Dunkles Samt auf heißkalten Flächen.
Alexander Veljanov und Ernst Horn sind nun schon im 25sten Jahr Deine Lakaien. "Indicator" ist (je nach Zählweise) mindestens das 10. Album und auch wenn wir hier wieder die Pfade des reinen Folkgeistes verlassen, dunkel genug um auf dem Bänkelsänger gewürdigt zu werden, ist es auf jeden Fall und gut ist es sowieso.
Wer das dunkle samtige Timbre Veljanovs zum ersten Mal hört, muss sich (je nach Gefühlslage) seltsam angezogen fühlen, vielleicht sogar betört werden. Die dazu (je nach Album) angestimmten, meist kälteren elektronischen oder warm akustischen Klänge polarisieren herum und laden zum Tanz auf der Rasierklinge. Messerscharf gezogen, häufig mit schneidender Intensität perlen die synthetischen Strukturen um ein vorwiegend elektrisch erzeugtes, perkussives Geäst. Finstere Streicherklänge sirren mit stechenden Pianoklängen um die Wette und nicht selten halten auch ein Paar gerne mittelalterlich angehauchte Bläserklänge Einzug.
"Indicator" macht hier keine Ausnahme. Elegische Klangfülle heißt das Zauberwort, Sounds die in den Arm nehmen, Klänge die einen in Mäntel einhüllen, dazu wieder unfassbar eingängie Melodien breiten dem Hörer den Teppich aus. Die kräftige, hallende Vorabsingle "Gone" schleicht erst bedächtig herein, lockt mit rhythmischer Komplexität und bleibt doch unglaublich eingängig. "Europe" wird teilweise auf französisch bestritten, sieht durchaus Lichter am Ende des Tunnels und windet sich zwischen Nacht- und Halbschatten. Ein kühner Höhepunkt hingegen ist das treibende, mit seinem fulminanten Beat herausbrechende "Six O'Clock", in dem Veljanow mit teuflischer Anmut sämtliche Herbstgespenster vertreibt.
Ein wahrhaft beeindruckend klanggwaltiges Werk zwischen Tag und Nacht.