Watchman's Science-Fiction-Blog berichtet regelmäßig über Neuigkeiten aus der Welt der Science-Fiction. Dazu gibt es regelmäßig Rezensionen und Reviews zu Serien, Filmen, Büchern und Hörspielen aus dem SF-Genre.
Aus der Entertainmentwelt sind PC- oder Konsolenspiele inzwischen gar nicht mehr wegzudenken. Längst sind sie kein Kinderkram mehr, sondern finden ihr Publikum in allen Altersschichten. Klar, dass sie auch zur Merchandising-Strategie der Hollywoodstudios gehören, wenn es darum geht, Kinofilme, Fernsehserien oder ganze Franchises zu vermarkten. Der US-Sender Syfy will das Verhältnis zwischen TV-Serie und Computerspiel nun auf einen neuen Level heben und spannt dafür mit dem Spielentwickler Trion zusammen. Das gemeinsame Projekt heißt Defiance.
Im nächsten Jahr sollen zeitgleich eine Fernsehserie und ein MMO (Massive Multiplayer Online Game) an den Start gebracht werden. Das Besondere: Serie und Game sollen sich gegenseitig beeinflussen. Relevante Entwicklungen in der Serie sollen ihren Wiederhall im Game finden und umgekehrt. Dies klingt so interessant wie ambitioniert und ist einer der Gründe, warum beide Partner ordentlich im Vorfeld die Werbetrommel rühren. So war Defiance das große Aushängeschild von Syfy während der diesjährigen Upfronts.
Diefiance spielt in auf der Erde, die jedoch als Folge des ersten Kontakts mit Außerirdischen ihr Antlitz wesentlich verändert hat. Menschen und Alien bevölkern gemeinsam den Planeten, inklusive außerirdischer Flora und Fauna. Im Zentrum der TV-Serie steht die Stadt St. Louis, jedoch nur noch der bekannte Bogen (das stilisierte Tor nach Westen) erinnert an die alte Bebauung. Auf den Trümmern wurde eine neue Stadt errichtet, die ein Schmelztiegel unterschiedlicher Spezies ist. Dorthin verschlägt es einen Eigenbrötler, der die Aufgabe übernimmt, dort für Recht und Ordnung zu sorgen. Kein leichter Job.
Syfy und Trion haben nun ein Behind-the-Scenes Video online gestellt, in dem mehr über die Prämisse des Projekts erzählt wird. Außerdem werden zahlreiche Entwürfe für die Gestaltung der Welt von Defiance gezeigt.
Man kann wohl mit Fug und Recht davon sprechen, dass es sich bei Defiance um ein Prestigeprojekt von Syfy handelt, welches die Möglichkeiten der Interaktion von Fernsehen und Gaming ausloten soll. Zu diesem Zweck hat man für die Serie mit Grant Bowler (True Blood), Julie Benz (Dexter), Jaime Murray (Warehouse 13), Tony Curran (League of Extraordinary Gentlemen), Stephanie Leonidas,Graham Greene, Mia Kirshner (24) und Fionnula Flanagan (Lost) einen namhaften Cast zusammengestellt. Auch optisch macht die Sache einiges her. Preiswert produziert wird hier auf jeden Fall nicht.
Als außenstehender Beobachter stellt man sich durchaus die Frage, wie weit die Verzahnung von Game und Serie in der Realität wirklich gehen wird. Immerhin wird es einen Teil des Publikum geben, der nur das MMO spielt oder die Serie verfolgt. Kann man neue Entwicklungen im Game wirklich beim Schreiben der Skripts für die Serie berücksichtigen?
Ein anderer Gesichtspunkt wäre zudem, was eigentlich passiert, wenn Serie oder Game beim Zuschauer/Spieler nicht ankommen. MMOs sind schon lange wirtschaftlich kein Selbstläufer mehr und kostspielige Serien stehen von Beginn an unter enormem Quotendruck (das ewig leidige Thema). Kann sich Syfy die Serie Defiance trotz möglicherweise guter Quoten weiter leisten, wenn das Game floppt und Trion sich aus dem Projekt zurückzieht? Und wie sieht es im umgekehrten Fall aus? Ganz dunkel erinnert man sich da an die Serie Captain Power and the Soldiers of the Future aus dem Jahre 1987-88. Die Serie entstand in Kooperation mit dem Spielzeughersteller Mattel und sollte vor allem helfen, die Toys zur Serie zu verkaufen. Mit einem Lichtstrahl, abgefeuert aus einem "Lasergewehr" konnten die Kinder angeblich die Handlung der jeweiligen Serienfolge beeinflussen. Schnell stellte sich heraus, dass die Unsinn war und das Spielzeug blieb in den Regalen wie Blei liegen. Nach einer Staffel kündigte Mattel die Zusammenarbeit auf, zog sein Geld ab und die Serie wurde gecancelt.
Die Zeiten haben sich natürlich deutlich geändert und damit auch die Möglichkeiten einer wirklichen Interaktion zweier Medien. Unabhängig davon, wie man zu Onlinespielen steht, stellt Defiance auf jeden Fall ein interessantes Experiment dar. Wenn die Einbeziehung der Games hilft, der Serie ein ausreichend großes Publikum zu bescheren, soll es mir recht sein.