Telepolis, 10.05.2019
Juso-Chef Kühnert hat mit seinen Sozialismus-Thesen einen offenen Nerv der krisengeschüttelten Spätkapitalistischen Gesellschaften getroffen
Ein beliebter Zeitvertreib in linken Krisen besteht darin, bei allen möglichen Gelegenheiten die vergessene linke Rhetorik prominenter SPD-Politiker hervorzukramen, die in ihrer Zeit als sogenannte „Jungsozialisten“ (Juso) so richtig die Sau rausgelassen haben. Der Kontrast zwischen jungsozialistischer Rhetorik und sozialdemokratischer Praxis bildet das beste Gegengift zu allen reformistischen Illusionen bezüglich der spätkapitalistischen Sachzwang-Gesellschaften – sowie der Politik der SPD. Das Juso-Prinzip ist relativ einfach: Die Jungsozialisten sollen sich in ihrer politischen Adoleszenz ordentlich austoben, damit sie später, als „erwachsene“ Politiker, um so reibungsloser die „Sachzwänge“ des Spätkapitalismus an ihrer ureigensten Klientel exekutieren.