Deine Mutter, Holstein Kiel!

Deine Mutter, Holstein Kiel!Doch noch einmal das alte Stadion in der Neustadt, mittlerweile aber sogar ohne die Hilfstribünen, die sowieso kaum jemals voll waren. Neue Saison, jede Menge neue Spieler, und das gleich hegen einen alten Gegner, der in der Spielzeit 2011/2012 Ähnliches im Sinn hat wie der Hallesche FC. Möglichst lange oben mitspielen - und wenn das Unerwartete eintreffen sollte und Staffelfavorit Rasenbrause Leipzig schwächelt, vorbeiziehen und aufsteigen.
Dazu hat die Vereinsführung sparsam nachgelegt, zumindest numerisch, in der Startelf aber stehen gegen Holstein Kiel gleich sechs Neue. Nicht immer war das so, in den vergangenen Jahren landeten vermeintliche Verstärkungen häufiger auf der Bank als von Beginn an auf dem Platz. Von der Mannschaft, die ein halbes Jahr zuvor noch schmachvoll gegen Kiel verloren hatte, sind nur noch Torwart Horvat, Innenverteidiger Mouaya, Dennis Mast, Marco Hartmann und Kapitän Nico Kanitz übrig.
Auch das Spiel läuft ein wenig anders. Hatten die Hallenser im April noch auch mit einem Sieg nichts mehr zu gewinnen, scheinen sie heute entschlossen, die Punkte daheim zu behalten. Zwar gehören die ersten zehn Minuten Kiel, aber wirkliche Torchancen können sich die Norddeutschen nicht herausarbeiten. Das bleibt Halle vorbehalten: In der zehnten Spielminute steigt Andis Shala, bis dahin unauffällig gebliebener Zugang aus Schottland, am höchsten, ein Kieler Spieler aber kann den Ball noch von der Linie köpfen. Selbe Minute, ähnliche Situation: Nach einer Ecke ist es Marco Hartmann, auch im Schatten des neueingekauften Ex-Bundesliga-Spielers Maik Wagefeld Chef im halleschen Mittelfeld, der knapp vorbeiköpft.
Es sind aber eindeutig zwei gleichwertige Mannschaften, die sich im Neustädter Notstadion gegenüberstehen. Die Kieler wirken ballsicherer, die Hallenser entschlossener. Ein wenig zu entschlossen: Sören Eismann, der Außenverteidiger der blonden HFC-Seite, säbelt einen Kieler um, Schiedsrichter Sebastian Schmickartz überlegt noch ein bisschen, zeigt dann aber auf den Punkt.
Alles wieder wie im Pokalspiel gegen Frankfurt, als ein Elfmeter in der 80. Minute den HFC um die verdiente Verlängerung und die mögliche Überraschung brachte? Nein, denn diesmal spekuliert Darko Horvat richtig. Fiete Sykora schießt in die rechte Ecke, in der aber liegt auch der Keeper schon. "Deine Mutter, Holstein Kiel", höhnt der Glauchsche auf der Haupttribüne.
Die folgenden zehn Minuten kämpft der Gastgeber, für Neustädter Verhältnisse schon fast euphorisch angefeuert von Tribüne und Fankäfig, um Fassung. Ein, zweimal deutet Michael Preuß auf der rechten Außenbahn an, wie Kiel auszuhebeln wäre. Doch seine Flanken landen nie beim eigenen Mann.
So bleibt es dem bis dahin erneut recht unglücklich agierenden Shala vorbehalten, dem Spiel eine neue Richtung zu geben. Im Strafraum stehend legt er eine weite Eingabe von rechts zu Michael Preuß ab, der wartet, bis Kiel-Keeper Jensen sich bewegt, und schießt dann halbhoch ein (Foto oben).
1:0, die Schüssel jubelt. Kiel wirkt konsterniert, Halle bringt den Vorsprung in die Pause.
Danach sind die Gäste als erste zurück, offenbar zum Kampf entschlossen. Um wirklich torgefährlich zu werden, brauchen die "Störche" aber Hilfe. Patrick Mouaya, einziger Nationalspieler in den Reihen der Rot-weißen, prüft seinen Torwart Horvat mit einem straffen Kopfball aus Nahdistanz. Auf der Gegenseite setzt der HFC, begleitet von "Schalala-Wechselgesängen zwischen Tribüne und Fangatter, auf das Jancker-Konzept, mit dem Bayern vor Jahren Meister wurde: Lange Bälle gehen auf Andis Shala, nach dem Abgang von Fußballgott Thomas Neubert in dieser Saison die einzige echte Spitze im HFC-Kader, der legt auf einen Nebenmann ab.
Die aber treffen nicht. Weder der eingewechselte Wegener noch der aus der fünften Liga nach Halle gewechselte Preuß, neben Marco Hartmann bester Mann auf dem Platz, schaffen das erlösende 2:0. Es reicht aber auch so. Kiel rennt zunehmend kopflos an, Maik Wagefeld nimmt das Tempo raus. Noch zwei Minuten Nachspielzeit, dann ist das erste Saisonziel erreicht. Start mit einem Sieg, zudem gegen einen direkten Konkurrenten. Nächste Woche geht es zum Berliner AK.


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