wir umgezogen. Unser Umzug war von drei Dingen geprägt, die einen Umzug grundsätzlich stressiger machen. Erstens sind wir nicht nur ein paar Häuser weiter gezogen. Wir sind etwa 200 Kilometer weit in ein neues Bundesland gezogen und dabei auch noch vom Land in die Stadt. Zweitens haben wir unsere alte Wohnung den neuen Mietern übergeben, bevor wir die Schlüssel zur neuen Wohnung hatten. Damit mussten wir alles, was wir besitzen einlagern. Und drittens hatten wir zwei kleine Kinder. Achja. Ich war auch noch schwanger.
Aus Alt mach Neu
Wenn wir Erwachsene von einer Wohnung in die andere ziehen, dann kann es vorkommen, dass man das nicht gerne tut. Die meisten Menschen verändern sich nicht gerne. Man lebt in einer Wohnung, kennt Nachbarn und Infrastruktur und schätzt das wahrscheinlich. Der Aufbruch in eine neue Wohnung ist immer auch ein Aufgeben von Sicherheit. Was es in der neuen Wohnung geben wird, ob alles funktioniert und ob es vielleicht Einbußen geben wird, kann man vorher nicht sagen. Als Erwachsener hat man allerdings einen Vorteil. Man versteht die Notwendigkeit zum Wohnungswechsel. Es gibt irgendeinen Grund, der es notwendig macht, die gewohnte und liebgewonnenen Umgebung aufzugeben und sich auf etwas völlig Neues einzulassen. Erwachsene sind es gewohnt, dass man nicht immer die einfachsten Lösungen und naheliegendesten Ideen umsetzen kann. Man muss auch unangehme Entscheidungen treffen und sich auf etwas Unbekanntes einlassen. Kinder haben da ein Problem.
Stress³
So wie wir den Umzug organisiert haben, kann ich es eigentlich niemanden raten. Ich kann mich gut erinnern, wie wir unsere letzte Wohnung übernommen haben. Die Vormieter haben mit uns einen Termin vereinbart und kurz vorher noch um einen Tag verschoben. Eigentlich kein Problem. Wir sind dann voller Tatendrang mit einem vollen Lieferwagen angekommen, aber sie waren noch lange nicht fertig. Sie hatten zwar ein Umzugsunternehmen, das der Arbeitgeber bezahlt hat, aber einen Teil wollten sie selbst umsiedeln. Zuletzt haben sie schließlich einige Dinge im Carport gelagert und der Mann ist in der Nacht wieder gekommen und hat den letzten Teil geholt. Uns ist es ganz genauso gegangen. Der Kastenwagen war schlichtweg zu klein und auch unser Minivan war voll bis unters Dach. Zum Glück hatten wir ein ausgezeichnetes Verhältnis zu unseren Nachmietern. Problemlos konnten wir unsere alte Abstellkammer noch mit unserem Zeug vollstellen.
Arme Kinder
Möbel schleppen, Umzugskartons packen und das Schlichten ins Auto sind eine unglaubliche Belastung. Wir haben kein Unternehmen beauftragt, sondern den Umzug selbst organisiert. Über Wochen haben wir Teile unserer Einrichtung abgebaut und schon bei meiner Schwiegermutter eingestellt. Am letzten Tag haben wir dann noch die Möbel und Dinge, die wir bis zuletzt gebraucht haben und sperrige Teile, die wir nicht öfter als notwendig bewegen wollten, mitgenommen. Die Küche war die letzten Tage schon abgebaut. Das Spielzeug verstaut und auch sonst alles ziemlich kahl. Aus Sicht der Kinder sicherlich eine schreckliche Zeit. Zuerst wird die vertraute Umgebung Stück für Stück demontiert und verpackt. Dann muss man der Wohnung, in der man sich daheim gefühlt hat, hinter sich lassen. Meinem Sohn war etwa 1 Jahr alt und es hat ihn wesentlich weniger getroffen, als unsere Älteste. Mit 3 Jahren hat sie verstanden was passiert und der Abschied ist ihr wirklich nicht leicht gefallen. Sie war sehr traurig über den Umzug.
Umzugsplanung
Aus heutiger Sicht weiß ich genau, was ich anders machen würde. Vieles kann man nicht beeinflussen und es kostet auch Geld, wenn man einen Monat lange für zwei Wohnungen Miete zahlen muss, aber wenn es irgendwie geht, würde ich zuerst die neue Wohnung übernehmen, dann umziehen und danach erst die alte Wohnung zurückgeben. Das ging bei uns nicht wirklich. Wir zogen in einen Neubau und die Fertigstellung war nicht ganz klar. Wir haben dann den Schlüssel mitten im Monat bekommen und konnten damit den Nachmietern auch die Möglichkeit geben, schon während des Monats einzuziehen. Für die Zukunft würde ich das aber nicht mehr so planen. Speziell mit Kindern ist der Stress bei einem Umzug viel höher. Die Kinder brauchen spezielle Betreuung. Man muss sie ins Boot holen, ihnen den Vorgang und die Hintergründe erklären und ihnen Sicherheit geben. Dummerweise hat man aber genau dafür einfach kaum Zeit. In erster Linie muss verpackt und geschleppt werden. Die Kleinen stehen dabei eher im Weg.
Unterstützung
Statt alles selber zu machen würde ich heute ein Umzugsunternehmen beauftragen. Ja, das kostet etwas, aber auch ein Umzug, den man selber organisiert ist teuer. Man braucht einen Leihwagen und muss den Treibstoff dafür zahlen. Außerdem werden Decken, Klebeband, Tragegurte und allerhand andere Hilfsmittel benötigt. Das muss man kaufen, oder leihen. Auch das kostet Geld. Zuletzt fallen noch die Umzugskartons an. Dabei verschätzt man sich als Laie auf jeden Fall. Einerseits gibt es Dinge, die so schwer sind, dass man die Kartons nicht ganz voll füllen kann. Andererseits kann man manches nicht so effizient schlichten, wie es notwendig wäre. Die Umzugskartons bleiben also halbleer, lassen sich nicht ordentlich stapeln, oder tragen und man hat mit hoher Wahrscheinlichkeit zu wenige. Lässt man das einen Profi machen, dann sieht er sich die Wohnung an und berät, wieviele Kartons man braucht. Meist kann man die Kartons beim Umzugsunternehmen auch ausleihen.
Zeit nehmen
Das Wichtigste beim Umzug ist es, die Sorgen und Bedenken der Kinder ernst zu nehmen. Es ist viel zu tun und man weiß, als Erwachsener, dass es einfach nicht anders geht. Trotzdem muss man sich auch die Zeit nehmen, die Kinder zu informieren. Sind sie alt genug, dann kann man sie auch noch weiter miteinbeziehen. Die Raumaufteilung, die Einrichtung und viele andere Details kann man mit ihnen gemeinsam besprechen und entscheiden. Ängste und Fragen müssen beantwortet werden und auch den Ablauf sollte man besprechen. Die ersten Nächte in der neuen Wohnung sind dann eine besondere Herausforderung. Oft gibt es mehr Platz und die Kinder haben plötzlich ein eigenes Zimmer. Eine Situation, mit der sie sich erst anfreunden müssen. Zeit, Rücksicht und möglichst viele Informationen helfen den Kindern, sich rasch einzuleben. Der Umzug mit Kindern ist immer eine besondere Herausforderung. Die Planung und ausreichend Zeitreserven sind entscheidend, damit man sich über die neuen Wohnung auch wirklich gemeinsam freuen kann.