Im Feuilleton-Teil der Berliner Zeitung gab es gestern anlässlich des 100. Geburtstags von Kurt Maetzig ein sehr anrührendes Gespräch mit dem Filmregisseur und DEFA-Mitbegründer.
Kurt Maetzig, am 25. Januar 1911 geboren, überlebte als Halbjude die Nazi-Zeit nur dank einflussreicher Freunde, die ihn wegen seiner kriegswichtigen Forschung in der Fotochemie vor Verfolgung und Tod schützen konnten. Nach dem Krieg war er an der Gründung der DEFA beteiligt und schuf mit dem „Augenzeugen“ die erste deutsche Wochenschau nach dem Krieg.
Zu Maetzigs wichtigen Filmen gehören „Ehe im Schatten“ (1947), „Der schweigende Stern“ (1959, der erste Sci-Fi-Film der DEFA) und „Das Kaninchen bin ich“ (1965 verboten, erst 1990 uraufgeführt)
Auf die Frage „Was bedeutet Ihnen Freiheit?“ hatte Maetzig eine, wie ich meine, sehr gute Antwort:
Freiheit ist für mich ein leeres Wort, wenn man nicht hinzufügt: Frei wovon und frei wozu. Denn Freiheit ist eine gerichtete Kraft. Heute sehe ich die Gefahr, dass sich die Kraft der Freiheit verliert, weil es ihr an Ziel fehlt. Mit dem Begriff Freiheit ist es ähnlich wie mit dem Begriff Demokratie. Man sagt Demokratie und meint Kapitalismus. Es geht gar nicht um Demokratie in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, also um Volksherrschaft. Im Gegenteil: Die Demokratie als Staatsform ist so kunstvoll konstruiert, dass das Volk möglichst von den Entscheidungen fern gehalten wird. In der Wirtschaft, im Militär, in der Justiz herrschen Autokratie statt Demokratie. Es sind in Wirklichkeit nur begrenzte Gebiete, in der Demokratie wirksam wird, und selbst da nur partiell.
Die ausführliche Version des Gesprächs, die sich unbedingt zu lesen lohnt, ist in der Berliner Zeitung zu finden.