Wie bereits angedeutet ist der Einstieg in das Buch nicht ganz so leicht. Ich habe gelesen, dass es von Vorteil ist, wenn man sich vor der eigentlichen Geschichte zunächst das Glossar am Ende des Buches durchliest. Rod Rees hat sich wirklich viele Gedanken gemacht und sich mehrere Namen und Begriffe für das Leben in der Demi Monde ausgedacht. Diese stehen im Glossar und werden auch gut erklärt, allerdings fand ich das sehr schnell sehr verwirrend und war von dieser Masse an ungewöhnlichen Wörtern überfordert, was mir schon fast die Lust genommen hat, das Buch überhaupt anzufangen. Um sich die Begriffserklärungen mal eben vor Beginn der Geschichte einzuprägen, sind es einfach zu viele. Also habe ich den Plan, zuerst das Glossar zu lesen, ziemlich schnell wieder über Bord geworfen und direkt mit der Geschichte angefangen. Der Prolog hat mich zunächst auch nicht großartig überzeugt, sondern meine Verwirrung nur noch gesteigert. Aber kurz darauf, in den ersten paar Kapiteln, habe ich festgestellt, dass es auch ohne Glossar geht. Die Begriffe werden ohnehin erklärt und diese direkt in der Handlung erläutert zu bekommen, habe ich als sehr viel angenehmer und als leichter zu merken empfunden. Die Handlung spielt zunächst sowohl in der Realen Welt als auch in der Demi Monde, etwas, das mir zu Beginn des Buches erst nicht ganz klar war. Allerdings steht am Anfang eines jeden Kapitels, wo man sich gerade befindet sowie weitere, kurze Begriffserklärungen oder Erläuterungen, was genau die Demi Monde ist. Zusätzlich vereinfachen die Karten in den Klappen des Buches, dass man sich alles bildlich vorstellen kann. Sosehr man anfangs also vielleicht seine Schwierigkeiten hat sich zu orientieren, sich die Welt bildlich vorzustellen und die unterschiedlichen Begriffe zu verstehen, so wird es einem anhand diverser Abbildungen und Erklärungen leicht gemacht und man gewöhnt sich sehr schnell an die doch sehr ungewöhnliche Demi Monde.
Die Handlung beginnt damit, dass Ella Thomas von den Entwicklern der Demi Monde interviewt und über die Computersimulation aufgeklärt wird. Schnell wird deutlich, was für eine gefährliche Welt dort erschaffen wurde. Eine Welt, in der Diktatoren und andere herrschsüchtige Persönlichkeiten aus der Vergangenheit "wiederbelebt" wurden. Eine Welt, in der immer Krieg herrscht. Es ist also von großer Wichtigkeit, dass Norma Williams, die Tochter des amerikanischen Präsidenten, aus dieser Hölle wieder herausgeholt wird. Nur Ella kann dies schaffen, weshalb die Entwickler ihr eine sehr große Summe an Geld anbieten, falls sie sich zu diesem Unterfangen bereit erklärt. Eigentlich sollte man aufgrund der Schilderungen der zwei Männer über die Computersimulation meinen, dass niemand freiwillig in diese Welt gehen würde, doch trotz der vielen Gefahren lässt sich Ella darauf ein. Anfangs wechseln die Schauplätze noch. Die Handlung spielt abwechselnd in der Demi Monde, wo einige für die spätere Handlung sehr wichtige Charaktere vorgestellt werden, und in der Realen Welt, wo Ella Thomas alles Wichtige über die Demi Monde erklärt wird. Doch sobald sich Ella in dieser Parallelwelt befindet, spielt die Geschichte ausschließlich in der Demi Monde. Und schnell wird klar, dass Ellas Mission sogar noch um einiges schwieriger wird als erwartet. Der Anfang des Buches hat mich bereits begeistert, aber sobald dieser Teil der Handlung begann, hat mich die Geschichte vollends mitgerissen. Die zu Anfang eingeführten Personen in der Demi Monde, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, finden einen Weg zueinander und die Geschehnisse spitzen sich immer weiter zu. Eine Rettung Normas, und damit verbunden Ellas Rückkehr in die Reale Welt, scheint immer unwahrscheinlicher.
Es gibt unheimlich viele unterschiedliche Charaktere und auf alle einzeln einzugehen, würde hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Aber ich kann sagen, dass wirklich alle sehr authentisch dargestellt und bis ins kleinste ausgefeilt sind. Einige Charaktere haben mich allerdings besonders beeindruckt. Da wäre zum einen natürlich Ella, die mir sofort sympathisch war und immer wieder durch ihr Improvisationstalent überzeugt. Vor Trixie Dashwood sollte man sich ebenfalls in Acht nehmen, denn im hinteren Teil des Buches hat mich dieses eigentlich noch junge Mädchen wirklich überrascht, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Und nicht zu vergessen ist Reinhard Heydrich. Wie sein historisches Vorbild auch – Heydrich ist derjenige, der als ursprünglicher Organisator des Holocausts gilt – ist dieser von Grund auf bösartig. Die Darstellung dieses Mannes hat mir mehr als einmal eine Gänsehaut verpasst. Trotz der Masse an Charakteren schafft es Rees allerdings, dass man als Leser nicht den Überblick verliert, was wirklich lobend zu erwähnen ist. Überhaupt hat mir der Schreibstil und die bildhafte Darstellung der Demi Monde äußerst gut gefallen. Die Sprache ist schon allein aufgrund der vielen ungewöhnlichen Begriffe recht anspruchsvoll, aber trotzdem ist das Buch nicht ermüdend oder anstrengend. Der einzige Punkt, den ich kritisieren würde ist der, dass bei einigen Personen – vor allem bei Burlesque Bandstand – die wörtliche Rede sehr umgangssprachlich ist, was meinen Lesefluss ein wenig gehemmt hat. Andererseits bezeugt dies wiederum, dass Rod Rees sehr viel Wert auf die authentische Darstellung der Charaktere gelegt hat.
Demi Monde ist ein Buch mit einer sehr komplexen, vielschichtigen Handlung. Es steckt voller Abwechslung, authentischer Charaktere und zieht den Leser komplett in seinen Bann. Wer einmal in Demi Monde versunken ist, findet so schnell nicht wieder hinaus und die Seiten fliegen nur so dahin. Mich konnte dieses Buch trotz der anfänglichen, leichten Verwirrung absolut überzeugen. Demi Monde: Welt außer Kontrolle - Die Mission ist anders, und gerade auch deswegen wahnsinnig gut!
5 von 5 Herzen
608 Seiten, broschiert Verlag: Goldmann Erscheinungsdatum: 21. Januar 2013 Reihe: 1. Teil der Demi Monde-Reihe Demi Monde: Welt außer Kontrolle - Die Mission bei Amazon