Die Walker’s Haute Route
Etappe 1 & 2
Die Walker’s Haute Route führt in 14 Etappen von Chamonix nach Zermatt. Über 180 Kilometer Wanderstrecke und mehr als 12 000 Höhenmeter gilt es auf dem Weg vom Mont-Blanc zum Matterhorn zu überwinden. Elf Pässe werden überquert und Gipfel bis zu (optionalen) 3200 Metern erklommen.
Dabei bewegt man sich stets vor einem Traumpanorama, umgeben von den schönsten 4000ern der Alpen.
Die Übernachtung erfolgt in Hütten, so dass man nur so wenig wie möglich aber so viel wie nötig einpacken sollte. Mein Rucksack wog zehn Kilo (inklusive 2 Liter Wasser). Mehr sollte es definitiv nicht sein.
Brutal früh geht es in Mailand los, wo ich in einen Bus steige, der mich durch das beeindruckende Aosta-Tal und den bedrückenden Mont-Blanc-Tunnel nach Chamonix bringt.
Wenig später trifft mein Wanderkollege ein, so dass wir bei bestem Wetter und mit bester Laune die erste Etappe von Chamonix nach Argentière angehen können.
Die erste Etappe ist eher ein Präludium. Ein drei stündiger Spaziergang, der es einem ermöglicht sich vorsichtig an die Umgebung und die kommenden Strapazen heranzutasten.
Die erste Nacht verbringen wir in einem leeren vierer Zimmer in der gemütlichen Hütte “Le Belvedere” in Argentière.
Der nächste Tag bringt schon die erste Überraschung. Im ersten Drittel der zweiten Etappe von Argentière nach Trient kehren wir auf eine Erfrischung in einer Hütte ein.
Wir staunen nicht schlecht als wir auf der Sonnenterrasse einen nagelneuer Whirlpool entdecken!
Als erste Kunden setzen wir uns, mit Crêpe und Smoothie bewaffnet, ins blubbernde Nass. Ein Whirlpool mit Blick auf den Mont-Blanc! Das hat schon James Bond Qualität.
Genauso fühlen wir uns auch während unsere müden Beine revitalisiert werden.
Der Besitzer kriegt sich vor Freude über sein neues Geschäftsmodell kaum ein und lässt uns alle Zeit der Welt. Dekadenter kann man nicht wandern.
So kann es weiter gehen, denken wir. Aber es sollte der letzte Jacuzzi auf unserer Route bleiben.
Einer Ski-Piste folgend geht es weiter aufwärts bis auf den Col de Balme (2204 m). Ein Stein markiert den offiziellen Grenzübergang in die Schweiz. Hier liegen schon die ersten Schneefelder.
Der Länderwechsel macht sich auch bemerkbar als wir nach einem endlosen Abstieg in Trient die Hütte beziehen. Bei den schweizer Preisen haut es uns fast aus den Wanderschuhen. 50 EUR für die Übernachtung im 12er Dorm (inkl. Abendessen und Frühstück).
Die Hütte platzt aus allen Nähten, da sich in Trient die Route mit der beliebten Tour Du Mont Blanc überschneidet.
So kommen Wanderer aus Spanien, Ungarn, England, Norwegen und den USA an den Esstischen zum animierten Gespräch zusammen.
Doch als wir gegen 20: 30 Uhr unser Zimmer betreten wollen, ist das Licht gelöscht und einige Bettnachbarn sind schon am Schnarchen.
Mit Stirnlampe im Anschlag versuchen wir leise unsere Kojen zu beziehen, was angesichts der alten Holzkonstruktionen ein schwieriges Unterfangen ist. Die Hütte knarzt und ächzt wie ein Walfänger.
Doch das zeitige Zubettgehen hat einen guten Grund. Am nächsten Morgen steht uns eine der härtesten Etappen der gesamten Route bevor – der steile Aufstieg zur Fenêtre d’Arpette.