AB 27. AUGUST IM KINO! ©Studiocanal
Zac Efron – das ist doch dieser Schönling, der aufgrund seines Tanz- und Gesangstalents in „High School Musical“ berühmt wurde, oder? Derjenige, der danach in seichten Romanzen und Komödien zu finden war und von ernsthaften Kritikern nur mit einem Naserümpfen bedacht wurde, oder? Wieso sollte „We are your friends“ plötzlich anders sein? Bestimmt erfüllt sein neuester Kinofilm sämtliche Klischees und bestätigt jedes Vorurteil. Tja, Herr Kritiker, falsch gedacht.
„We are your friends“ mag sich im ersten Moment vielleicht wie ein typischer Efron anfühlen und auch so aussehen, doch währt dieser Eindruck nicht lange. Regisseur und Drehbuchautor Max Joseph drängt mitten hinein in das Lebensgefühl einer Generation verlorener Seelen in North Hollywood. Sie sind dem Ruhm so nahe wie sonst niemand und doch befindet sich die mögliche Karriere, das Leben des American Dream, außerhalb ihrer Reichweite. Sie befinden sich in einer Sackgasse aus Möchtegernstars, Clubpartys und dem Vertrauen darauf, irgendwann den Jackpot zu knacken.
©Studiocanal
Zac Efron spielt Cole, einen dieser Jungs. Keine nennenswerte Schulausbildung, ein Leben in den Tag hinein. Doch Cole hat Träume, er will DJ werden, ein Song könnte sein Leben verändern. Spätestens hier merkt der Zuschauer: „We are your friends“ bemüht sich tatsächlich um glaubwürdige Charakterzeichnung, will keine simple Komödie ohne Mehrwert sein. Regisseur Joseph entführt das Publikum in die Welt der DJs und der elektronischen Musik, lässt sie daran teilhaben. Selbst jene, die mit dieser Musikrichtung nichts am Hut haben, werden sich dem Zauber der Beats nicht entziehen können. Ähnlich wie Cole den Rhythmus seiner Musik beschreibt, passt sich der Herzschlag des Zuschauers den Klängen aus den Lautsprechern an.
Zwar gibt es auch hier Partyszenen in Hülle und Fülle, doch sind sie unterlegt mit etwas, das80 Prozent aller Hollywoodproduktionen vermissen lassen: Herz. Die Schicksale seiner Figuren sind dem Publikum nicht egal. Cole, sein Mentor James (klasse dargestellt von Wes Bentley), auch die Frau zwischen den beiden namens Sophie (bringt die Leinwand zum Schmelzen: Emily Ratajkowski) – sie alle handeln nachvollziehbar und bekommen von Joseph größtenteils grandiose Dialoge in den Mund gelegt.
Vor allem zu Beginn mutet „We are your friends“ wie ein mutiges Indieprojekt ohne namhaftes Zugpferd an. Mit wunderbar skurrilen Bildeinfällen untermalt Joseph das Geschehen, schwankt zwischen Generationenporträt und Szenedarstellung. Wer die DJ-Szene belächelte wird dies nach Ansicht des Films nicht mehr tun. Es steckt doch mehr dahinter als Regler hin und herzuschieben, die Songs in „We are your friends“ wirken organisch, machen Spaß.
„We are your friends“ ist wie die Light-Version eines „Spring Breakers“, der innerhalb seiner Möglichkeiten durchaus überrascht. Zwar schlägt er nie konsequent über die Stränge, doch gibt es einige originelle Ideen, die den Film aus der Masse hervorstechen lassen. Ausgerechnet sein Zugpferd ist es – Zac Efron – der dem Film schadet. Denn der beste Schauspieler ist er einfach nicht. Glücklicherweise passt er vom Typ her perfekt in die Rolle, womit auch der emotionale Schlussakt gerettet ist. „We are your friends“ ist manchmal unausgegoren und in seinen Betrachtungen oberflächlich, dennoch ohne Zweifel sein bisher bester Film – mit Abstand.
©Studiocanal
BEWERTUNG: 07/10Titel: We are your friends
FSK: ab 12 freigegeben
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Drama
Erscheinungsjahr: 2015
Regisseur/Autor: Max Joseph
Darsteller: Zac Efron, Emily Ratajkowski, Wes Bentley, Jon Bernthal, Jonny Weston, Jon Abrahams