Deepwater Horizon

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Deepwater Horizon

1Action

Peter Bergs Actionreißer ist das filmische Pendant der titelgebenden Bohrinsel: ein rückständiges Ungetüm konstruiert aus Profitgier und nicht ausgerüstet für die Aufgabe, die es bewältigen soll. Die Ethik dahinter ist mindestens dubios wie die von BP, deren Name trotz der 800 Millionen Liter Öl, die das Unternehmen in den Golf von Mexiko kippte, unbefleckt bleibt.

Zum alleinigen Buhmann wird Donald Vidrine (John Malkovich), dem die Repertoirerolle des arroganten Leugners aller Gefahren zugeschoben wird. In jedem Katastrophenfilm gibt es diesen Typen, der schwört, der Vulkan würde nicht ausbrechen, die Sturmflut nicht eintreffen und der Haifisch nicht zuschnappen. Aber Deepwater Horizon dramatisiert keine natürliche Katastrophe, sondern eine menschengemachte. Obwohl dieser Unterschied beiläufig erwähnt wird, blendet der Plot ihn faktisch aus. Damit wird ebenso die Verantwortung von Halliburton und Transocean ausgeblendet wie die Mitschuld seiner Angestellten. Niemand kann auf einer Ölplattform arbeiten, ohne sich die Hände schmutzig zu machen, buchstäblich und sinnbildlich.

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Berg geht in seiner verherrlichenden Charakterisierung noch eine Schritt weiter. Die Täter werden zu Helden stilisiert, Sorge um die Natur ist bloß verkappte Arbeitsunlust. Die Synopsis verspricht: „die packende Story, die viele nicht gesehen haben: die 12 Stunden, die zu dem Ereignis führten, dass 11 Arbeiter das Leben kostete.“ Tatsächlich machten Jahre laxer Wartung, das mutwillige Ignorieren von Warnungen und die Förderung in einer Tiefe, für die die Plattform nicht konstruiert war, ein Desaster unvermeidlich.

Tragisch ist nicht die Zerstörung der Bohrinsel, die das Publikum betrauern soll, sondern die des marinen Lebensraums, den BP seit den ersten Bohrungen in der Nordsee 1965 zerstört. Keine einzige Einstellung zeigt Umweltschäden. Der Regisseur weiß um die Kompromittierung seiner Protagonisten und laviert mit den Drehbuchautoren Matthew Michael Carnahan und Matthew Sand geflissentlich darum herum. „Mutige Arbeiter wurden echte Helden, in der Hoffnung, zu ihren Familien und Leben an Land zurückzukehren.“ Faktoren wie materielle Ausweglosigkeit, moralische Ambiguität oder Gewissenlosigkeit, die Menschen zu Handlangern eines skrupellosen Konzerns machen könnten, werden durch süßliche Familienharmonie ersetzt.

Nicht weiter detailliert werden die Leben der Todesopfer, die der Vorfall forderte. Einzig im Abspann erscheinen sie als Fotoparade, um die Aufmerksamkeit von den ökologischen Folgen auf die menschlichen Schicksale zu lenken. Der Verschleierungstaktik unterstützt die Wackelkamera, die miese Effekte kaschieren soll und der schmierigen Mär vom unvermeidbaren Unfall die Prätention von realistischem Arthousekino gibt. Bedrohliche Unterwasseraufnahmen beschwören das Schreckbild einer monströsen Natur, die tapfere Männer wie Mike Williams (Mark Wahlberg) in Schach halten.

Die einzige Frau an Deck Andrea Fleytas (Gina Rodriguez) wird in ihren wenigen Szenen als absurd inkompetent und hilflos gezeigt. Nicht mal ihr Auto kann sie reparieren, geschweige denn im entscheidenden Moment einen Knopf drücken. Den Knopf drückt schließlich ein verletzter Mann, Jimmy Harrell (Kurt Russell). Der zeigt sich nach dem Vorfall unbelehrbar, was ihn umso heroischer erscheinen lassen soll. Das Happy End immerhin ist echt, wenn auch nur für die Ölmultis. BP bohrt fleißig weiter, bald in bisher unberührten Tiefseevorkommen im Südchinesischen Meer. Ein Sequel ist also sicher.

Regie: Peter Berg, Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Matthew Sand, Darsteller: Mark Wahlberg, Kurt Russell, Gina Rodriguez, John Malkovich, Kate Hudson, Ethan Suplee, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 25.11.2016, www.deepwaterhorizon.movie


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Autor

Lida Bach

 
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