Den Gutmensch treibt der Neid auf fremde Lebensfreude

Habe in Nietzsches "Ecce (!) homo (!)" folgende Erklärung für das Gutmenschentum gefunden. Sie passt gut zu meinen bisherigen Beobachtungen, dass auch die "Schlechtmenschen" in anderen stets nur die Neigungen bekämpfen, was sie in sich selbst ablehnen. Wie zum Beispiel Pädophilie, Homosexualität oder einfach nur das Autofahren.. Priester, Neonazis und Ökos.
Nietzsche schlägt von der anderen Seite auf: Der Moralist verneint eigene Lebenstriebe und -freude, die auszuleben er sich nicht traut oder nicht kann. Auf diese Negation baut der Moralist eine ganze Weltanschauung. Nietzsche lehnt die Teilnahme an einer Gesellschaft ab, die nichts anderes im Sinn hat, als ihm die Lebensfreuden auszutreiben, die sie im eigenen Leben nicht hinbekommen. Mithin treibt den Moralisten (oder Gutmenschen) ein Neid auf die Lebensfreude seines Nächsten.
Unwillkürlich sehe ich da Figuren wie Beck, Roth, Herzchen Göring-Eckhard aber auch die sauermienische Merkel vor mir. So nacheinander alle, die uns vor allem mit staatstragender Miene begegnen. Joseph Fischer, Frank-Walter Steinmeier. Richard von Weizsäcker.
Die Moralisten gab es schon vor zweihundert Jahren. Er aber reibt sich vor allem am Christen- und Kirchentum um ihn herum. Deshalb heißen die Gutmenschen bei ihm schlicht "Prediger".
Wie würde er das bloß heute aushalten, da die Prediger die Liste der zu negierenden Lebensfreuden fast komplettiert haben. Zuletzt mit dem Rauchen in Kneipen. Davor mit Umweltzonen, Lärmschutzzonen, Homoehen, der Sozialindustrie.
Der Öko hält die Natur für eine nachtragende Mimose wie sich selbst. Dabei ist sie robust und wehrhaft. Passt sich durch Versuch und Irrtum an ihrer Kontur immer wieder an neue Bedingungen an. Unsere Ressourcen sind zum Gestalten da. Kreativität ist nicht die Kunst der zu Fuße latschenden Gesundheit, sondern des Schaffens, des Eingreifens und manchmal des Zerstörens zugunsten des Neuen. Der Klimawandel bedroht nicht die Natur, Klimawandel gab es immer. Mag sein, so schnell wie jetzt noch nie. Aber glauben die Prediger denn selbst dran und ergreifen Maßnahmen - außer denen, uns neue Vorschriften zu machen? Ich sehe das nicht.
Der Gutmensch scheut nicht, dass es ihm schlecht geht. Viele identifizieren sich mit ihren "Hipster"-Krankheiten (Ruhrbarone) wie z.B. Laktoseintoleranz. Aber auch das gibt es schon viel länger. Die Arztbesuche nur um der Geselligkeit und der Anerkennung auf Krankenschein willen.
Mir ist jetzt auch die Dominanz der Kirchen in den beiden sogenannten Volksparteien verständlich. Die CDU ist protestantisch, die SPD katholisch unterwandert. In den Spitzenämtern wimmelt es von Personal, das seine negierten Lebensfreuden in Gesetze und politische Korrektheit umzusetzen trachtet.
Das rauht die Haut auf, erhöht die Fallhöhe für unsere parlamentarische Demokratie, schafft die Voraussetzungen für neue politische Kräfte, die irgendwann uns Neo-Normale abholen werden.
Soll niemand glauben, dass die Zahl der immer noch selbst Denkenden, der bei sprachverhunzenden Regierungsmitgliedern einfach weghört, die sich ihrer eigenen Interessen, Mehrheitsinteressen!, immer noch bewusst ist, und sie vertreten wissen will. Die in Politik kein Vehikel für Gescheiterte sieht, sondern für ein Ehrenamt.
Berlins Regierungsviertel täuscht sich gewaltig, wie viele das sind. Die werden auch dieses Jahr nicht zur Wahl gehen. Und sie werden immer mehr.

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