Am nächsten Morgen wiederholten wir das Vergnügen am auf dem DOC-Campingplatz und sprangen vor dem Frühstück noch einmal mit unserem Bodyboard ins Meer. An diesem Tag stand uns eine lange Fahrt in den Süden bevor, denn für den folgenden Tag hatten wir uns eine letzte große Tour gebucht. Auf der Fahrt machten wir am „90 Mile Beach“ halt, ein Strand, der sich fast über die gesammte Westküste des Northland zieht und auf der Karte aussieht, als wäre er mit einem Messer hineingeschnitzt. Der 90 Mile Beach ist auch eine offizielle Straße, auf der schon viele Autos der Flut zum Opfer gefallen sind. Man fährt tatsächlich direkt auf dem Sand und es sind 100 km/h erlaubt. Mietautos sind jedoch verboten. Wir wollten das kleinste Stück des Strandes einmal ausprobieren, aber kamen natürlich genau zur Flutzeit, so dass wir nur ein paar Meter fuhren. Wir merkten schnell, wie der Van an Geschwindigkeit verlor und fuhren zurück, bevor er sich ganz eingraben konnte. Weiter südlich fanden wir eine Waschanlage, um das Auto von Dreck, Sand und Salzwasser zu befreien. Kurz darauf fuhren wir auf einen großen Rastplatz im Wald, um nun endlich kurz vor dem Verkauf das Vandach anzusprühen.
Am gleichen Tag ging unsere Reise noch bis nach Tutukaka an die Tutukaka-Coast, wo wir auf einem Campingplatz mit einem riesigen Fisch am Eingangeincheckten, um morgens gleich an der richtigen Stelle für unser letztes großes Abendteuer zu sein. So checkten wir am nächsten Tag um zehn aus für unseren „Perfect Day“. Der „Perfect Day“ ist ein super Angebot, auf das der Lonely Planet hinweist. Für 160 Dollar pro Person (85 Euro) ist alles inklusive. Wir checkten ein und tranken noch schnell im integrierten Café einen Tee. Hier lernten wir Pascal kennen, einen Franzosen, der seine Reise gerade gestartet hat und seine eigene Ausrüstung für den Trip dabei hatte. Um elf bestiegen wir das Boot, das eigentlich für bis zu 70 Leute ausgelegt ist. Wir zählten insgesamt nur zwölf Gäste, wodurch alle viel Platz auf jedem Teil des Bootes hatten, ob oben auf der Sonnenterasse, vorne auf den Liegematten oder drin auf den Sitzbänken. Die Crew war durchweg jung und schätzungsweise alle unter 30 Jahre alt. Nach einer kurzen und witzigen Sicherheitseinführung ging es auch schon los.
Bereits nach ein paar Minuten außerhalb des Hafens sichteten wir eine aufgewühlte Stelle im Wasser und das Boot drehte ein, und fuhr auf eine kleine Delphinherde zu. Zuerst schwammen die Tiere weg, doch nach einer Weile gelang es den Captain sie für das Boot zu interessieren. Wir legten uns alle auf die Matten am Bug unter der Absperrung durch und sahen, wie Delphine mit uns mit schwammen. Sie waren viel größer, als die in Kaikoura, völlig grau und hatten viele Narben am Körper. Manche drehten sich auf die Seite und schauten uns an. Sie schwammen eine ganze Weile mit uns, bließen aus ihren Atemlöchern und machten kleine Stunts. Alleine diese Momente waren das Geld schon wert, dabei hatte der Tripp gerade erst angefangen! Ein wenig später auf dem Weg zu den Poor Knights Inseln sahen wir auf einmal einen mittelgroßen Hai, der sich jedoch in der nächsten Sekunde im rasenden Tempo davon machte. Einen kleinen Umweg machten wir dann noch für einen Albatross, der ruhig auf den Wellen dahinschaukelte. Es gibt ja wenig schöne Vögel, aber der Albatross hat definitiv ein interessantes Gesicht mit seinen dunklen geraden Augenzeichnungen.
Nach all diesen bereits tollen Erlebnissen erreichten wir unser Ziel: Die Poor Knights Islands. Hier gibt es ein tolles Riff zwischen einzelnen kleinen Steinformationen mit Bögen und Höhlen. Wir durften jede Ausrüstung des Bootes benutzen. Es gab Flöße, Kajaks, Noodles (längliche Schwimmhilfe) und vieles mehr. Wir entschieden uns dafür, zu schnorcheln. Die Neoprenanzüge waren nicht so eng wie beim Delphinschwimmen und mit dem Schnorchel hatten wir ja auch bereits Erfahrung. Als ich ins Wasser sprang, schlich sich das kalte Wasser langsam in den Neoprenanzug und zuerst dachte ich, dass es zu kalt ist, um lange darin rumzuschwimmen. Doch dann sah ich nach unten ins Wasser, sah das bunte Riff mit vielen Korallen und bunten Fischen und die Kälte war schnell vergessen.
