Demut + Kopfsache = Golfsport

Von Stephan @stepgeda

Fangen wir heute mal ein wenig mit Wikipeadia an!

Begriffserklärung:

Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt. Zu unterscheiden ist die (innere) Demut als innere Haltung und der äußere Ausdruck der Demut, die demütige äußere Erscheinung. Im Idealfall stimmt beides überein. Wer sich demütig gibt, muss deshalb jedoch nicht demütig sein und umgekehrt kann derjenige, der hochmütig erscheint, einen echten Stolz und eine damit verbundene innere Demut haben. Wer seine (vermeintliche) Demut zur Schau stellt, ist stolz nicht demütig. Die Demut besteht nur zum Schein.

OK und was hat das jetzt mit dem Golfsport zu tun, der ja eigentlich ein etwas anderes Image in Deutschland hat. Nichtgolfer reden noch heute von einen elitären Sport für Ärzte und Anwälte. Aber oft wird nichts dagegen getan. Das übrigens auch Martin Kaymer schon bemängelt hat.

Deutschlands Golfstar Martin Kaymer hat das Image seiner Sportart hierzulande als „veraltet“ bezeichnet und die strenge Kleiderordnung kritisiert. „Viele deutsche Plätze darf man leider nicht in Jeans betreten – Schwachsinn“, sagte der 28-Jährige im Gespräch mit dem Magazin Der Spiegel: „Ich war mit ein paar Freunden privat in England spielen, in kurzen Hosen und Sandalen, zwischendurch ein Bier. Hat total Spaß gemacht.“ Der frühere Weltranglistenerste monierte außerdem das angestaubte Image des Golfsports. „Weil viele der Meinung anderer folgen, statt es selber auszuprobieren“, sagte Kaymer: „Es gibt öffentliche Anlagen, da zahlst du ein paar Euro und kannst Bälle schlagen. Einfach mal draufhauen.“

Aber jetzt zu meiner Frage Golf und Demut, wie passt das zusammen. Wenn wir uns den ersten Satz der Erklärung aus Wikipedia noch mal zu Gemühte führen, dann kann ich aus eigener Erfahrung sagen: “So lange man den Golfball und Golfplatz eher als “Gegner” sieht dann wird man wohl nicht voran kommen.” Ich bin der Meinung, dass man natürlich an seiner Technik feilen kann, aber erst wenn man auch von dem überzeugt ist was man vor hat, dann klappte es auch. Also nicht mit Attacke auch Tee 1 loslegen, sondern wohlüberlegt und gut vorbereitet auf den Abschlag zugehen. Ganz gut ist, wenn man für sich selbst an jedem Abschlag einen Plan hat. Es git so viele Punkte, die gerade wir Männer schon im Kopf falsch machen:

  • der Abschlag muss mindestens 300 Meter fliegen ( ;-) )
  • mit Kraft komme ich weiter
  • usw.

Mittlerweile spielte  ich die dritte Saison und zähle mich noch zu den Einsteigern. Aber in den letzten Monaten habe ich viel dazugelernt. Bis Ende 2013 schlug ich mit dem Schlägerblatt nach dem Ball und musste feststellen, das man mit dieser Technik (spreche da nur für mich) schnell ans Ende der “Fahnenstange” ankommt. Dann war die Überlegung etwas an der Herangehensweise zu ändern und da hat mir unser Pro mit der Videoanalyse auf den richtigen Weg gebracht. Klar bin ich noch ganz am Anfang des Weges, aber ich merke schon wenn man mit mehr Gelassenheit und Schwung an die Sache ran geht dann fühlt sich Golf ganz anders an. Also nichts mehr mit draufschlagen sondern bei jeder neuen Spielsituation immer nach vorn schauen und versuchen den Ball dort hin zu befördern, wo ich es mir wünsche. ;-) Wenn ich jetzt mit der Schwungumstellung im Rücken mal den Ball treffe, dann fühlt sich das butterweich an. Da wird mir immer klar, das Golf nichts mit Kraft zu tun hat, sondern der optimale Einsatz der Werkzeuge, bestehend aus Körper, Golfschläger und Golfball, ausschlaggebend ist. Noch mal zur Demut zurück, ich gehe an jeden Ball mit dem Wissen ran, das es ein anderer Besser kann, aber derjenige ist nicht meine Messlatte.

