Dein Mann ist aber schlank geworden…

© Petra Dirscherl  / pixelio.de

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Es gibt ja Aussagen, über die man sich nicht so freut: insbesondere in der zweiten Hälfte des letzten Jahres habe ich eine ganze Menge von Sprüchen über mich ergehen lassen müssen, die dazu geeignet waren, das Selbstvertrauen mehr als ein wenig zu beeinträchtigen. Sicherlich kennen Sie diese auch, die haben was mit dem Bauchumfang, dem wachsenden Hüftansatz, na, eben mit dem langsamen Anwachsen des Körpergewichts zu tun. Frauen, insbesondere meine eigene, sind elegant darüber hinweg gegangen, aber männliche Freunde und Bekannte waren da weniger zurückhaltend, und so begleiteten mich die “dummen” Sprüche schon über ein paar Monate.

An diesem Punkt musste ich mich dann irgendwann entscheiden: aufgeben und dem langsamen Ansteigen des BMI in den übergewichtigen Bereich tatenlos zusehen – oder den Kampf gegen den langsamen Zerfall der Muskelmasse zu Gunsten der Fettmasse aufnehmen.

Ich gebe zu, es hat tatsächlich viele Wochen gedauert, doch vor dem Weihnachtsurlaub habe ich mir dann geschworen, dass ich nicht einfach mein persönliches Breitenwachstum weiter beobachte und es als von Gott gegeben hinnehme, sondern dass ich etwas dagegen tun werde.

Dabei war es wohl bei mir noch ein Jaulen auf relativ niedrigem Niveau, denn mein inzwischen erreichtes Maximalgewicht lag bei 1,83 Meter Körpergrösse “nur” im Bereich von 91 Kilogramm – aber schon diese etwa 15 Kilogramm zu viel nicht nur auf den Rippen engten meine Bewegungsfreiheit doch ganz massiv ein – und es war mir schon klar, dass es nicht die bösen kleinen Männchen waren, die nachts die Hosen und Hemden enger nähten…

Dabei war es allerdings so ein schleichender Prozess über viele Jahre, der dazu geführt hat, dass ich mich nun nur noch beschönigend als “stämmig” bezeichnen konnte: als Kind war ich genau so ein dürres Kind, wie es mein Sohn heute ist, und bis zum Ende des Studiums war es für mich trotz riesigen Portionen am besten 3x am Tag praktisch unmöglich, die 75 Kilogramm zu überschreiten. Aber dann kam das Referendariat und die Aufgabe des Rauchens, und schon lag ich über 80 Kilo, und mit Aufnahme der Arbeit und dem Wegfall des regelmässigen Sports (ein typisches Problem aller Schreibtischarbeiter, glaube ich) fing dann das Pendeln zwischen 83 Kilogramm und 90 Kilogramm an – wobei die Zeiten, in denen ich mich im oberen Bereich tummelte, immer häufiger wurden.

© Hannelore Louis  / pixelio.de

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Also, nun sollte es also zu Beginn dieses Jahres angehen mit dem Abnehmen – und da ich von Diäten nichts halte, habe ich es mit einer Mischung aus Sport und Verringerung des Essens und Trinkens versucht. Dabei war der Vorsatz, weniger zu Essen und zu Trinken, wesentlich einfacher einzuhalten – viel Sport treiben, das war viel, viel schwieriger, denn immer wieder fand der grosse, braune Freund mit dem dicken Fell auf dem Sofa (volkstümlich “Schweinehund” genannt) einen Grund, nicht ins Fitnessstudio zu fahren.

Aber mit der Zeit stellten sich ein paar kleine Erfolge ein, das Gewicht sank zwar nicht schnell, aber relativ regelmässig, und irgendwann hatte sich auch Freund Schweinehund grollend hinter das Sofa verzogen. So habe ich es immerhin bis Ende Juni auf 80 Kilo Körpergewicht geschafft – und damit in den Bereich des normalen BMI und in den Bereich, in dem meine normale Kleidergrösse wieder passt, ohne dass die Nähe regelmässigen Stresstests unterzogen werden.

Aber die Gewichtsreduktion ist nur die eine Seite; die andere ist, dass der regelmässige Sport auch dazu geführt hat, dass ich mich insgesamt besser fühle. Deswegen ertrage ich jetzt die Frustration, wenn die Waage auch mal wieder nach einem Tag des Wohllebens nach oben schnellt (viel schneller als sie dann wieder den Weg nach unten findet…) deutlich gelassener. Und ich kann jedem nur raten, der auch mit seinen Pfunden unzufrieden ist: kämpft mit dem braunen Freund auf dem Sofa, es lohnt sich.

Derzeit habe ich ein prima Rezept für mich gefunden, um den Sportanteil am Tagesverlauf hoch zu halten: frei nach dem Motto “der frühe Vogel fängt den Wurm” stehe ich eine Stunde vor meiner Familie auf und trainiere auf dem Crosstrainer – ein im übrigen sehr, sehr gutes Trainingsgerät, welches man gebraucht für kleines Geld erwerben kann; ich selbst habe einen Christopeit CS5 in Topzustand über ebay-Kleinanzeigen für 75,00 EUR  gekauft, und der ist vollkommen ausreichend, um einen nach 45 Minuten mehr als kräftig ins Schwitzen zu bringen. Glauben Sie mir, die grosse Vereinigung der Schweinehunde sorgt für regelmässigen Nachschub an günstigen Crosstrainern…

Ein solcher Crosstrainer hat dabei zwei massive Vorteile gegenüber dem überall so angepriesenen Joggen: erstens kann man das auch sehr gut machen, wenn es draussen kalt und nass ist, und bei Menschen wie mir, die Schwierigkeiten mit den Kniegelenken haben, verhindert so ein Gerät nicht nur die Schmerzen im Knie, sondern hilft sogar dabei, die Schmerzen bei anderen Sportarten zu minimieren. Insgesam talso eine sehr schonende und dabei durchaus viele Muskeln trainierende Art, Fett zu verbrennen.

Derzeit steht meiner (also der Crosstrainer, nicht der Schweinehund, der knurrt das Trainingsgerät vom Sofa aus an) vorm Fernseher, und so ist die erste Laufeinheit vor dem Dusche und Frühstücken relativ stressfrei erledigt. Ich persönlich kann dazu übrigens die australische Serie “Sea Patrol” als Stimmungsaufheller empfehlen, aber das ist sicherlich Ansichtssache…

© sigrid rossmann  / pixelio.de

© sigrid rossmann / pixelio.de

Und sicher, manchmal, wenn die Uhr dann doch noch sehr, sehr früh anzeigt, dann kommt der Schweinehund vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer geschlichen und wirft sich mit Schwung auf die Bettdecke – und das ist der eigentliche Augenblick, an denen die meisten guten Vorsätze scheitern, denn wenn man dem Dicken einmal nachgibt, dann hat man fast schon ganz verloren.

Da ist es dann gut, wenn man mal wieder Motivation bekommt und die beste Ehefrau von Allen berichtet, dass eine Freundin sie angesprochen hat: “Dein Mann ist aber schlank geworden…”

Na dann, auch morgen früh wird dem Fett auf den Hüften wieder der Kampf angesagt – und wenn die Motivation mal wirklich im Keller ist, dann hilft immer noch folgendes Bild im Kopf: stellen sie sich mal 15 Kilogramm reines Fett auf einem Haufen vor…. BRRRRRR!

Photo: www.pixelio.de


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