Die Fisch waren bis zu einem Meter lang, aber sahen alle relativ harmlos aus. Manche waren rot, andere schwarz-weiß gestreift. Alle schienen jedoch völlig unbeeindruckt von den Tauchern. Bald sahen wir einen Stachelrochen am Riff entlanggleiten. Als wir zur Höhle hinüber schwammen, die sich hinter dem Boot befand, überquerten wir einen tiefen Graben und ich sah noch mehr und größere Stachelrochen, die sich still am Boden hielten. In der Höhle wartete die nächste Überraschung. Als wir unter Wasser nach vorne schauten, konnten wir keinen Ausgang sehen. Nicht, weil es keinen gab, sondern weil ein riesiger dichter Fischschwarm mit kleinen bläulichen Fischen das Wasser verdunkelte. Wir tauchten in den Fischschwarm hinein. Es war toll, wie sie schnell auswichen und sich für mich ein Tunnel in der Mauer bildete. Von einem anderen Boot kamen richtige Taucher ins Wasser. Sie erkundeten die Höhle und das Riff zehn Meter unter uns. Das Wasser war so klar, dass sie wahrscheinlich nicht viel mehr sahen, als wir. Trotzdem muss es auch ein tollen Erlebnis sein, so durchs Wasser zu schweben. Ich fand die riesigen Luftblasen, die sie ausstießen witzig. Man hat einen Drang sie zu berühren, wie bei Seifenblasen in der Luft, nur dass diese Luftblasen nicht platzten, sondern sich höchstens teilten. Was die Taucher jedoch mit ihren riesigen Flaschen verpassten war eine kleine Öffnung an der Seite der Höhle, durch die man ebenfalls nach draußen schwimmen konnte. Das Wasser stand noch hoch genug, so dass man gerade so über die scharfe Riffkante gleiten konnte. Draußen befand man sich in einer Art Becken, umringt von Felsen und kleinen Öffnungen. Hier kann sich das Wasser etwas stärker erwärmen und die Unterwasserwelt war noch farbenfroher. An einer Seite befand sich eine große Spalte, durch die man wieder ganz hinaus gelangen konnte. Hier durchzuschwimmen war noch einmal eine sehr lustige Erfahrung, denn durch die Wellen entstand dort ein Sog, der einen in hoher Geschwindigkeit hindurchdrückt, wie in einer Wasserachterbahn.
Nach unserer ersten Runde schnorchelten wir zum Boot zurück und aßen dort eine Kleinigkeit. Das Essen war inklusive und wie beworben sehr lecker. Die Puten-, Schinken- und Vegetarischen Sandwiches waren frisch und leicht. Außerdem gab es Salat, eingelegte Oliven, sundried Tomatos, Gürkchen, Dipps, Cracker und viel Obst. Die zwei Stunden die für den Aufenthalt am Riff vorgesehen waren rasten dahin und wir machten noch einmal eine Runde mit jeder Menge Spaß. Irgendwann ertönten dann leider die Tröten des Schiffs, was das Zeichen zur Rückkehr bedeutete. An Board merkten wir dann erst, dass wir wirklich etwas durchgefrohren waren und wir wärmten uns mit einer heißen Dusche, warmer Tomatensuppe, Tee und Ingwerkeksen auf.
Die Tour beinhaltete noch eine kleine Rundfahrt um die Inselgruppe herum. Hier fuhren wir durch zwei Inselberge hindurch, die völlig von Tölpeln benistet wurden. Man sah so gut wie keinen Felsen mehr, keine Ahnung, wie die ankommenden Vögel da noch landen konnten. Unser Weg führte uns auch in die größte Seehöhe der Welt. Das Boot fuhr direkt hinein und schaltete den Motor aus, um die Akustik des Raumes zu demonstrieren. Die Wände waren bunt: grün, lila, gelb, blau. An der Decke wuchsen einige wenige Pflanzen kopfüber, die laut Erklärung dem Trugschluss unterlagen, richtig herum zu wachsen, da für sie die Sonne aufging, wenn sie tief genug steht, um durch die Höhlenöffnung zu schauen. Wer weiß, bezogen auf Europa wachsen sie ja richtig herum. Während des Rückwegs zum Festland sahen wir leider keine großen Meeresbewohner mehr, aber die hohen Wellen machten die Bootsfahrt trotzdem zu einem Erlebnis.
Wir sind superfroh, dass wir diesen Tripp gemacht haben und zur richtigen Zeit da waren, so dass 12 Gäste von sechs Crewmitgliedern betreut wurden. Was für ein Luxus zu relativ kleinem Preis. Wir fuhren an dem Tag noch zurück in Richtung Auckland, bis zu dem Campingplatz mit den aufgezwungenen Mülltüten und den tellergroßen Krabben im Meer. Wir vergaßen kurz die zwickenden Fiecher und versuchten mit dem Bodyboard auf den Miniwellen zu surfen, als Abschluss für einen Perfect Day.