Dem heiligen Jakob sei Dank...

Ich habe es tatsaechlich zurueck nach Thessaloniki geschafft. Das haette niemand gedacht. Am allerwenigsten ich selbst.
Erstmal war ich jedoch eine Woche in Spanien. Ueber Mallorca ging es mit Airberlin weiter nach Santiago de Compostela. Das ist deswegen besonders prima, weil ich gleich zweimal was zu Essen bekommen habe. Beime ersten Flug gab es ein Sandwich und beim zweiten Kekse. Da hat sich der Umweg doch gleich doppelt gelohnt.
In Santiago angekommen hatte ich dann wieder grosses Glueck. Nicht nur, dass mich Giulia schon wild hopsend am Flughafen erwartete, auch ihr Mitbewohner war Teil des Empfangs-Kommitees und fuhr uns mit eigenem Auto in die Stadt. Giulia hat wirklich grosses Glueck mit ihrer Wohnung und den Mitbewohnern. Sie wohnt mit zwei Spaniern und einer Italienerin zusammen. Ich konnte direkt einige Parallelen zwischen unseren Wohnsituationen feststellen. So haben wir beide derzeit kein Internet. Ausserdem musste Giulia auch schon Diskriminierungen von Seiten der italienischen und spanischen Front erfahren. Auch ihr wird mangelnde Ordnung und Sauberkeit vorgeworfen. Das hat vor allem etwas damit zu tun, dass wir beide KEINE Schuhe in der Wohnung tragen. Dass wir uns in Strassenklamotten aufs Bett setzen.
Dass wir beim Geschirrspuelen keine Handschuhe tragen.Und dass unsere Zahnbuerste im Ruhezustand keine Schutzhaube traegt. Ich war ganz froh, dass ich nicht die einzige Deutsche bin, die so viel Schande ueber ihr Land bringt. Trotzdem war alles ziemlich prima. Vor allem der extrem grosse Flachbildschirmfenseher im Wohnzimmer. Gott sei Dank war in der Woche gerade die Playstation kaputt und keiner konnte uns davon abhalten schlechte Filme im spanischen Fernsehen zu gucken. Unser persoenliches Highlight war dabei der Thriller aus Deutschland: Tote im Schwarzwald. Besonders aufgeregt waren wir, als wir feststellten, dass man die Synchronisation ausstellen kann, um den Film im Originalton zu schauen. Der Wahnsinn! Das fanden Giulias Mitbewohner nicht.
Es war fuer mich natuerlich ein hartes Pflaster, weil einfach niemand Englisch sprach. Gleichzeitig war ich mit Stolz erfuellt, als ich feststellte, dass ich trotzdem ganz gut zurecht kam. Wir waren einige Male beim "Cineuropa", einem europaeischen Filmfestival. Ich kam ganz schoen ins Schwitzen, als ein Film auf chinesisch mit spanischen Untertiteln lief. Zwischendurch war ich mir nicht ganz sicher, ob mein chinesisch oder mit spanisch besser ist, aber ich habe sogar was verstanden. An einem Abend konnten wir uns ganz dekadent zurueck lehnen, denn es kam der deutsche Film "Wir sind die Nacht".
Giulia wohnt direkt neben einer anderen Wohnung voller Erasmus-Studenten. Die waren auch alle wahnsinnig nett und obwohl ich mich mit den meisten nicht wirklich verstaendigen konnte, wurde am zweiten Abend direkt eine WillkommensParty fuer mich geschmissen. Ich wusste nicht, womit ich das verdient hatte, aber es war natuerlich ein Riesenspass.
Bevor ein falscher Eindruck entsteht, sollte nicht unerwaehnt bleiben, welch straffes Kulturprogramm unser Vergnuegen begleitet hat. So waren wir auch viel in der Altstadt unterwegs und sind auf den Spuren der katholischen Kirche gewandert. Der Papst war gerade weg und die Stadt hat geglaubt, sie koennte aufatmen und da kam ich. Direkt aus dem Suendenmekka Thessaloniki. 2010 ist guenstigerweise das Jahr des Heiligen Jakob. Alle zehn Jahre wird eine Kammer in der Kathedrale geoeffnet, in der man dem Jakob dann persoenlich begegnet. Oder eben einer grossen Statue aus Gold. Giulia hat mir erklaert, dass man Jakob nur umarmen braeuchte, um von all seinen Suenden befreit zu werden. Das erschien mir ein fairer Deal. Ich nahm die Sache ernst und wollte die Statue gar nicht mehr loslassen. Gott sei Dank war der Andrang an diesem Tag auch nicht so gross. Danach habe ich mich direkt besser gefuehlt.
Santiago de Compostela ist wirklich eine sehr schoene Stadt. Und die Erasmus-Menschen waren auch alle super lieb. Besonders gerne mochte ich den Griechen Dimi, der sogar aus Thessaloniki kam. Er hat mir auch geholfen das griechische Lied zu finden, nach dem ich so lange gesucht hatte. Will ich euch auch gar nicht vorenthalten.

