Als ich das erste Mal von Deep Sky Derelicts hörte habe ich gerade auf der Nintendo Switch Darkest Dungeon gespielt. Nicht verwunderlich, dass das Genre im Sci-Fi Setting auf Anhieb mein Interesse weckte. Nun ist der Titel auch auf den gängigen Konsolen erschienen und ich habe mir Deep Sky Derelicts des finnischen Studios Snowhound Games für euch genauer angeschaut.
Noname in der Galaxie
Als staatenloser Plünderer werden wir zum Vize-Gouverneur gerufen. Dieser will, dass wir das sagenumwobene Mutterschiff finden. Denn verstreut in der Galaxie gibt es hier wohl nur eines zu tun. Andere Schiffswracks zu durchforsten und alles was nicht bei drei auf dem Baum ist unter den Nagel zu reißen. Für das Finden des Mutterschiffes verspricht uns der Vize-Gouverneur eine ordentliche, galaktische Staatsbürgerschaft, was so etwas wie das Goldene Ticket für die Schokoladenfabrik ist. Es lockt ein Leben in Wohlstand und Frieden. Also machen wir uns in einer festen Dreiergruppe, die wir vor Start des Spieles festlegen können, auf den verschiedenen Schiffswracks auf die Suche nach Informationen. Wenn wir auf einem der Schiffswracks die Kommandobrücke erreichen, finden wir dort in den meisten Fällen neue Informationen. Nach dem wir diese zum Vize-Gouverneur gebracht haben, schalten sich neue und unerforschte Wracks frei. Auf den Wracks lebt jede Menge feindlich gesinntes Ungeziefer. Von Mutanten über Roboter und anderen Plünderern ist hier alles bei. Aber auch friedlich Gesinnte sind anzutreffen. Mit denen können wir Handel treiben oder sie haben eventuell Nebenquests für uns, um ein paar Credits zu verdienen. Die Story insgesamt bleibt dabei also recht dünn und so eine richtige Atmosphäre, wie beispielsweise bei einem Darkest Dungeon möchte sich auch nicht einstellen, was aber vor allem an der Soundgestaltung liegt.
Auf in den Kampf
Das Kampfsystem von Deep Sky Derelicts ist eine Mischung aus Rundenkampf kombiniert mit Kartendecks und Rollenspielelementen. Unsere Gruppe besteht wie bereits erwähnt aus drei verschiedenen Charakteren. Diese sind zu jeder Zeit mit dem nötigen Kleingeld austauschbar. Einen festen Protagonisten besitzt das Spiel also nicht. Jeder der drei Charaktere gehört einer bestimmten Klasse an. So gibt es beispielsweise Nahkämpfer, Sanitäter oder Schrotter. Es ist uns überlassen wir die Gruppe zusammensetzen. Die Klasse bestimmt allerdings auch das Equipment, welches der Charakter anlegen kann. Waffen, Werkzeuge und Schilde können zusätzlich mit jeweils zwei Modifikatoren ausgestattet werden. Jeder Ausrüstungsgegenstand hat dabei Einfluss auf das Kartendeck des einzelnen Charakters. So erstellt man quasi nach und nach drei unterschiedliche Kartendecks für den Kampf. Bestimmte Basiskarten werden dem Charakter durch Verteilen von Fähigkeitspunkten im Skilltree hinzugefügt. Einen Schrotter können wir beispielsweise mit einem Krafthandschuh für Nahkampfangriffe und einer Leichten Distanzwaffe ausrüsten. Während wir den Nahkampf auf schildbrechende Angriffe auslegen, rüsten wir den leichten Distanzangriff für schnelle Angriffe hintereinander aus.
