“Dem Verlust der Kulturlandschaft entgegenwirken”

Erstellt am 15. September 2011 von Claytec @claytec

Idyllisch gelegen im oberen Mölltal: der Ederhof

Berufsbedingt hat Claytec-Gründer Peter Breidenbach vielfach mit der Restaurierung historischer Baudenkmäler zu tun. Aber auch privat beschäftigt sich der 48-jährige Unternehmer vom Niederrhein mit der Sanierung historischer Bausubstanz. In Kärnten erwarb er gemeinsam mit seiner Frau Gabi vor einigen Jahren den seinerzeit halb verfallenen Ederhof. Seither fährt Breidenbach mehrmals jährlich ins obere Mölltal nach Rettenbach, um, gemeinsam mit einigen guten Freunden und ortsansässigen Handwerkern, das Schmuckstück wieder in Stand zu setzen. Zum diesjährigen Österreichischen Denkmaltag öffnet der Ederhof nun erstmals seine Türen für Besucher. Anlass für das Clayblog, den Lehmbau-Pionier zu seinem denkmalpflegerischen Engagement in Kärnten zu befragen.

Im ursprünglichen Zustand erhalten: das Wohngebäude

Wie ist der historische Stellenwert des Ederhofs einzuordnen?

PB Es ist dort im Mölltal praktisch der letzte noch in ursprünglicher Form erhaltene Hof seiner Art, ein so genannter Paarhof, der sich aus dem Wohnhaus und einem talseitig davor errichtete Wirtschaftsgebäude, also einer Scheune, zusammensetzt. In früheren Zeiten waren solche Paarhofe prägend für die Region. Anhand einer Balkeninschrift können wir einen Umbau im Jahr 1793 belegen. Das eigentliche Baujahr liegt wahrscheinlich noch einmal 100 bis 150 Jahre früher.

Urig: die Küche

Welche baulichen Maßnahmen sind zu Erhalt und Restaurierung des Hofes erforderlich?

PB Zunächst mal ist es uns wichtig, den Grundriss und die ursprüngliche Aufteilung zu erhalten, nichts Verfälschendes hinzuzufügen. Gleichzeitig wollen wir schonend und mit geeigneten reversiblen Mitteln angemessene neue Techniken, beispielsweise im Bereich der Wärmedämmung umsetzen, um etwa heutigen energetischen Standards näher zu kommen. Beispielsweise werden wir im Bereich der obersten Geschossdecke eine Winddichtung mit Lehm und naturnahen Dämmmaterialien realisieren.

Dacharbeiten

Du hast beruflich schon sehr viel mit denkmalpflegerischen Projekten zu tun. Wie kommt es, dass Du dazu noch in der Freizeit Denkmal-Restaurierung betreibst?

PB Meine Eltern verbrachten seit 1957 ihre Urlaube im Mölltal, ich selbst bin 1966 im Alter von drei Jahren erstmals mit ihnen dort gewesen. Die Sommerferien verbrachte ich von da an fast jedes Jahr dort. So wurde ich über mehrere Jahrzehnte Zeuge des Verlustes an Kulturlandschaft und historischer Bausubstanz in der Region um Rettenbach und Stranach. Als ich Ende der 1990er-Jahre hörte, dass der Ederhof zum Verkauf stand war für mich sofort klar, dass ich diese Gelegenheit nutzen musste. Bis auf die Scheune, die von einem Bauern aus der Gegend genutzt wurde, stand der Hof seit 1959 leer und bot die ideale Gelegenheit, ein für die Region prägendes Bauwerk in seinem ursprünglichen Zustand zu erhalten. Die körperliche Arbeit, das gemeinsam Handwerken im Team ist außerdem ein wunderbarer “Ausgleichssport” zum Unternehmer-Alltag.

Wichtiger Partner vor Ort: Lehmbauer und Zimmermann Franz Trauntschnig (vorne)

Wie setzt sich dieses Team zusammen?

PB Das ist eine ganz bunt gemischte Truppe, deren Zusammensetzung variiert. Oft begleiten mich meine Söhne Maximilian und Simon sowie meine Tochter Yola und packen kräftig mit an. Von Anfang an mit dabei ist auch mein Freund Manfred Lemke. Vor Ort ist der Lehmbauer und Zimmermann Franz Trauntschnig ein ganz wichtiger Partner. Dazu lade ich ich immer wieder ganz unterschiedliche Menschen aus meinem Freundeskreis ein, mich zu begleiten, wenn ich zwei- bis dreimal jährlich zur Baustelle nach Österreich fahre. Das geht vom Klavierbauer Hein Berendonk bis hin zum Werber oder PR-Mann, für die handwerkliches Arbeiten nicht gerade alltäglich ist. Wer immer mit dabei ist, die gemeinsam Arbeit am Bau schweißt zusammen und wir haben jede Menge Spaß.

Zufrieden nach getaner Arbeit - v.l.n.r.: Peter Breidenbach, Simon Breidenbach, Manfred Lemke und Hein Berendonk

Wie ist der aktuelle Stand der Restaurierung und wann wird die Instandsetzung des historischen Hofes abgeschlossen sein?

PB Alle Grundmauern sind in Stand gesetzt, mit der Restaurierung des Holz-Blockwerks wurde begonnen und die Gebäude sind soweit abgesichert, dass sie zur Besichtigung begehbar sind. Zuletzt haben wir 600 qm Dachfläche erneuert. Dafür haben wir Lärchen-Spaltholz benutzt, wie es seit Jahrhunderten beim Bau solcher Gehöfte Verwendung findet. Ein Abschluss der Restaurierungs-Arbeiten ist absehbar noch nicht in Sicht. Erstens wollen wir uns mit diesem Projekt nicht unter Zeitdruck setzen, zum anderen eignet sich gerade der halbfertige Ederhof hervorragend als Anschauungs- und Lehr-Objekt. Mittelfristig möchte ich hier Seminare und Workshops anbieten, bei denen am authentischen Objekt traditionelle und moderne Techniken der Instandsetzung vermittelt werden.

Früher war die Weitergabe solcher handwerklichen Fertigkeiten von Generation zu Generation für die Menschen, die hier leben existentiell wichtig. Dem fortschreitendenVerlust dieser Art überlieferten Wissens wollen wir mit unserer Arbeit ein kleines Stück entgegenwirken.

Info:

Am Sonntag, dem 25. September ist der Ederhof anlässlich des Österreichischen Tag des Denkmals für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Ort: 9842 Mörtschach, Rettenbach Nr. 20
Öffnungszeiten: 10:00–18:00 Uhr
Specials: 14:00 Kostenlose Sonderführung durch die Hofanlage mit dem Eigentümer und DI Jürgen Moravi/ BDA/Landeskonservatorat für Kärnten