Defekte MOX-Elemente im AKW Gundremmingen

Von Antiatomowl

Neben dem AKW Grohnde gibt es auch das AKW Gundremmingen, welches mit MOX-Brennstäben betrieben wird. Im Gegensatz dazu ist Gundremmingen aber ein Siedewasserreaktor, so wie der Reaktor in Tschernobyl. Diese Reaktoren haben erhebliche Sicherheitsprobleme und gehören sofort abgeschaltet.

Das AKW Gundremmingen ist mit einer elektrischen Bruttoleistung von 2 × 1344 MW das leistungsstärkste deutsche Kernkraftwerk. Es steht in Gundremmingen im schwäbischen Landkreis Günzburg in Bayern.
Betreiber ist die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH , die zu 75 % der in Essen ansässigen RWE Power AG und zu 25 % der in Hannover ansässigen E.ON Kernkraft GmbH gehört.

Trotz dessen, dass das AKW Gundremmingen total veraltet ist und ein unglaubliches Sicherheitsrisiko darstellt, werden dort auch noch MOX-Brennstäbe eingesetzt. Es ist nicht nachvollziehbar, wie man dort diese Genehmigung aussprechen konnte! Nun hat sich gezeigt, dass diese MOX-Brennelemente in den AKW nur Probleme bereiten. Nun ist ein AKW in der Gefahrenklasse anders einzustufen, als ein Otto-Motor im PKW…
Wir würden als Bürger von einem führsorgenden Staat erwarten, dass es bei Problemen Aufklärung gibt, dass man im Risikofalle die Anlage stilllegt.
Aber Pustekuchen – die Profite der Atomkonzerne EON und RWE stehen im Vordergrund. Die Risiken werden einfach ausgeblendet!

Weltweit haben aus Sicherheitsgründen nur wenige Siedewasserreaktoren die Erlaubnis, MOX-Spaltelemente einzusetzen. In keinem anderen Land ist in Siedewasserreaktoren soviel MOX-Einsatz erlaubt wie in Gundremmingen.

MOX-Brennstäbe sind im Grunde aus einer Art Recycling von Atommüll verarbeitete Brennstäbe und haben daher viele sehr gefährliche Spaltprodukte und im Besonderen einen sehr hohen Anteil an Plutonium. Plutonium ist der giftigste Stoff, den wir kennen. Schon unglaublich geringe Mengen davon in der Umwelt haben eine verheerende Wirkung! So sollte man auf diese Art Brennstoff verzichten.

Auch das AKW in Fukushima hatte MOX-Brennstäbe, die wohl mit zu der unfassbaren Vergiftung rund um das AKW in Japan geführt haben. Es ist schon heute bekannt, dass der Super-GAU in Fukushima bei weitem ein schlimmeres Ausmaß hatte, als Tschernobyl. Die Folgen sind nicht absehbar…


Nun schaut, wie dilettantisch sich die bayrische Regierung in Sachen Sicherheit und Aufklärung verhält, wenn es um die wohl sicherheitsrelevantesten Anlagen in Deutschland geht: dem leistungsstärksten deutschen AKW in Bayern von der Bauart Siedewasserreaktor, welches mit hochangereicherten MOX-Plutonium-Brennstäben betrieben wird!

Umweltausschuss des Landtags forderte einstimmig Aufklärung zu Gundremmingen
Am 10.11.2011 hat sich der Umweltausschuss des Bayerischen Landtags ausführlich mit den defekten MOX-Spaltelementen im AKW Gundremmingen befasst. Die Grünen hatten den Antrag gestellt, dass der Einsatz von diesen besonders plutoniumhaltigen MOX-Elementen untersagt werden soll bis die Ursache der Defekte geklärt ist. Außerdem forderten die GRÜNEN, dass die Ursachenberichte zu diesen MOX-Fehlern veröffentlich werden sollen.

Landtagsdiskussion
Die Sprecher der CSU, SPD, Grünen und FDP betonten, dass die Häufung der MOX-Schäden besorgniserregend sei und die Ursachen geklärt werden müssen.

Für die antragstellenden GRÜNEN wies die schwäbische Abgeordnete Christine Kamm darauf hin, dass in den Gundremminger MOX-Elementen in den letzten Jahren der Plutoniumanteil um etwa die Hälfte gesteigert worden ist.
Ursprünglich waren in den 1990er Jahren 3,6 % Plutonium in einem öffentlichen Verfahren genehmigt worden. Später wurde ohne Öffentlichkeitsbeteiligung die Steigerung des PU-Gehalts um mehr als die Hälfte auf 5,47 % genehmigt. Seit Februar 2006 dürfen Spaltelemente mit diesem hohen PU-Gehalt von 5,47 Prozent eingesetzt werden.