Er hatte jedenfalls dolles Heimweh nach Thessaloniki und auch mich packte schliesslich wieder die Sehnsucht nach griechischem Wetter und Chaos. In der Hinsicht war Santiago naemlich keine Freude. Die Stadt wurde ihrem Ruf gerecht und zeigte sich eine Woche lang von ihrer regnerischen Seite.
Am letzten Dienstag ging es dann also weiter mit der lustigen Reise. Mit dem letzten Flieger von Santiago nach Barcelona. Klingt irgendwie ganz spitze, aber ich hab von der Stadt nicht viel mehr gesehen, als ein grosses Leuchten in der Nacht. Die 12 Stunden Aufenthalt von Mitternacht bis Mittag habe ich in dem letzten noch geoeffneten Cafe am Flughafen verbracht. Ich konnte die Zeit gut nutzen, da ja am Freitag noch eine Klausur auf mich wartete. Also, Reader raus und Textmarker gezueckt. Als das Licht gegen 2 Uhr dann gedimmt wurde und der aeltere Herr rechts von mir schnarchend mit dem Kopf auf die Tischplatte sackte, habe ich auch versucht ein Auge zu zu kriegen. Ueberhaupt bestand das ganze Cafe nur aus gestrandeten Passagieren aus aller Welt. Die meisten hatten wenig Skrupel und hatten sich friedlich gebettet. Sogar ohne Schuhe. Wenn das unsere italienischen Mitbewohner sehen koennten, dachte ich mir da. Ich hab jedenfalls das Gleiche versucht und musste festellen: Klappt nicht und ist auch noch scheisse unbequem. Aber man ist ja jung, also bin ich schon frueh wieder auf und hab mich mit ganz vielen Business-Menschen in den Sicherheitsbereich gemogelt. Fruehstueck bei McDonalds und in der Wartehalle habe ich dann sogar wieder einen Flachbildschirmfernseher gefunden. Kam erstmal eine Reportage ueber die spaniche Basketball-League. Dann Tennis. Und dann irgendeine amerikanische Rallye. Es war so spannend - die Zeit verging wie im Flug.
Der Flug ging dann auch puenktlich und am fruehen Nachmittag war ich dann in Athen. Ich hatte noch keinen ausgefuchsten Plan, wie ich zurueck nach Thessaloniki kommen sollte, aber die Griechen sind ja sehr soziale Menschen und schon bald wusste ich alles ueber das Athener Bus und Metrosystem. Am Bahnhof war ein netter Amerikaner hinterm Schalter, der mir noch aufgemalt hat mit welchem Zug ich fuer welches Geld und zu welcher Zeit heim komme. Ich hab sogar noch einen kleinen Ausflug zur Akropolis eingebaut und sass dann puenktlich wieder im Zug. Sechs Stunden hat die Fahrt gedauert und ich war mit meiner Geduld echt am Ende.
Dann mit dem Taxi nach Hause. Ich hab mich so auf mein Bett gefreut. Da hatte ich die Rechnung natuerlich ohne Mario gemacht. Der hat sich die lezten drei Wochen naemlich auch ueber mein Bett gefreut. Und zwar nicht alleine. Musste ich ihn und Begleitung also erstmal aus meinem Zimmer werfen. 3 Uhr nachts. Dann hab ich nach Babis geguckt und der arme Hase war voellig fertig mit der Welt. Hatte ein ganz schwarzes Gesicht. Mario erzaehlte begeistert, dass Babis in sein Laptopkabel gebissen hat. Es hat gezischt und geknallt und verbrannt gerochen. Babis ist umgekippt. Und jetzt hat er eine schwarze Nase. Ich habe mich beim Hasen entschuldigt. Er ist durch die Hoelle gegangen die letzten Wochen.

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