Deepwater Horizon - das kann uns auch passieren

Allmählich werden unsere Augen geöffnet, dass das Problem längst über Deepwater Horizon hinausgeht. Fakten gefällig? Im Golf von Mexiko befinden sich noch weitere 4300 Bohrinseln für Gas und Öl! Heftig was? 


Gibt es eine Umdenken deshalb? Es sieht nicht danach aus. Der Obamamessias faselt zwar vom "Beenden der amerikanischen Sucht nach fossilen Brennstoffen", aber hat er Pläne? Mitnichten. Er "warte auf Vorschläge" liest man. Erbärmlich für einen Politiker, der seinen Wahlkampf mit "We can" gewann.


Lieber wartet er ab, zaudert, macht TV-Talks, um der Bevölkerung zu suggerieren, es sei alles bei ihm in besten Händen. Damit werden aber die systemischen Aspekte der Katastrophe bewußt ausgeblendet: Dass zum Beispiel das Risiko von Tiefsee-Ölbohrungen so groß ist, dass BP gar nicht erst versucht hat, dafür eine Versicherungsfirma für einen möglichen Unfall zu finden. Die Suche wäre eh vergeblich gewesen, das Risiken sind einfach viel zu hoch.


Deepwater Horizon - das kann uns auch passierenAber vergessen wir nicht, dass dieser Ölbohr- und Die-Natur-bedenkenlos-Ausbeuten-Wahn nicht auf Amerika beschränkt ist: 


Die brasilianische Ölgesellschaft Petrobras will z.B. 220 Milliarden Dollar in Bohrplattformen, Schiffe und Ausrüstungen investieren, um in gigantischem Ausmaß Öl aus der Meerestiefe vor Brasilien fördern. Und dieser brasilianische Wahnsinn toppt sogar die Amerikaner: Petrobas wird viel tiefer als BP bohren: 2000 Meter (!), um an das 7000 Meter tiefe Öl vor der brasilianischen Küste zu kommen.


Die aggressive Expansionspolitik von BP für seine Tiefseeborungen geht übrigens auf einen firmengeschichtlichen Paradigmenwechsel zurück: 


Auf dem Höhepunkt des britischen Kolonialismus war BP einer der wichtigsten wirtschaftlichen Stützpfeiler für die Kolonialpolitik Londons. Nach dem Abstieg Großbritanniens als imperiale Macht musste BP sich neue Märkte erschließen und ging dabei auch durchaus brutal vor, indem es z.B. den vom CIA gesteuerten Putsch gegen den iranischen Premierminister Mossadegh unterstützte, weil dieser es gewagt hatte, die ausländische Ölindustrie zu verstaatlichen. 


Und auch in der Gegenwart wird BP von seiner Verquickung von Firmeninteressen mit nationaler politischer Strategie eingeholt: Amerikanische Senatoren lassen zur Zeit untersuchen, ob BP für die Freilassung eines der libyschen Lockerbie-Attentäters gesorgt hat und dafür zum Dank von Ghadafi einen lukrativen Auftrag zugeschanzt bekam. 


Reichlich spät, dieses amerikanische Interesse: Dass die Ölindustrie ihre finanzielle Hand bei der der Freilassung des Lockerbie-Bombers im Spiel hatte, hat der der britische Justizminister Jack Straw schon 2009 eingeräumt. Nur: Damals war BP noch ein internationaler Star-Konzern und "Deepwater Horizon" nur ein Wort für schwierige Kreuzworträtsel.




Nachfolgend eine Visualisierung, was eine mit Deepwater Horizon vergleichbare Ölkatastrophe für die Nordseeküste bedeuten wird, wenn sie in einem Bohrloch rund um Helgoland entsteht. Also: Wir sollen uns nicht länger von den BeschwichtigerInnen ("kann bei uns doch nicht passieren") abwiegeln lassen:


Deepwater Horizon - das kann uns auch passieren

(Quelle: www.ifitwasmyhome.com)


Noch ein relevanter Link: Wieviel Öl schon ausgetreten ist



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