Im Golfsport ist oft weniger mehr! Also ich muss keinen Monsterdrive haben – viel wichtiger ist das Annäherungsspiel und das Putten. Also genau die Situation wo Gefühl gefragt ist. Die Golfschläger sind mittlerweile so optimiert, das bei gutem Treffmoment ein gutes Ergebnis raus kommt. Und dazu braucht man keine dicken Oberarme. Das sieht man immer wieder, wenn man den Damen beim Spiel zuschaut. Und da kommt wieder die Demut zum Vorschein.

Natürlich möchte man immer gerne sein HCP verbessern, aber sind wir ganz ehrlich, das richtige Spiel ist Mann gegen Mann (oder Frau gegen Frau) im Lochspiel. Da wird einem schon schnell klar, Golf ist eine Kopfsache. So lange man nicht 100% mit dem Kopf auf den Golfplatz ist, solange wird es nichts! Aus eigener Erfahrung kann ich Euch sagen, wenn man im Lochspiel weit abgeschlagen ist und eigentlich schon das Spiel entschieden ist, dann ist man auf einmal viel besser. Auf einmal ist der Druck weg und der Kopf ist frei. Man geht an den nächsten Abschlag ohne Erwartungen und auf einmal ….! Diese Situation kennt man aus dem Fussball, wenn 10 gegen 11 spielen oder beim Boxen, wenn einer der Kämpfer angeschlagen ist.

Also beim Start der nächsten Runde solltet Ihr Euch einen Plan bereitlegen und diesen dann auch versuchen durchzuziehen. Aber der Plan sollte an Tee 1 nicht lauten: Heute spiele ich ein Birdie! Nein, viel eher sollte man sich eine realistische Landezone aussuchen und diese eher defensiv auswählen. Ich meine damit, was habe ich von einem Monsterdrive der irgendwo im Rough oder Wald landet? Nichts! Dann lieber einen kürzeren Drive in die Mitte des Fairways und dann gezielt, von optimalen Bodenbedingungen (Fairway), ran an die Fahne. Denn ob der Ball mit dem zweiten Schlag 12 Meter oder 2 Meter von der Fahne entfernt auf dem Grün liegt ist ein riesiger Unterschied. Was einem bei der Planung hilft ist ein gutes Birdiebook. Dann kann man vor der Runde, oder auf dem Weg zum nächsten Abschlag schon mal den Plan zurecht legen.

Was ich genau meine, das möchte ich Euch an Tee 10 in Golf in Wall einmal erklären.

Quelle: Golfinwall.de

Klar wenn man einen Drive von 260 Meter hat, dann könnte man ja den Versuch starten und auf direktem Weg in Richtung Fahne schlagen. Aber weiß man wie die Windverhältnisse z.B. über dem Wasserhindernis sind. Weiß man ob man den Ball tatsächlich optimal trifft. Alles Spekulation und trotzdem braucht man einen zweiten Schlag um auf´s Grün zu kommen. Also man könnte ja auch gerade über beide Gräben spielen und mit einem 200 Meter Drive ist man in der Mitte vom Fairway. Dann sind es noch 100 bis 120 Meter bis zur Fahne und die sollte man auch schaffen. Aber selbst wenn man wie ich einen kürzeren Drive hat, dann liegt der Ball vor dem zweiten Graben und man legt vielleicht mit dem zweiten relativ dicht ans Grün, dann kann man mit einem kurzen Chip gezielt die Fahne angreifen. Dann ist das Par immer noch drin.

Also spielt mit Demut und freien Kopf und sollte der Plan mal nicht funktionieren, dann aber am nächsten Loch wieder bei Null anfangen und mit einem defensiven Plan spielen.

Euer Stephan