Demo gegen rassistischen Übergriff der Frankfurter Polizei auf Frankfurter äthiopischer Herkunft

In München wurde heute Mittag der Prozess gegen die Überlebende des NSU-Trios Beate Zschäpe eröffnet, in der Paulskirche wurde nachmittags der Pogromnacht 1938 gedacht, und in Frankfurt-Bornheim gab es abends um 8 Uhr eine Demo gegen den rassistischen Angriff der Frankfurter Polizei auf einen Deutsch-Äthiopier am 17. Oktober 2012: Ausgerechnet im traditionell multikulturellen Frankfurt, ausgerechnet Polizisten des Bornheimer 6. Reviers.

Sammelpunkt des Demonstrationszuges am Tatort, der U-Bahn-Halte Bornheim Mitte. Tafeln mit Fotos von Opfern von Polizeigewalt werden hochgehalten: Oury Jalloh, Sliemann Hamade, Aamir Ageeb, Halim Dener, Stephan Neisius, Dominique Koumadio, Laya Condé, Mareame N’Deye Sarr, Christy Schwundeck. Ebenso Schilder gegen die verpönte Polizeimethode des Racial Profiling. Ein sehr junger Mann, Anmelder der Demo, hält zum Auftakt eine Rede, bleich vor Erregung: er erwähnte die NSU, dass Kollegen der ermordeten Heilbronner Polizistin, die Mitglieder des rassistischen Ku Klux-Klan waren, immer noch im Dienst sind, dass die Medien dem rassistischen Angriff der Frankfurter Polizei heruntergespielt hätten, dass erst die Frankfurter Rundschau über das Thema berichtet habe – Applaus – , und dass sich die Polizei jetzt plötzlich zurückhalte. Tatsächlich lungerten Polizisten in auffallend kleinen Gruppen an den Ecken rum. Der Zug war auf mehrere tausend Menschen angeschwollen, als er sich Richtung Innenstadt in Bewegung setzte, Berger Straße, Seiler Straße, zum 1. Revier der Frankfurter Polizei am Anfang der Zeil. Jusos, IGM, einige Gesichter aus der Linken, auffallend viele sehr junge autochthone Deutsche, enttäuschend wenige optisch erkennbare zugewanderte Frankfurter. Vielleicht, weil die Demo über Facebook mit seiner homogenisierenden Vernetzung angekündigt worden war. Ein türkischer Bekannter erzählte, dass das Kind des Deutsch-Äthiopiers in “seiner” Einrichtung ist und dass alle Eltern mitprotestieren. Die jungen Leute haben Bierflaschen in der Hand, skandieren unreflektierte Parolen über Deutschland, die deutsche Polizei, den Verfassungsschutz, die VGF, eine Gruppe jodelt die ersten Takte von “Vorwärts und nicht vergessen”, gute Stimmung, jugendlicher Leichtsinn. Am Endpunkt der Völkerwanderung höre ich, dass der eine, den es in größeren Menschenmengen immer gibt, eine Flasche in eine Polizeiwache geschmissen habe. Als ich mich entferne, als angehende Seniorin darf ich das, brausen mir vom Zoo her Schwadronen von Polizeibussen entgegen, um die Ecke parkt in einer Seitenstraße eine lange Reihe von ähnlichen Fahrzeugen. Sieht aus, als habe die Polizei vor, ihre vier rassistischen Kollegen zu schützen – nicht uns, und damit meine ich: uns alle. Sehr gute Frage, die von den Frauen, die den Zug auf Stelzen begleiteten: If the cops are watching us: Who is watching the cops?


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