Titel: Deine letzte Lüge
Autorin: Clare Mackintosh
Übersetzerin: Sabine Schilasky
Format: Taschenbuch
Preis: 11,00 €
Seitenzahl: 463 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-404-17703-5
Bewertung: 2,5 Sterne
Rezensionsexemplar
Inhalt
Caroline Johnson hat sich vor einem Jahr ihr Leben genommen. Ihr Mann tat genau dasselbe nur wenige Monate zuvor. Anna, ihre gemeinsame Tochter, leidet schwer unter dem Verlust unter ihren Eltern und fragt sich, was die beiden dazu bewegt hat, sich in den Tod zu stürzen. Sie beginnt nachzuforschen, als sie eine ominöse Nachricht im Briefkasten findet und stößt auf Lügen und Ungereimtheiten, die sie langsam aber sicher in Gefahr bringen, denn manche Dinge sollte man lieber ruhen lassen…
Die Lesejury gibt den angemeldeten Mitglieder jeden Mittwoch die Chance auf einen Thriller, der neu erscheint. Dadurch bin ich auf „Deine letzte Lüge“ aufmerksam geworden. Der Klappentext klang unheimlich spannend und die Leseprobe hat mich gepackt. So viele Fragen waren offen, die ich unbedingt lösen wollte und so habe ich mich auf die Leserunde beworben. Zu meinem Glück bekam ich eine positive Rückmeldung und habe das Buch im Januar gelesen. Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!
In die Geschichte hineinzufinden ist einfach. Man bekommt die Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Von Anna, der eigentlichen Protagonistin, von Murray, ein pensionierter Polizist, der sich den Fall von Anna annimmt und einer Person, die in kursiver Schrift erzählt, und die Vergangenheit etwas beleuchtet, was einen deutlicheren Blick auf Annas Familie bedeutet.
Ich mochte diese Aufteilung sehr, denn man bekommt so jegliche Zusammenhänge zu fassen. Gedankengänge von unterschiedlichen Personen haben sich für mich zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Natürlich sind zu Beginn nur Fragen aufgeworfen worden und nicht beantwortet, doch je tiefer man in die Geschichte eingetaucht ist, desto klarer wurde das Bild.
Die Autorin hat einen wirklich angenehmen Schreibstil und man spürt genau, dass man tiefer graben muss, um den Selbstmorden von Annas Eltern wirklich auf den Grund zu gehen. Wieso haben sie sich umgebracht? Wieso auf dieselbe Weise und in so kurzen Zeitabständen? Was hat sie belastet? Und wieso lässt dieser ominöse Brief Anna so sehr daran zweifeln, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist?
Eigentlich sollte die Geschichte nun spannungsgeladen loslegen. Man sollte den Thrill spüren, den psychologischen Druck dem Anna sich stellen muss. Welche Geheimnisse haben ihre Eltern umgeben? Was hat sie als Tochter verpasst und wieso schwebt sie jetzt in Gefahr? Wer hat es auf ihre Familie abgesehen? Doch ich muss leider sagen, dass dieser Thrill, die Aufregung, all das.. einfach nicht zu mir durchgedrungen ist. Recht schnell hat sich eine Idee in mir gefestigt, wie sich das Ganze lösen könnte und nach und nach fand ich immer mehr Hinweise darauf, dass es sich tatsächlich so zugetragen hat. Die Spannung war bei mir komplett raus. Es war viel zu leicht und zu einfach, nichts wurde dem Zufall überlassen.
Gleichzeitig war mir Anna als Protagonistin einfach nicht sympathisch. Ich konnte ihren Charakter nicht richtig greifen und ihr Verhalten teilweise überhaupt nicht nachvollziehen. Sie ließ sich teilweise zu komplett falschen Entscheidungen drängen, denn ihr Lebensgefährte hat sie doch recht fest im Griff. Sie will eigentlich unabhängig sein und selbst einen Weg zur Lösung finden, lässt sich aber immer wieder beeinflussen. Hier hat die Autorin in meinen Augen auch einen Fehler begangen, den ich aber leider nicht weiter ausführen kann, um euch nicht zu spoilern. Doch man kann genau erkennen, dass sie ursprünglich einen anderen Ausgang für die Geschichte geplant hat, in dem ein weiterer Charakter eine entscheidende Rolle spielen sollte. Dies hat sie aber nicht realisiert, die Hinweise auf diesen anderen Charakter aber nicht verändert und somit wollte sie wahrscheinlich Spannung erzeugen. Für mich war es unnötige Verwirrung, die nur Unruhe in die Handlung gebracht hat, anstatt tatsächlich einen anderen Charakter in den Fokus zu rücken.
Das Ende hat dann doch wieder etwas Spannung hinein gebracht, denn eine Wendung habe ich nicht kommen sehen. Trotzdem war auch das teilweise etwas überspitzt und zu unruhig. Man wird von der einen Szene in die nächste geworfen und die komplette Action, die im ganzen Buch hätte verteilt werden können, wurde auf die letzten Seiten gepresst. Und allein diese actionreichen Szenen machen für mich eben keinen Psychothriller aus. Das Buch ist eher ein Spannungsroman oder ein Familiendrama mit Krimielementen.
Der Abschluss des Buches hat mir letztlich dann überhaupt nicht mehr gefallen, denn dort wird ein Kreislauf angestoßen, der mich nicht in Spannung versetzt, wie es vielleicht gedacht war, sondern eher zum Gähnen bringt. Eigentlich finde ich offene Enden nicht allzu schlimm, bei diesem Buch aber überhaupt nicht passend. Es sollte ein endgültiger Abschluss da sein, der keine wilden Spekulationen mehr zulässt. So passt das Ende jedoch zur Unruhe die das gesamte Buch über geherrscht hat.
Fazit
„Deine letzte Lüge“ hätte so viel Potential für einen genialen Psychothriller gehabt und die Autorin vergibt fast jede Chance dazu. Nichts ist richtig spannend, nur ein Detail konnte mich tatsächlich überraschen und das Ende hat mich überhaupt nicht zufriedengestellt. Das gesamte Buch über herrschte eher Unruhe und teilweise empfand ich sogar Langeweile. Für mich ist das Buch eher ein Spannungsroman und in keinster Weise ein Thriller, da die wenigen actiongeladene Szenen eben keinen Thriller ausmachen. Sehr schade, denn ich hatte wirklich Lust auf einen genialen Thriller.