Die Decks werden dann im Kampf von jedem einzelnen Charakter eingesetzt und normalerweise kann man pro Runde eine Karte ausspielen. Sollte man einmal keine sinnvolle Karte haben, kann man entweder passen und in der nächsten Runde dafür zwei Karten ausspielen oder man improvisiert. Der improvisierte Kartenstapel gibt dann drei zufällige Karten von der man eine einsetzen muss, ein nachträgliches Passen ist nicht mehr möglich. Mit dem Einsatz von Energie können zusätzliche Karten gezogen werden, werden diese aber mit der knappen Ressource teuer erkauft. Gewinnt man einen Kampf erhält man entsprechende Beute. Neue Waffen oder Mods, Plunder zum verkaufen oder gegebenenfalls Questgegenstände. Um sich in den Wracks bewegen zu können, benötigen wir Energie, diese wird abhängig unserer Bewegungsgeschwindigkeit verbraucht und kann durch das Recyclen von Gegenständen oder vorher beschafften Energiezellen wieder aufgeladen werden. Sind wir eilig unterwegs, um weniger Energie zu verbrauchen kann es aber schnell passieren, dass man in einen Hinterhalt gerät und dann für zwei Runden nicht angreifen kann.
Es gilt also immer abzuwägen, ob man sich nicht besser vorsichtig über das Spielfeld bewegt. Mit regelmäßigen Scans können wir Gefahren im Voraus entdecken und entweder selbst Hinterhalte legen oder umgehen. Alles in allem ist das Gameplay durchdacht und ist wirklich fordernd. Durch ständig neue Gegenstände arbeitet man regelmäßig an der Ausrüstung und den Decks der Charaktere und muss durch die immer stärker werdenden Gegner regelmäßig neue Taktiken ausprobieren. Manchmal wirkt das Ganze aber ein wenig zu überladen. Wenn wir in der Heimatstation wieder angekommen sind, können wir unserer Charaktere heilen oder sogar wiederbeleben. Gruppenmitglieder austauschen, neue Aufträge annehmen, Ausrüstung kaufen und verkaufen oder verbessern. Alles was man in so einer kleinen Ortschaft eben macht. Neben der Kampagne gibt es auch noch einen Arena Modus, in dem wir Welle für Welle an Feinden versuchen zu besiegen. Das hat aber keinen Einfluss auf die Kampagne oder birgt irgendwelche Vorteile, was diesen Modus eher uninteressant macht.
Blass und blasser
Deep Sky Derelicts kann genauso wie ein Darkest Dungeon mit viel entsättigter Farbe, dicken Konturlinien in den Handgezeichneten Figuren und Szenerien einen düsteren Look erschaffen. Die Szenerien sind abwechslungsreich gestaltet. Nach fünf oder sechs Wracks ebbt das Gefühl des Entdeckerdrangs aber ein wenig ab. Den Umgebungen werden Fallen hinzugefügt oder atmosphärische Zustände , die mit kleineren Effekten oder Farbfiltern in der Szenerie erkenntlich gemacht wurden. Durch eine leicht Synthi-lastige musikalische Untermalung und ein paar Effektgeräuschen für den Kampf kommt insgesamt aber nicht so richtig das Feeling auf. Ein Sprecher oder eine allgemeine Sprachausgabe hätte dem Spiel gutgetan. Immerhin sind alle Texte ordentlich geschrieben.
Fazit
Eines vorweg: Deep Sky Derelicts ist kein Darkest Dungeon 2. Trotzdem kommen auch im Titel von Snowhound Games gewisse Vibes auf. Das Erkunden und wirklich nichts wissend durch die Gegend zu stolpern macht auf seine ganz eigene Weise spaß. Jeder der wenig mit Deckbuilding am Hut, den kann ich entwarnen. Das Kartenspiel System ist sehr einfach gehalten und man fängt nicht groß an wirklich verschiedene Karten zu kombinieren. Trotzdem ist das Spiel durch diese Komponente doch noch ein wenig abwechslungsreicher und überraschender als beispielsweise das große Vorbild. Taktik- und Rollenspielfans dürfen definitiv zugreifen.