Christine Kamm zitierte aus einem Dokument der staatlichen Gesellschaft für Reaktorsicherheit, GRS, dass MOX-Elemente in sicherheitstechnischer Hinsicht ungünstigere Eigenschaften als Uran-Elemente haben. Sie forderte nachdrücklich, dass der Einsatz solcher fehleranfälligen MOX-Elemente so lange untersagt wird, bis die Ursache geklärt ist.
Für die CSU sagten die Abgeordneten Markus Blume und Johannes Hintersberger, dass die Sache aufgeklärt werden müsse und dass sie wissen wollen, was das für Schäden sind.
Für die SPD wollte Ludwig Wörner erfahren, ob die Schäden bei der Herstellung oder beim Einsatz der MOX-Elemente entstünden. Ob sie also produktions- oder betriebsbedingt sind.
Für die FDP forderte Tobias Thalhammer eine Erklärung, warum immer wieder im AKW Gundremmingen defekte Brennelemente auffielen.

Der für die Aufsicht des AKW Gundremmingen verantwortliche Regierungsdirektor Ulrich Wiedenmann antwortete: Jede Charge von Brennelementen würde geprüft. Schon im Herstellerwerk achteten im Auftrag der Regierung TÜV-Gutachter auf die Qualität (Anmk. der prüfende TÜV ist eine Gesellschaft mit einem hohen Gesellschafteranteil bei den großen deutschen Atomkonzernen! So kann von Unabhängigkeit des TÜV kaum ausgegangen werden!). Jahrelang habe es keine defekten Brennelemente gegeben. Aber jetzt seien eben im Jahr 2010 gleich drei MOX-Elemente defekt und im Jahr 2011 vier. Normale Uran-Elemente waren nicht defekt. Überwiegend seien kleine Öffnungen in den Hüllrohren aufgetreten, aus denen dann radioaktive Edelgase entwichen. Diese Defekte seien aber nicht erst am Ende der Betriebszeit festgestellt worden. Im Moment seien in jedem der zwei Reaktoren von den jeweils 784 Brennelementen rund 100 vom MOX-Typ. Das Ministerium sehe jedoch keine statistischen Auffälligkeiten.

Im AKW Gundremmingen laufen zwei Siedewasserreaktoren (SWR). Diese haben im Unterschied zu Druckwasserreaktoren nur einen Hauptkreislauf. Die Gundremminger SWR sind die letzten Deutschlands. In beiden sind jeweils 784 Spaltelemente. Von diesen dürfen höchstens 300 vom Typ MOX sein. In einem Spaltelement sind 100 Spaltstäbe gebündelt. Normale Spaltelemente bestehen aus Uranoxid. Mischoxid-Elemente bestehen aus Uranoxid und zusätzlich Plutoniumoxid.

Belastungsgrenzen überschritten?
Unsere Bürgerinitiative befürchtet, dass mit der mehrfachen Verstärkung des Plutoniumgehalts in den Spaltelementen Belastungsgrenzen gefährlich überschritten wurden. Schon rein statistisch ist es höchst unwahrscheinlich, wenn in einem Reaktor 100 MOX-Elemente und 684 Uranelemente sind, dass vier defekte Elemente zufällig alle MOX-Spaltelemente sind. Hier liegt offenbar bei den neuen und stärkeren MOX-Elementen ein Serienfehler vor.
Unverantwortlich, dass ein Jahr nach erstem Auftreten zwar die Schadensursache noch nicht ermittelt wurde, aber die Reaktoren weiter mit MOX laufen dürfen!

Wir sollten einmal diesen Vergleich eingehen:
Wenn gehäuft beim neuen 3er BMW defekte Motorsteuergeräte auffielen, würde BMW zur Sicherheit alles dran setzen, die Ursache ausfindig zu machen, den Produktionsprozess verbessern und die Wagen in die Werkstätte zurückrufen. BMW-Wagen haben zudem wie alle anderen Autos risikogerechte Haftpflichtversicherungen. Atomkraftwerke haben wegen des übergroßen und zu teuren Risikos keine ausreichenden Haftpflichtversicherungen. Umso wichtiger ist, so lange noch Atomkraftwerke laufen, für unsere Sicherheit eine qualifizierte und tatkräftige Aufsicht.

Die Atomkraftgegner vor Ort (FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.) fordern daher:
Klärt die Ursachen auf, informiert die Bürgerinnen und Bürger und stoppt wenigstens so lange den MOX-Einsatz!